# taz.de -- Urteil zu Verkauf von Äckern: Sieg für gemeinwohlorientierte Bode… | |
> Ein Oberlandesgericht erleichtert Käufe von Agrarflächen durch | |
> gemeinwohlorientierte Bodenfonds. Der betroffene Hof darf den Acker | |
> vorerst behalten. | |
Bild: „Erfolg auf ganzer Linie“: Jungbäuer:innen Sarah Hoffmanns und David… | |
Berlin taz | In einem Präzedenzfall für Agrarlandkäufe durch | |
gemeinwohlorientierte Bodenfonds hat das Oberlandesgericht (OLG) Hamm | |
zugunsten einer Tochtergesellschaft der [1][Genossenschaft Kulturland] | |
entschieden. Sie darf knapp 6 Hektar Acker in Münster kaufen, um ihn an den | |
Ökohof Biolee zu verpachten, der ihn schon seit Jahren bewirtschaftet, | |
urteilte das OLG in zweiter Instanz. Gegen den Beschluss kann aber noch | |
eine Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof eingelegt werden. | |
Gemäß Grundstückverkehrsgesetz dürfen die Behörden den Verkauf von | |
Agrarland untersagen, wenn er „eine [2][ungesunde Verteilung] des Grund und | |
Bodens bedeutet“. In diesem Fall ist die Behörde die Landwirtschaftskammer | |
Nordrhein-Westfalen – und die legte ihr Veto ein. Ihr zufolge wäre die | |
ungesunde Verteilung schon deshalb gegeben, weil die | |
Kulturland-Tochtergesellschaft keine Landwirtin sei. Es gebe dagegen einen | |
Schweinemäster, der die Fläche nicht nur pachten, sondern direkt kaufen | |
wolle. | |
Anders als das Amtsgericht Münster in der ersten Instanz stufte das OLG | |
Hamm die Kulturland-Firma nicht als Landwirt ein. Dennoch führe der Verkauf | |
an sie nicht zu einer „ungesunden“ Verteilung des Bodens, heißt es im | |
Urteil. Im Gegenteil: Er stehe im Einklang mit den agrarpolitischen Zielen | |
der Bundesregierung – zum Beispiel, dass neue Höfe gegründet werden können. | |
Denn durch den Kauf werde eine „eine landwirtschaftliche Fläche langfristig | |
für einen Junglandwirt im Rahmen einer regional eingebundenen ökologischen | |
Landwirtschaft gesichert, der sich ansonsten seinen eigenen Flächenerwerb | |
gar nicht leisten könnte“, schreibt das Gericht. | |
Der Bauer, David Büchler, könne die 615.000 Euro Kaufpreis nicht selbst | |
aufbringen. Deshalb sei er darauf angewiesen, dass die Genossenschaftsfirma | |
den Acker kauft, um diesen dauerhaft an ihn zu verpachten. Die Satzungen | |
der Kulturland-Genossenschaft, ihrer Tochtergesellschaft Kulturland | |
Westfalen KG, der Kaufvertrag und der zwischen der Kulturland Westfalen KG | |
und Hof Biolee zu schließende Pachtvertrag sorgten dafür, dass eine | |
„zweckwidrige Verwendung der landwirtschaftlichen Flächen, insbesondere zu | |
Spekulationszwecken, ausgeschlossen“ sei. | |
## Mindestens 30 Jahre Pacht | |
Büchler hatte argumentiert, dass er als Komplementär der | |
Tochtergesellschaft ein Vetorecht bei allen Entscheidungen darüber habe, | |
was mit der Fläche passiert. Der Pachtvertrag werde auf 30 Jahre | |
geschlossen, schon jetzt kündigt die Gesellschaft eine Option auf weitere | |
30 Jahre Pacht an. Im Gesellschaftsvertrag steht auch, dass sie den Zweck | |
hat, die Flächen für Büchlers Ökolandbau zu sichern. | |
Kulturland wertete den Beschluss als „Erfolg auf ganzer Linie“. Allerdings | |
könne die Landwirtschaftskammer binnen eines Monats zum Bundesgerichtshof | |
gehen. So eine Entscheidung „wäre völlig unverantwortlich und würde eine | |
klare Parteinahme der Landwirtschaftskammer gegen junge landwirtschaftliche | |
Betriebsgründungen darstellen“, sagte Titus Bahner, Vorstand der | |
Genossenschaft. Die Kammer teilte am Mittwoch mit, sie prüfe die | |
Angelegenheit noch. | |
8 Oct 2025 | |
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[2] https://www.gesetze-im-internet.de/grdstvg/__9.html | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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