# taz.de -- Gebremste Energiewende: RWE zieht sich aus Wasserstoff-Projekt in N… | |
> Bis zu 300.000 Tonnen „grünes Ammoniak“ wollte der Energiekonzern ab 2027 | |
> pro Jahr aus Afrika beziehen. Aber daraus wird nun doch nichts. | |
Bild: Anlage für grünen Wasserstoff von Cleanergy in Namibia | |
Essen/Berlin dpa/taz | Der Energiekonzern RWE hat sich aus einem geplanten | |
[1][Projekt für „grünen Wasserstoff“ in Namibia] zurückgezogen. Das | |
bestätigte das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Die | |
Nachfrage nach Wasserstoff sowie nach Wasserstoff-Derivaten wie Ammoniak | |
entwickelt sich in Europa langsamer als erwartet“, sagte ein Sprecher. | |
Bereits Ende vergangenen Jahres seien entsprechende Projekte überprüft | |
worden, darunter auch das Vorhaben in Namibia. | |
Wasserstoff gilt als Alternative zu fossilen Energieträgern und damit als | |
[2][wichtig bei der Energiewende und dem Klimaschutz]. „Grüner Wasserstoff“ | |
wird per Elektrolyse von Wasser mittels Strom aus erneuerbaren Energien | |
gewonnen. | |
RWE und das Konsortium Hyphen Hydrogen Energy hatten im Jahr 2022 eine | |
Absichtserklärung unterzeichnet. Demnach sollte RWE ab 2027 pro Jahr bis zu | |
300.000 Tonnen „grünes Ammoniak“ aus Namibia beziehen. Hyphen, an dem das | |
deutsche Energieunternehmen Enertrag beteiligt ist, war von der namibischen | |
Regierung für die Entwicklung eines „grünen Wasserstoffprojekts“ ausgewä… | |
worden. | |
Im Rahmen dieses Vorhabens sollte bis 2027 jährlich rund eine Million | |
Tonnen grünes Ammoniak für den Export produziert werden. Ammoniak, eine | |
chemische Verbindung von Wasserstoff und Stickstoff, kann mit Schiffen | |
transportiert werden. | |
## Projektpartner geht trotzdem von Nachfrage aus | |
Ein Sprecher des Projektpartners Enertrag teilte mit, kurzfristig bedeute | |
der Rückzug von RWE, dass ein potenzieller Abnehmer wegfalle. „Langfristig | |
bleibt die Entwicklung des Projekts jedoch unberührt.“ Der Bedarf an grünem | |
Wasserstoff und seinen Derivaten in Europa und Asien werde weiter steigen – | |
es sei eine Frage des „Wann“, nicht des „Ob“. | |
Die Bundesregierung sei nicht am Projekt beteiligt. Hyphen sei zwar 2024 | |
als potenzielles „strategisches Auslandsprojekt“ eingestuft, seitdem sei | |
aber nichts passiert. Es habe daher keine Förderung gegeben, das Projekt | |
sei ausschließlich privatwirtschaftlich finanziert. | |
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, man sei an dem | |
Projekt nicht beteiligt. Zu Namibia bestehe eine Energiepartnerschaft, die | |
weiter aufrechterhalten werden solle. | |
## Zu wenig grüner Wasserstoff | |
Beim Markthochlauf von grünem Wasserstoff gibt es ein Henne-Ei-Problem: | |
[3][Die Nachfrage kommt wegen der noch hohen Preise und geringen | |
Verfügbarkeit nicht in Schwung]. Eine Herstellung in großem Umfang, wie sie | |
künftig für die Energiewende nötig sein wird und die auch die Preise | |
drücken könnte, scheitert an der geringen Nachfrage. | |
Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung [4][empfohlen | |
der Politik deshalb in einer Studie Anfang des Jahres], neben | |
Subventionsprogrammen auf verbindliche Wasserstoffquoten für die Wirtschaft | |
zu setzen, etwa für die Luftfahrt, die Stahl- oder die Chemiebranche. | |
Teilweise gibt es das bereits: In der EU müssen ab 2030 mindestens 1,2 | |
Prozent aller Flugzeugtreibstoffe synthetische Kraftstoffe auf Basis von | |
Wasserstoff sein. Bis 2050 soll diese Quote auf 35 Prozent steigen. | |
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte am | |
Mittwoch die Bundesregierung für geplante Kürzungen bei der | |
Wasserstoffförderung als „völlig falsches Signal“ kritisiert. „Die | |
Bundesregierung muss hier dringend nachsteuern, um Planungssicherheit, | |
Investitionen und den Wasserstoffhochlauf nicht zu gefährden“, sagte | |
BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Gleichzeitig lobte sie Pläne der Regierung, | |
Bürokratie für Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland zu reduzieren. | |
Das Kabinett in Berlin hatte am Mittwoch ein | |
Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz auf den Weg gebracht. Demzufolge kann der | |
Ausbau als im „überragenden öffentlichen Interesse“ eingestuft werden, was | |
beispielsweise schnelle und weniger aufwendige Genehmigungsverfahren mit | |
sich bringen könnte. „Damit die dringend notwendige Wasserstoffwirtschaft | |
tatsächlich Fahrt aufnehmen kann, braucht es aber mehr als rein | |
verfahrensrechtliche Regelungen“, mahnte Andreae. | |
3 Oct 2025 | |
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[4] https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/gruener-wasserstoff-gro… | |
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