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# taz.de -- Waffenstillstand in Gaza: Trump als Hoffnungsträger
> Am Montag startet in Scharm al-Scheich der Nahost-Friedensgipfel. Es
> zeichnen sich komplizierte Verhandlungen über die zweite Phase von Trumps
> Plan ab.
Bild: US-Sondergesandter Witkoff betont, dass Netanjahu „ein sehr wichtiger T…
Tel Aviv taz | Während in Israel und den palästinensischen Gebieten die
Vorbereitungen für den [1][Austausch von Geiseln] und Gefangenen laufen,
richtet sich die Aufmerksamkeit auf das ägyptische Scharm al-Scheich. Dort
werden am Montag US-Präsident Donald Trump und die Staats- und
Regierungschefs von rund 20 weiteren Ländern zu einem „Friedensgipfel“ für
einen dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen erwartet. Obwohl manche
Positionen zwischen Israel und der Hamas so unvereinbar wie bereits seit
Monaten scheinen, äußerte sich Trump gegenüber Reportern im Weißen Haus
optimistisch über einen dauerhaften Waffenstillstand. „Sie sind alle müde
vom Kämpfen“, sagte Trump.
Das Treffen unter dem Vorsitz von Trump und dem ägyptischen Präsidenten
Abdel Fatah al-Sisi könnte weitere Unterstützung für den 20-Punkte-Plan des
US-Präsidenten bringen. Geplant ist die Unterzeichnung eines Abkommens zur
Umsetzung des Friedensplans, an der neben Frankreichs Präsident Emmanuel
Macron und UNO-Generalsekretär António Guterres auch der deutsche
Bundeskanzler Friedrich Merz teilnehmen soll. Die Hamas wird nicht dabei
sein. Eine Teilnahme von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu war
zunächst nicht angekündigt.
Nach dem Austausch von Gefangenen und dem Ende der Kämpfe in Gaza zeichnen
sich komplizierte Verhandlungen über die zweite Phase von Trumps
sogenanntem Friedensplan ab. Die Hamas hat ihrer in dem Plan geforderten
Entwaffnung nie zugestimmt. Nach dem israelischen Abzug aus knapp 50
Prozent des Küstenstreifens tauchten online Videos von bewaffneten
Hamas-Kämpfern bei Patrouillen auf.
Netanjahu und seine rechtsextremen Regierungspartner haben ein Ende des
Krieges stets konsequent abgelehnt, solange die Hamas in Gaza noch an der
Macht sei. Auch die künftige Verwaltung des Gazastreifens lässt bisher
viele Fragen offen. Netanjahu drohte bereits, Israel werde den Krieg wieder
aufnehmen, [2][wenn die Hamas ihre Waffen nicht abgebe].
Vor dem Gipfel soll Trump am Montag Israel besuchen, Angehörige von Geiseln
treffen und vor dem Parlament sprechen. Um 12 Uhr mittags endet eine
Deadline für die Übergabe der 20 noch lebenden Geiseln sowie der
sterblichen Überreste von 28 weiteren, die die Hamas bei ihrem Überfall am
7. Oktober 2023 verschleppt hat. Die Hamas hatte in den Verhandlungen
angedeutet, nicht alle Leichen übergeben zu können, da manche unter
Trümmern in dem weitgehend zerstörten Küstenstreifen begraben sein sollen.
Im Gegenzug hat sich Israel bereit erklärt, fast 2000 palästinensische
Gefangene freizulassen, darunter 250 mit lebenslangen Haftstrafen, zum Teil
für tödliche Anschläge auf Israelis. 135 von ihnen sollen ins Ausland
abgeschoben, 115 ins besetzte Westjordanland oder nach Ost-Jerusalem
gebracht werden. Unter ihnen ist etwa Ijad Abu al-Rub, der als Mitglied des
Palästinensischen Islamischen Dschihad im Westjordanland für drei
Terroranschläge zwischen 2003 und 2005 mitverantwortlich war, bei denen 13
Menschen starben.
## Israel lehnt Marwan Barghoutis Freilassung ab
Die Freilassung von Schlüsselfiguren wie dem in der palästinensischen
Bevölkerung weithin populären [3][Marwan Barghouti] hat Israel abgelehnt.
Der 66-Jährige gilt als möglicher Nachfolger von Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas, weil er Unterstützung aus allen Lagern der palästinensischen
Bewegung genießt.
Am Samstagabend besuchte Trumps Sondergesandter für Nahost, Steve Witkoff,
den Tel Aviver Geiselplatz. Hunderttausende Menschen waren gekommen, um die
bevorstehende Rückkehr der Entführten zu begrüßen und dem US-Unterhändler
zu danken. Jedes Mal, wenn Witkoff den Namen Trump nannte, [4][brach
ohrenbetäubender Jubel aus].
Als er auch Netanjahu für das Abkommen danken wollte, ging seine Stimme
minutenlang in Buhrufen unter. Witkoffs versuchte, den israelischen
Regierungschef in Schutz zu nehmen: Netanjahu sei „ein sehr wichtiger Teil“
der Einigung auf eine Waffenruhe mit der Hamas und die Rückkehr der
israelischen Geiseln aus Gaza gewesen. Doch viele Israelis werfen dem
eigenen Regierungschef vor, eine Einigung lange verhindert zu haben.
Anders als während der vergangenen zwei Jahre war die Stimmung auf dem
Platz zwischen Kunstmuseum und Armeehauptquartier an diesem Abend
ausgelassen und optimistisch. Unter den Freigelassen dürfte unter anderen
der 25-jährige Matan Zangaucker sein, dessen Mutter Einav während der
vergangenen zwei Jahre von einer ehemaligen Netanjahu-Wählerin zu einer der
schärfsten Regierungskritikerinnen unter den Familien der Angehörigen
wurde.
Im Gazastreifen hoffen die Menschen indes inständig auf eine dauerhafte
Waffenruhe. Hunderttausende kehrten bis zum dritten Tag der Waffenruhe in
den Norden des Küstenstreifens zurück. Die meisten hatten das Gebiet erst
vor Wochen auf der Flucht vor der israelischen Armee verlassen. Viele
Rückkehrer fanden vor allem Trümmer vor. Aus Beit Lahia nördlich von
Gaza-Stadt schreibt ein ehemaliger Bewohner: „Das Gebiet ist vollkommen
zerstört, hier wird für lange Zeit niemand mehr leben können.“
## Hilfsorganisationen fordern, mehr Grenzübergänge für humanitäre Hilfe zu
öffnen
Mehr als 67.000 Menschen wurden laut dem von der Hamas geleiteten
Gesundheitsministerium bei israelischen Angriffen binnen zwei Jahren
getötet, 170.000 verletzt. Das sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung. 1,9
Millionen Menschen wurden laut dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA
vertrieben, 90 Prozent aller Schulen zerstört oder beschädigt.
Menschenrechtsorganisationen, renomierte Genozidforscher und UN-Experten
werfen Israel Völkermord vor. Die israelische Führung weist das zurück und
spricht von Selbstverteidigung.
Hilfsorganisationen forderten nach dem Inkrafttreten des Waffenstillstands,
mehr Grenzübergänge für humanitäre Hilfe zu öffnen. Ab Sonntag soll Israel
einer Ausweitung der Hilfslieferungen zugestimmt haben, berichtet die
Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf einen UN-Vertreter. In
Nachbarstaaten sollen 170.000 Tonnen Lebensmittelhilfen bereitstehen, für
die bisher die Einfuhrgenehmigung von israelischer Seite fehle. Bereits in
den vergangenen Wochen waren mehr Hilfsgüter nach Gaza gelangt. Bewohner
berichten, die zwischenzeitlich astronomischen Lebensmittelpreise seien
gesunken.
12 Oct 2025
## LINKS
[1] /Nahost-Konflikt/!6118975
[2] /Analyse-zur-Waffenruhe-in-Gaza/!6115099
[3] /Ehemaliger-Generalsekretaer-der-Fatah/!5990966
[4] /Friedensnobelpreis/!6116288
## AUTOREN
Felix Wellisch
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