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# taz.de -- Räumung der Habersaathstraße in Berlin: Eigentum über Menschenw�…
> Anstatt wohnungslose Menschen wieder zurück auf die Straße zu schicken,
> sollte der Bezirk das Spekulationsobjekt endlich rekommunalisieren.
Bild: Aktivist:innen protestieren gegen die Räumung am Montagmorgen
Stellen Sie sich vor, Sie liegen morgens im warmen Bett, da klopft es an
der Tür: „Aufmachen, Polizei!“ Die Beamten teilen Ihnen mit, dass Sie 15
Minuten Zeit hätten, Ihre Habseligkeiten zusammenzusuchen und die Wohnung
zu verlassen. Ob Sie die nächste Nacht in einem Schlafsaal oder unter der
Brücke verbringen müssen, wissen Sie nicht.
[1][Was unglaubwürdig klingt, ist den Bewohner:innen der
Habersaathstraße 48 in Berlin-Mitte am Montagmorgen passiert.] Überraschend
räumte die Polizei 12 Wohnungen in dem umkämpften Spekulationsobjekt.
Betroffen waren vor allem die ehemals obdachlosen Bewohner:innen, die im
Winter 2021 etliche leerstehende Wohnungen besetzt hatten. Dem Eigentümer
sind sie ein Dorn im Auge, da er anstelle des Gebäudekomplexes
Luxusapartments errichten will.
Es wäre ein Fehler, die Räumung als menschlich zwar tragische, aber
schlussendlich berechtigte Durchsetzung geltenden Rechts zu verstehen.
Vielmehr zeigen Politik, Gerichte und Polizei einmal mehr, dass sie für die
Durchsetzung von Investoreninteressen auch ehemals obdachlose Menschen
wieder zurück auf die Straße werfen.
Zwar ist richtig, dass die geräumten Bewohner:innen weder einen Vertrag
hatten noch Miete zahlten. Doch auch sie haben ein Recht auf
menschenwürdiges Wohnen. Mit der Besetzung nahmen sie sich nur den
bezahlbaren Wohnraum, den Investor:innen wie der Eigentümer vernichten
will. Eine ordnungsrechtliche Unterbringung kommt für viele der
Bewohner:innen nicht infrage. Als einzige Alternative bleibt die
Straße.
## Rechtsstaat auch für Vermieter
Nicht zuletzt ist das Pochen auf Rechtsstaatlichkeit wenig glaubwürdig,
wenn sie nur für die Bewohner:innen gilt. Denn Eigentümer Andreas
Pichotta hat augenscheinlich nicht viel Respekt vor geltendem Recht.
Wohnraum zu spekulativen Gründen leer stehen zu lassen, ist laut
Zweckentfremdungsverbotsgesetz illegal.
Der Schritt vor zwei Jahren, dem gesamten Haus die Warmwasserversorgung
abzustellen, blieb für den Vermieter folgenlos, genauso wie die
wiederholten Fälle, [2][in denen Pichotta einzelne Wohnungen durch
Bautrupps unbewohnbar machen ließ.] Lediglich der letzte Streich, die
Fernwärme abzustellen, auch für die letzten Mieter:innen mit
Mietvertrag, rief die Wohnungsaufsicht des Bezirks auf den Plan.
Die rechtliche Möglichkeit, die Habersaath 42–48 zu rekommunalisieren,
besteht. Statt sich hinter der vermeintlichen Unausweichlichkeit von
Eigentumsrechten zu verstecken, muss der Bezirk [3][das Haus endlich
rekommunalisieren.]
20 Oct 2025
## LINKS
[1] /Raeumung-der-Habersaathstrasse-in-Berlin/!6117992
[2] /Immobilienspekulation-in-Berlin/!5949416
[3] /Gesetz-von-Deutsche-Wohnen-enteignen/!6112510
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Zwangsräumung
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