Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Siedlergewalt im Westjordanland: Eskalation im Schatten der Olivenb…
> Die Saison der Olivenernte hat begonnen – und im Westjordanland häufen
> sich die Angriffe von Siedlern auf palästinensische Bauern.
Bild: Die Angriffe israelischer Siedler erschweren die Ernte im Westjordanland …
Mehrere Angriffe durch radikale Siedler versetzen seit vergangener Woche
Bäuer*innen und Erntehelfer*innen in den Olivenhainen des
Westjordanlands in Angst.
[1][Ein Video ging dazu in den vergangenen Tagen besonders viral] in den
sozialen Medien: Es wurde vom US-Journalisten Jasper Nathaniel
veröffentlicht. Und zeigt einen Mann mit vermummtem Gesicht und zerrissenem
T-Shirt, an dem die von gläubigen Juden getragenen Fransen, Zizit genannt,
hängen. Er schwingt eine Holzkeule. Der Mann rennt zwischen den
Olivenbäumen entlang, wirft einen Stein, überholt den Wagen des
Journalisten. Er rast auf eine ältere Frau in schwarzem Kopftuch und
traditionellem langen Kleid zu, die gerade unter einem Olivenbaum steht.
Der Mann hebt die Keule in die Luft und schlägt auf die Frau ein, die
bewusstlos zu Boden fällt. Schreie des Journalisten sind im Hintergrund zu
hören.
Dieser Vorfall ereignete sich am Sonntag in Turmus Aya, einem Dorf etwa 16
Kilometer von Ramallah entfernt. Ramallah ist der Hauptsitz der
Palästinensischen Autonomiebehörde, etwa 15 Kilometer nördlich von
Jerusalem. Augenzeugen sagten, sie hätten gerade Oliven im Gebiet B
geerntet, dem Teil des Westjordanlands, der unter israelischer
Sicherheitskontrolle und palästinensischer Verwaltung steht. Um die 45
maskierte Siedler, vermutlich aus benachbarten Siedlungen, seien plötzlich
angekommen, hätten Menschen geschlagen und Autos beschädigt.
Der taz sagte ein in Turmus Aya lebender Palästinenser, der anonym bleiben
möchte: „Der Angriff war sehr gewalttätig.“ Die Siedler hätten unter
anderem Fahrzeuge der Bauern in Brand gesteckt. Auch den heftigen Angriff
auf die ältere Frau bestätigte er. Sie habe eine Hirnblutung davongetragen.
Laut der israelischen Zeitung Times of Israel liegt die Angegriffene weiter
im Krankenhaus auf der Intensivstation.
Das israelische Militär ließ eine Anfrage der taz zu dem Vorfall
unbeantwortet. Der Journalist Nathaniel schrieb am Montag in einem Post auf
Facebook: Soldat*innen hätten ihm später gesagt, bei dem Vorfall habe
sich um einen Fehler gehandelt. Und es sei sehr schwierig, die Siedler zu
kontrollieren.
## Der Angriff ist kein Einzelfall im Westjordanland
[2][Dieser Vorfall ist einer von mehreren], die sich jüngst während der
Olivenernte im Westjordanland ereignet haben. Nahezu täglich melden
arabische Medien Angriffe durch radikale Siedler, meistens auf
Erntearbeiter*innen.
Ein weiterer Fall: In der vergangenen Woche blockierten radikale Israelis
laut Videos und Medienberichten die Zufahrtswege des [3][christlichen
Dorfes Taybeh nordöstlich von Ramallah] und hinderten so die
Einwohner*innen an der Ein- oder Ausreise. Parallel dazu sollen
Menschen, die gerade Oliven außerhalb des Dorfes ernten, attackiert worden
sein. Des Weiteren haben am Sonntag radikale Siedler offenbar
Palästinenser*innen im benachbarten al-Mughayyr angegriffen.
Vor wenigen Tagen wurden außerdem 32 ausländische Aktivist*innen, die
Palästinenser*innen bei der Olivenernte nahe Burin im nördlichen
Westjordanland begleiten und so vor Angriffen schützen wollten, verhaftet
und abgeschoben. Das Militär sagte laut Medienberichten dazu, sie hätten
eine geschlossene Militärzone unerlaubt betreten.
Angriffe auf Erntearbeiter*innen sind nichts Neues, [4][die
israelische Menschenrechtsorganisation Yesh Din] dokumentierte im
vergangenen Jahr 113 Zwischenfälle. In mindestens 47 Fällen seien
israelische Soldat*innen laut der NGO anwesend gewesen, als Siedler
versucht haben, die Erntearbeiter*innen zu behindern. Und sie hätten
den Israelis geholfen. In diesem Jahr hat das Büro für die Koordination
humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen seit dem 9. Oktober
bereits 36 Angriffe durch Siedler auf Erntehelfer*innen in 27
palästinensischen Dörfern gezählt.
## Straflosigkeit bei Siedlergewalt
Das israelische Militär antwortete bereits in der Vergangenheit auf solche
Vorwürfe: Seine Soldat*innen arbeiteten für den Schutz aller
Einwohner*innen in der Region und seien bei Gewalttaten durch Israelis
daran gehalten, diese zu stoppen und die Verdächtigen gegebenenfalls
festzunehmen.
Mehrere NGOs [5][beklagen allerdings eine gewisse Straflosigkeit], wenn es
um Verbrechen von israelischen Siedlern geht. Laut Yesh Din endeten fast 94
Prozent aller Untersuchungen wegen ideologischen angezeigten Straftaten an
Palästinenser*innen zwischen 2005 und 2024 ohne Anklage.
Die [6][Saison der Olivenernte im Westjordanland] beginnt im Oktober und
reicht bis Anfang Dezember. Sie hat für Palästinenser*innen eine
besondere Bedeutung: sowohl im Sinne der nationalen Identität als auch als
Wirtschaftsfaktor. Für Familien auf dem Land ist sie oft eine solide
Einkommensquelle. Umso mehr jetzt, wo die ökonomische Lage in den
palästinensischen Gebieten nach dem Krieg in Gaza stark angeschlagen und
die Arbeitslosigkeit auch im Westjordanland deutlich gestiegen ist.
22 Oct 2025
## LINKS
[1] https://www.timesofisrael.com/jewish-extremists-brutally-assault-palestinia…
[2] /Siedlergewalt-im-Westjordanland/!6120424
[3] /Siedler-im-Westjordanland/!6111420
[4] /Gewalt-im-Westjordanland/!6102894
[5] /Deutsche-Israel-Politik/!6116601
[6] /Gewalt-im-Westjordanland/!5969926
## AUTOREN
Serena Bilanceri
## TAGS
Westjordanland
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Olivenöl
Jüdische Siedler
Siedler
Reden wir darüber
GNS
Israel
Israel
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schlagloch
Zukunft
## ARTIKEL ZUM THEMA
US-Vize und Außenminister in Israel: Vance und Rubio warnen vor Westjordanland…
Israels Knesset billigt zwei Gesetzentwürfe, die die Annexion des
Westjordanlandes mit vorbereiten sollen. „Sehr dumm“, findet
US-Vizepräsident Vance.
IGH-Urteil über Gaza: Israel darf „Aushungern der Zivilbevölkerung nicht al…
Israel muss die volle Versorgung der Palästinenser:innen
gewährleisten. Das hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag
entschieden.
+++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Leiche von getötetem Deutsch-Israeli i…
Nach der Übergabe durch die Hamas wurde die Identität zweier Toter
festgestellt. US-Vizepräsident J. D. Vance trifft am Vormittag Israels
Premierminister.
Trotz Waffenstillstand: Kind im Westjordanland getötet
Ein palästinensischer Junge wurde am Donnerstag von Schüssen des
israelischen Militärs in seinem Dorf getroffen und erlag seinen
Verletzungen. Kein Einzelfall.
Deutsche Israel-Politik: Auf das Versagen muss Einsicht folgen
Gaza lehrt: Die deutsche Israel-Politik ist gescheitert. Ein Neustart muss
historische Verantwortung und Völkerrecht in Einklang bringen.
Versöhnung in Israel und Palästina: „Ich entdeckte den Menschen, wo ein Fei…
Bassam Aramin ist Palästinenser, Rami Elhanan Israeli. Beide haben ihre
Töchter an den Nahostkonflikt verloren. Wie bleiben sie Freunde, trotz
allem?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.