| # taz.de -- Gaza-Deal: Das ist der Fahrplan für Nahost | |
| > Nach der Zustimmung der israelischen Regierung zum Gaza-Abkommen ist eine | |
| > Waffenruhe in Kraft getreten. Wie geht es jetzt weiter? | |
| Bild: Nach dem Deal: Die israelische und die US-Flagge an einer Wand in der Jer… | |
| Tel Aviv/Gaza/Jerusalem/Kairo/Berlin dpa | Israels Regierung hat den | |
| Waffenstillstand mit der radikal-islamischen Hamas und das erste Abkommen | |
| zur Freilassung der Geiseln genehmigt und damit den Weg für ein Ende des | |
| Krieges im Gazastreifen geebnet. „Die Regierung hat soeben den Rahmen für | |
| die Freilassung aller Geiseln – der lebenden und der verstorbenen – | |
| gebilligt“, hieß es auf dem englischsprachigen X-Account des israelischen | |
| Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. | |
| Das israelische Kabinett stimmte [1][dem Gaza-Abkommen] am frühen | |
| Freitagmorgen zu, etwa 24 Stunden nachdem Vermittler eine Vereinbarung über | |
| die Freilassung israelischer Geiseln im Austausch gegen palästinensische | |
| Gefangene bekannt gegeben hatten. Die Hamas hatte den Krieg im Gazastreifen | |
| bereits am späten Donnerstagabend für beendet erklärt. Zur Begründung | |
| verwies die Gruppe auf Zusicherungen der USA, arabischer Vermittler und der | |
| Türkei für ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. | |
| Das israelische Militär teilte am Freitagmittag mit, dass die Waffenruhe | |
| seit 12 Uhr Ortszeit in Kraft sei. Binnen 24 Stunden nach dem Beschluss | |
| sollen sich die israelischen Streitkräfte gemäß dem Fernsehsender Kan | |
| veröffentlichten Vertragstext nun auf eine vereinbarte Linie zurückziehen. | |
| Auch [2][Hilfslieferungen in den Gazastreifen] sollten laut Kan umgehend | |
| ermöglicht werden. Wann die ersten Hilfstransporte ankommen könnten, blieb | |
| zunächst unklar. | |
| ## Überlebende Geiseln sollen binnen 72 Stunden frei sein | |
| Binnen 72 Stunden sollen [3][alle Geiseln in der Gewalt der Hamas und | |
| anderer Terroristen freigelassen] und die Leichen toter Geiseln übergeben | |
| werden. Die US-Regierung hatte betont, dass die Geiselfreilassung absolute | |
| Priorität habe. Die Rückkehr soll vom Internationalen Komitee vom Roten | |
| Kreuz ohne öffentliche Zeremonie und ohne anwesende Medienvertreter | |
| organisiert werden. | |
| Gemäß Abmachung soll die Hamas zudem Informationen über die sterblichen | |
| Überreste toter Geiseln teilen, deren Verbleib unklar ist. Eine | |
| internationale Taskforce aus Experten aus Israel, den USA, Ägypten, Katar, | |
| der Türkei und vom Roten Kreuz solle nach den Leichen suchen, berichtete | |
| der Fernsehsender i24. | |
| Israel soll im Gegenzug rund 250 wegen schwerer Straftaten zu lebenslanger | |
| Haft verurteilte palästinensische Häftlinge und etwa 1.700 weitere | |
| Palästinenser freilassen, die nach dem 7. Oktober 2023 inhaftiert wurden. | |
| ## Zweite Verhandlungsphase | |
| Der [4][Trump-Plan] enthält Punkte, über die offenbar zunächst weder | |
| gesprochen noch eine Einigung erzielt wurde. Dazu zählen die Entwaffnung | |
| der Hamas, die Sicherheit im Gazastreifen, der Wiederaufbau des Gebiets | |
| sowie die Frage, wer es künftig regieren soll. Die Palästinenser-Regierung | |
| im Westjordanland beanspruchte im Widerspruch zum Plan am Donnerstag eine | |
| Führungsrolle im Gazastreifen. Arabische Staaten sehen das Abkommen als | |
| Ausgangspunkt für ein unabhängiges Palästina, was Netanjahu kategorisch | |
| ablehnt. Innerhalb seiner Koalition wurden zudem andere Forderungen laut: | |
| [5][Finanzminister Bezalel Smotrich] erklärte, nach der Freilassung aller | |
| Geiseln müsse die Hamas vernichtet werden. | |
| In einer zweiten Verhandlungsphase sollen Bedingungen geschaffen werden, | |
| die einen Frieden langfristig sichern. So ist ein vollständiger Rückzug der | |
| israelischen Soldaten aus Gaza, den die Hamas fordert, laut Trumps Plan | |
| erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, wenn eine internationale | |
| Stabilisierungstruppe für Sicherheit vor Ort sorgt. | |
| Die für die Region zuständige Kommandozentrale des US-Militärs (Centcom) | |
| wird laut hochrangigen Regierungsbeamten 200 Soldaten bereitstellen, die | |
| allerdings nicht im Gazastreifen eingesetzt würden. Es gehe darum, ein | |
| gemeinsames Kontrollzentrum zu errichten, an dem auch Streitkräfte aus | |
| Ägypten, Katar, der Türkei und wahrscheinlich auch der Vereinigten | |
| Arabischen Emirate beteiligt sein sollen, hieß es weiter. Unklar blieb der | |
| Zeitplan. | |
| ## Merz: Keine militärische Beteiligung Deutschlands in Gaza | |
| Bundeskanzler Friedrich Merz hat umfassende Hilfe aus Deutschland bei der | |
| Umsetzung des Gaza-Plans angekündigt – Bundeswehr-Soldaten sollen dabei | |
| aber nicht zum Einsatz kommen. In einer Mitteilung nannte der Kanzler am | |
| Freitag sieben Punkte zur Unterstützung und deutete eine Überprüfung der | |
| ausgesetzten Militärhilfe für Israel im Zusammenhang mit dem Gazakrieg an. | |
| Zu dem Hilfspaket gehört unter anderem eine sofortige humanitäre Hilfe in | |
| Höhe von 29 Millionen Euro, um der palästinensischen Zivilbevölkerung in | |
| dem durch den Krieg mit Israel stark zerstörten Gazastreifen zu helfen. | |
| Hilfe soll es aber auch für die freigelassenen israelischen Geiseln sowie | |
| für den Wiederaufbau des Küstenstreifens sowie für palästinensische | |
| Zivilverwaltung und den Grenzschutz geben. Man wolle auch den notwendigen | |
| Reformprozess in der [6][palästinensischen Autonomiebehörde] fördern. | |
| „Für Deutschland stellt sich die Frage einer militärischen Beteiligung | |
| nicht“, betonte Merz zu der geplanten internationalen | |
| Stabilisierungsmission, die den Waffenstillstand zwischen Israel und der | |
| Hamas absichern soll. Aber Deutschland wolle mithelfen, den rechtlichen | |
| Rahmen für eine solche Präsenz zu schaffen. Zudem kündigte Merz an, dass | |
| die Einschränkungen der [7][Rüstungslieferungen an Israel] aufgehoben | |
| werden könnten: Man werde die Genehmigungspraxis „im Licht der | |
| Entwicklungen vor Ort“ überprüfen. Am Donnerstag waren noch Angriffe der | |
| israelischen Armee im Gazastreifen gemeldet worden. | |
| 10 Oct 2025 | |
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