# taz.de -- Wissenschaftlicher Bericht: Gesundes Essen hilft auch dem Klima | |
> Viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch – dazu wird nicht nur für die eigene | |
> Gesundheit geraten. Auch Klima und Umwelt profitieren. | |
Bild: Gesundes Essen ist auch gut fürs Klima und wenn Fleisch, dann keine Wied… | |
Potsdam dpa | Ein zentrales Problem wird Experten zufolge in der | |
[1][Klimakrise] noch nicht ausreichend angegangen. Die weltweite | |
Nahrungsmittelproduktion verursache rund 30 Prozent der globalen | |
Treibhausgasemissionen, heißt es in einem [2][neuen Bericht der | |
EAT-Lancet-Kommission]. Gleichzeitig fehle Milliarden Menschen der Zugang | |
zu gesunder Ernährung. | |
Selbst bei einer globalen Energiewende weg von fossilen Brennstoffen würden | |
allein die Ernährungssysteme dazu führen, dass die Erderwärmung nicht auf | |
1,5 Grad begrenzt werden kann, warnt die Gruppe. Die Kommission ist ein von | |
der Nichtregierungsorganisation EAT und der Fachzeitschrift „The Lancet“ | |
gegründetes internationales Expertengremium. Ziel ist es, Strategien für | |
eine gesunde Ernährung der Menschheit und zugleich für den Schutz der Erde | |
zu entwickeln. | |
„Die Umgestaltung der Nahrungsmittelsysteme ist eine große ökologische und | |
soziale Herausforderung, aber sie ist eine Voraussetzung dafür, dass wir | |
die Chance haben, zu einem sicheren Klimasystem und einem gesunden Planeten | |
zurückzukehren“, sagte Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für | |
Klimafolgenforschung (PIK) in Potsdam und Co-Vorsitzender der | |
EAT-Lancet-Kommission. „Unsere Ernährungsgewohnheiten können Leben retten, | |
Emissionen drastisch verringern, den Verlust der Biodiversität bremsen und | |
zu mehr Gerechtigkeit beitragen.“ | |
Eine Umstellung auf die sogenannte Planetary Health Diet könnte dem Bericht | |
zufolge jedes Jahr etwa 15 Millionen vorzeitig durch ernährungsbedingte | |
Krankheiten beendete Leben retten. Sie weist große Ähnlichkeiten mit in der | |
Ernährungsberatung üblichen Empfehlungen auf: viel Obst und Gemüse, | |
Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte, dazu drei bis vier Eier pro | |
Woche, Fisch, Geflügelfleisch und [3][möglichst wenig Fleisch von | |
Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen]. | |
## Wiederkäuer geben große Mengen Treibhausgas ab | |
Deren Fleisch birgt nicht nur ein langfristiges Krebsrisiko, sondern die | |
Tiere erzeugen bei der Verdauung auch erhebliche Mengen des Treibhausgases | |
Methan. 53 Prozent der Nicht-CO2-Treibhausgase aus der Landwirtschaft | |
stammen von Wiederkäuern, wie es im Bericht heißt. Wenn sich die Menschen | |
weltweit gesünder ernähren würden, könne dies den Treibhausgasausstoß durch | |
den Ernährungssektor um 15 Prozent verringern.Bei den heutigen | |
Ernährungsweisen fehlen den Experten zufolge meist Obst, Gemüse, Nüsse, | |
Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, während Fleisch, Milchprodukte, Fette, | |
Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel im Übermaß verzehrt werden. Ziel | |
sei nicht etwa eine einheitliche Ernährung für alle, betont die Gruppe. Die | |
Planetary Health Diet sei flexibel und mit vielen Lebensmitteln, Kulturen, | |
Ernährungsgewohnheiten, Traditionen und individuellen Vorlieben vereinbar. | |
## Obst-, Gemüse- und Nussproduktion sollten expandieren | |
Große Veränderungen stünden mit einer Umstellung aber dabei an, wie, wo und | |
welche Lebensmittel produziert werden. Einige Sektoren müssten schrumpfen – | |
die Produktion von Wiederkäuer-Fleisch zum Beispiel um etwa ein Drittel. | |
Andere Bereiche müssten expandieren, die Obst-, Gemüse- und Nussproduktion | |
zum Beispiel müsse um fast zwei Drittel im Vergleich zu den | |
Produktionsniveaus von 2020 steigen. | |
Zu den weiteren Lösungsansätzen gehören die Reduzierung von | |
Lebensmittelverlusten und -abfällen entlang der Lieferkette und die | |
Förderung von landwirtschaftlichen Praktiken, die die Produktivität | |
steigern und gleichzeitig negative Umweltauswirkungen minimieren. Dazu | |
gehört eine Bodenbearbeitung, bei der weniger stark eingegriffen wird als | |
durch tiefreichendes Pflügen. | |
Beispiellose Investitionen und Anstrengungen in all diesen Bereichen | |
könnten möglicherweise zu einem klimaneutralen Lebensmittelsystem führen, | |
heißt es im Bericht, der auf der 2019 vorgestellten Analyse einer früheren | |
Kommission aufbaut. | |
„Der Bericht liefert die bislang klarste Orientierung dafür, wie sich eine | |
wachsende Weltbevölkerung ernähren lässt, ohne den sicheren Handlungsraum | |
der Erde, wie ihn die planetaren Grenzen definieren, zu überschreiten“, | |
erklärte Rockström, Erstautor des in „The Lancet“ vorgestellten Berichts. | |
Die Experten nehmen dabei auch soziale Aspekte in den Blick. Sie fordern | |
eine faire Entlohnung und sichere Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten | |
im Lebensmittelbereich sowie die Stärkung der Teilhabe von Kleinbauern, | |
indigenen Völkern, Frauen und anderen oft zu wenig berücksichtigten Gruppen | |
an Entscheidungsprozessen. | |
3 Oct 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Klimawandel/!t5008262 | |
[2] https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(25)01201-2/… | |
[3] /Preisanstieg-staerker-als-Inflation/!6116135 | |
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