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# taz.de -- Sicherheitskonferenz in Warschau: Zauberformel gegen Moskau
> Der US-Gesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, wirbt in Warschau um
> Verständnis für Washingtons Russlandpolitik. Man müsse mit allen Seiten
> sprechen.
Bild: Der US-Sonderbeauftragte für die Ukraine, Keith Kellogg, während des Si…
Warschau taz | Es war der Tag von Keith Kellogg am Dienstag in Warschau:
Donald Trumps spezieller Gesandter für die Ukraine bemühte sich bei dem
„Warsaw Security Forum 2025“ (WSF) von früh morgens bis zum späten
Nachmittag redlich, um Verständnis für die neue Russlandpolitik des Weißen
Hauses zu werben.
Kelloggs wichtigster Satz fiel, als die meisten der hunderten Zuhörer die
Augen kaum aufgeschlagen hatten: „Ich spreche hier nicht für den
Präsidenten, das überlasse ich ihm, er kann das gut“, sagte Trumps wohl
häufigster Europa-Reisender. Das wirkte besser als der beste Espresso,
serviert von iCloud-Anbietern und globalen Wirtschaftsprüfern.
Zwei Tage lang kämpften sich hunderte Politiker, Militärs und NGO-Vertreter
durch insgesamt 60 Diskussionsveranstaltungen, die sich allesamt rund um
die hybride und kybernetische Kriegsführung Russlands gegen den kollektiven
Westen drehten.
Prominent vertreten war natürlich die Ukraine, deren Staatspräsident
Wolodymyr Selenski am Montag zusammen mit Polens Regierungschef Donald Tusk
das Sicherheitsforum eröffnet hatte. Entsprechen strikt waren die
Sicherheitskontrollen der Handtaschen, Beauty-Cases und Rücksäcke.
## Modeshow und Männlichkeitswahn
Denn wie jede Konferenz oszillierte auch das WSF bisweilen zwischen
Modeshow und Männlichkeitswahn. Daran erinnerten besonders die Modelle der
neusten EU-produzierten Raketen. Denn zu den Sponsoren des WSF gehören vor
allem Waffenschmieden.
Dies macht angesichts der aktuellen Bedrohungslage durchaus Sinn. Daran
gewöhnen muss sich das einst pazifistische, typisch westeuropäisch
sozialisierte Auge, dennoch. Kaum ein Redner aus Zentral- und Osteuropa,
der die russische Drohnen-Attacke auf Polen vor drei Wochen nicht erwähnte.
Ausgerechnet dazu gab sich jedoch der ehemalige US-General Kellogg am
Dienstag kleinlaut. [1][Das Weiße Haus hatte damals die klare
Luftraumverletzung mit über 20 Drohnen gegen das direkte an der
Nato-Ostflanke gelegene Polen] tagelang nicht einmal erwähnt, geschweige
denn verurteilt. „Es gilt zu bedenken, dass sich der Präsident in einem
Verhandlungsprozess mit Russland befindet“, ließ dazu am Dienstag in
Warschau Kellogg verlauten.
Trumps früherer Vertrauter, Ex-General mit immerhin 23 internationalen
Einsätzen auf dem Buckel, brach bei dem WSF eine Lanze dafür, mit allen
Seiten eines Konfliktes zu sprechen. Joe Biden habe den Fehler gemacht,
sich einem Kontakt zu Moskau zu verschließen.
## Keine Chance
Kellogg wiederholte stattdessen Trumps Geschichte von den ungemein hohen
Opferzahlen, vom größten Sterben in der Ukraine nach dem Zweiten Weltkrieg,
dem es ein Ende zu bereiten gelte. Russland habe keine Chance, diesen Krieg
gegen die Ukraine zu gewinnen, ließ sich Kellogg noch entlocken. Das jedoch
war keine klare Aussage darüber, wer den Krieg begonnen hat.
Besonders düpiert durch Kellogg wurden auch die demokratisch gesinnten
Belarussen, die mit der bei den Präsidentenwahlen 2020 mutmaßlich
siegreichen Svitlana Tichanowskaja an beiden Gipfeltagen sehr prominent
vertreten waren.
Donald Trump verhandle mit Staatschef Alexander Lukaschenko nur, weil
dieser oft mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin spreche, erklärte
Kellogg einem oppositionellen Medienvertreter. „Die Freilassung von
politischen Gefangenen ist nicht das Ziel dieser Verhandlungen, sondern ein
Nebeneffekt“, sagte er. „Wir wissen sehr gut, mit wem wir es zu tun haben�…
sagte Kellogg.
Das Weiße Haus sei nicht naiv, natürlich [2][würden für jeden
Freigelassenen zwei neue Personen eingesperrt]. Die Behauptung, nur noch
ein Deal zähle für die USA sei falsch. „Wir wollen beides: Gemeinsame Werte
verlangen auch ein Quid-pro-Quo, den transaktionellen Tausch“, so Kellogg.
Manch einer verließ das Tagungshotel in den östlichen Outskirts von
Warschau mit gemischten Gefühlen. Ein Ende der Naivität täte nicht nur im
Bezug auf Russland Not, sondern auch auf die USA.
1 Oct 2025
## LINKS
[1] /Russische-Drohnen-ueber-Polen/!6109344
[2] /Politische-Gefangene-in-Belarus/!6110269
## AUTOREN
Paul Flückiger
## TAGS
Sicherheitskonferenz
Warschau
Weißes Haus
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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