# taz.de -- Nach Scheitern des JCPOA: Atom-Sanktionen gegen den Iran wieder in … | |
> Der Atom-Deal mit dem Iran ist gescheitert. Berlin will weiter | |
> verhandeln, um den Bau einer Atombombe diplomatisch zu verhindern. Und | |
> Teheran? | |
Bild: Eine iranische Flagge vor dem Reaktorgebäude des Kernkraftwerks Buscher:… | |
New York dpa | Knapp zehn Jahre nach dem historischen Atomabkommen mit dem | |
Iran sind die UN-Sanktionen gegen das Land nach gescheiterten Verhandlungen | |
wieder in Kraft getreten. Die Frist für eine Einigung zwischen Teheran und | |
seinen Verhandlungspartnern Deutschland, Großbritannien und Frankreich lief | |
in der Nacht zum Sonntag um 2:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit ab. | |
[1][Die nun wieder geltenden Strafmaßnahmen] umfassen unter anderem ein | |
allgemeines Waffenembargo, ein Verbot weiterer Urananreicherungen sowie | |
zahlreiche Sanktionen gegen Einzelpersonen und Organisationen zum | |
Einfrieren von Geldern. Unter einem Waffenembargo versteht man ein Verbot, | |
Waffen und Ausrüstungsgüter an das betroffene Land zu liefern. Der Iran | |
hatte für den Fall der Wiedereinsetzung der Maßnahmen eine harsche Reaktion | |
angekündigt. | |
## Auch Deutschland hatte Sanktionen vorangetrieben | |
[2][Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten Ende August den | |
sogenannten Snapback-Mechanismus aktiviert]. Er diente dazu, den Iran bei | |
Nichteinhaltung seiner Verpflichtungen im Rahmen des Atomabkommens von 2015 | |
wieder mit vorherigen Sanktionen belegen zu können. Die Europäer sind neben | |
den USA, Russland und China Mitunterzeichner des Deals, der als Meilenstein | |
der Diplomatie gilt. | |
Der Vertrag sah eine Begrenzung der iranischen Urananreicherung auf maximal | |
3,67 Prozent sowie eine strenge Überwachung vor, damit Teheran keine | |
Atombombe erlangen konnte. Im Gegenzug sollten Sanktionen aufgehoben | |
werden. | |
US-Präsident Donald Trump war der Vertrag, der unter seinem von ihm | |
verachteten Vorgänger Barack Obama ausgehandelt worden war, seit jeher ein | |
Dorn im Auge. 2018 kündigte Trump die Vereinbarung einseitig auf. Zugleich | |
ließ er neue und härtere Sanktionen gegen den Iran verhängen. | |
Erhoffte Lockerungen und ein wirtschaftlicher Aufschwung blieben indes aus. | |
Seitdem hatte Teheran seine Pflichten gemäß dem Abkommen zusehends | |
missachtet. Seit Jahren bereits wird es faktisch nicht mehr umgesetzt. | |
Teheran hat die Wiedereinführung der Sanktionen daher als illegitim | |
kritisiert. Verhandlungen scheiterten. | |
## Europäer warnen Iran vor Eskalation | |
Deutschland, Großbritannien und Frankreich warnten nun den Iran vor einer | |
Eskalation des Atomstreits. „Wir fordern den Iran nachdrücklich auf, von | |
jeglichen eskalierenden Maßnahmen abzusehen und sich wieder an seine | |
rechtlich bindenden Sicherungsmaßnahmen zu halten“, teilten die | |
Außenminister Deutschlands, Frankreichs und des Vereinigten Königreichs | |
(E3) in der Nacht gemeinsam mit. „Die Wiedereinführung von UN-Sanktionen | |
bedeutet nicht das Ende der Diplomatie.“ | |
Auch die USA stellten dem Iran neue Verhandlungen in Aussicht. | |
Außenminister Marco Rubio sagte, Präsident Donald Trump habe deutlich | |
gemacht, dass Diplomatie nach wie vor eine Option sei. „Ein Abkommen bleibt | |
das beste Ergebnis für das iranische Volk und die Welt.“ Damit dies | |
geschehen könne, müsse der Iran direkte Gespräche akzeptieren. | |
Vor wenigen Tagen hatte Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei | |
möglichen Verhandlungen mit den USA eine klare Absage erteilt und Trump | |
vorgeworfen, keine echten Gespräche führen zu wollen. | |
## Wadephul: Iran kann neues diplomatisches Kapitel aufschlagen | |
Bundesaußenminister Johann Wadephul hatte den Iran bereits vor Ablauf der | |
Frist zu neuen Verhandlungen aufgerufen. „Mit dem Snapback endet ein | |
Kapitel unserer diplomatischen Bemühungen“, hatte der CDU-Politiker wenige | |
Stunden vor dem Fristende in New York gesagt. Er fügte hinzu: „Der Iran hat | |
die Möglichkeit, ein neues Kapitel von Diplomatie aufzuschlagen. Es ist an | |
ihm, den Weg hin zu neuen Gesprächen zu beschreiten. Wir sind dafür | |
bereit.“ | |
Wadephul sagte weiter, die Formel der Wiener Atomvereinbarung sei einfach | |
gewesen: Sanktionsaufhebung gegen Beschränkung des Atomprogramms. Der Iran | |
habe über Jahre hinweg seine Verpflichtungen missachtet. „Es gibt keine | |
plausible Begründung, Uran auf 60 Prozent anzureichern. Iran ist der | |
einzige nicht-atomar bewaffnete Staat der Welt, der so hoch angereichertes | |
Uran besitzt.“ | |
Laut einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA verfügte der | |
Iran vor Beginn des israelischen Kriegs gegen das Land im Juni über mehr | |
als 400 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent. Für den Bau | |
von Atomwaffen wäre eine weitere Anreicherung auf einen Reinheitsgrad von | |
mehr als 90 Prozent erforderlich. Wie viel von dem Material und den | |
Kapazitäten des Irans nach den schweren Angriffen der USA und Israels im | |
Juni noch übrig ist, bleibt derweil umstritten. | |
## Iranische Opposition im Exil begrüßt Maßnahmen | |
Die iranische Opposition im Exil bezeichnet die erneut in Kraft getretenen | |
UN-Sanktionen als unerlässlich. Nur so könne die „religiöse Diktatur“ da… | |
gehindert werden, „in den Besitz einer Atombombe zu kommen“, sagte die | |
Präsidentin des im Iran verbotenen Nationalen Widerstandsrates (NWRI), | |
Maryam Rajavi. Sie fügte hinzu: „Die endgültige Lösung ist ein | |
Regimewechsel durch das iranische Volk, und das Recht auf Widerstand gegen | |
das Regime des Terrors und der Massaker muss anerkannt werden.“ | |
## Reaktion des Irans schwer abschätzbar | |
Wie sich die bevorstehende Einsetzung der früheren Sanktionen auswirken | |
wird, ist schwer abzuschätzen. Die Islamische Republik könnte auf | |
Konfrontationskurs gehen und ein Abkommen zur Wiederaufnahme von | |
IAEA-Inspektionen aufkündigen. | |
Weitere mögliche Eskalationsschritte wären ein Ausstieg aus dem | |
Atomwaffensperrvertrag oder sogar die Ankündigung, eine Atombombe zu bauen. | |
Israel, die USA und europäische Länder werfen dem Land vor, nach Kernwaffen | |
zu streben. Die iranische Führung weist dies zurück und verweist auch auf | |
ein religiöses Rechtsgutachten von Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei, | |
demzufolge Massenvernichtungswaffen verboten sind. | |
## Sanktionen könnten Wirtschaftskrise im Iran verstärken | |
Die Sanktionen dürften für den Iran nach Einschätzung von Experten | |
begrenzte wirtschaftlichen Folgen haben. Der Staat mit etwa 90 Millionen | |
Einwohnern ist unter anderem bereits aufgrund von US-Strafmaßnahmen | |
ökonomisch stark angeschlagen. Zudem ist das Vorgehen zwar ein weiteres | |
Signal an Unternehmen weltweit, dass eine Zusammenarbeit mit dem Iran | |
heikel werden kann. Viele internationale Unternehmen meiden den Iran jedoch | |
bereits seit langem aus Sorge vor US-Strafmaßnahmen. | |
[3][Bis jetzt war der Iran schon mit harten Strafmaßnahmen belegt], die vor | |
allem auf den Energiesektor des öl- und gasreichen Landes zielen. Zudem ist | |
das Land weitgehend vom internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen. | |
28 Sep 2025 | |
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