# taz.de -- Französisch-saudische Nahost-Initiative: „Es ist Zeit für Fried… | |
> Bei einer UNO-Konferenz hat Präsident Macron im Namen Frankreichs | |
> Palästina als Staat neben Israel anerkannt – und drängt zu einer | |
> Zweistaatenlösung. | |
Bild: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Saudi-Arabiens Außenminister … | |
Paris taz | „Es ist Zeit, die von Hamas (noch) festgehaltenen 48 Geiseln | |
freizulassen. Es ist Zeit, den Krieg, die Bombardierungen und die Massaker | |
an der fliehenden Bevölkerung in Gaza zu beenden. Es ist Zeit für den | |
Frieden, denn sonst ist es zu spät.“ Mit diesen Worten, die nicht nur in | |
das Protokoll, sondern als historischer Wendepunkt in die Geschichte | |
eingehen sollen, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montagabend | |
in New York die UNO-Sonderkonferenz zum Nahostkonflikt eröffnet. | |
Er drängte bei diesem von Frankreich und Saudi-Arabien geleiteten Anlass | |
vor Beginn der 80. Vollversammlung die Vereinten Nationen dazu, sich im | |
Rahmen der französisch-saudischen Friedensinitiative für [1][die (von der | |
UNO seit Langem grundsätzlich gebilligten) Zweistaatenlösung] zu | |
engagieren. | |
„Einige werden sagen, (es sei) zu spät. Andere werden sagen: (es sei) zu | |
früh. Aber eines ist sicher: Wir können nicht länger zuwarten“, warnte | |
Macron. Ohne explizit von einem „Genozid“ zu sprechen, forderte er Israel | |
auf, die militärische Offensive sofort zu stoppen. Es sei zudem für Israel | |
eine „absolute Pflicht“, der heute an allem mangelnden Bevölkerung von Gaza | |
die humanitäre Hilfe zu kommen zu lassen und dies nicht weiter zu | |
behindern. | |
„Nichts rechtfertigt die Fortsetzung des Kriegs in Gaza, nichts!“ Denn die | |
Hamas, die sich mit dem Terrorangriff des 7. Oktober für immer | |
diskreditiert habe, sei heute militärisch besiegt. | |
## Friedensplan sieht Entwaffnung der Hamas vor | |
Im französisch-saudischen Friedensplan wird darum eindeutig die Entwaffnung | |
der verbliebenen Hamas-Leute verlangt. Und bei den nach einem Rückzug der | |
israelischen Militärs zu organisierenden Wahlen und einer autonomen | |
Verwaltung werde Hamas für immer ausgeschlossen. | |
Zur Sicherung des Friedensprozesses erwägt Macron die Bildung einer | |
internationalen Mission, an der sich Frankreich beteiligen würde. So könne | |
das Versprechen von 1947, in diesem umstrittenen Land zwei Staaten zu | |
schaffen, „in denen einer dem anderen das Recht auf Selbstbestimmung | |
anerkennt“, endlich gehalten und verwirklicht werden. | |
Im Namen Frankreichs und „in der Tradition der französischen Nahostpolitik“ | |
anerkenne er Palästina als Staat. Dieser könne, allerdings erst nach der | |
Freilassung aller Geiseln, in Paris eine Botschaft eröffnen. | |
In Frankreich hatten am Montag – trotz eines Verbots durch Innenminister | |
Bruno Retailleau -- mehr als 80 Rathäuser die Flagge Palästinas gehisst. In | |
Paris wurden diese zusammen mit dem Bild einer Friedenstaube und der | |
israelischen Fahne symbolisch auf den Eiffel-Turm projiziert. | |
Wie Frankreich haben [2][zehn andere Länder], darunter Kanada, | |
Großbritannien, Australien, Portugal und Belgien, die diplomatische | |
Anerkennung Palästinas angekündigt. Es sind nunmehr 158 der 193 | |
UNO-Mitglieder. Nicht dabei sind in Europa weiterhin Deutschland, Italien | |
und Österreich. | |
## Wadephul: Friedensprozess müsse „ab heute“ beginnen | |
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) meinte zur Haltung der | |
Bundesregierung, die offizielle Anerkennung eines palästinensischen Staates | |
könne „erst am Ende des Friedensprozesses“ erfolgen. Dieser Prozess aber | |
müsse nun „ab heute“ beginnen. Eine offizielle Aufnahme Palästinas als | |
UNO-Mitglied stößt derzeit auf das Veto der USA im Weltsicherheitsrat. | |
Im Anschluss an Macron erklärte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, die | |
Zweistaatenlösung sei „auf der Grundlage der Grenzen von vor 1967, mit | |
Jerusalem als Hauptstadt der beiden Staaten der einzige Ausweg aus diesem | |
Albtraum“. | |
Er verurteilte mit härteren Worten als Macron das israelische Vorgehen: | |
„Nichts rechtfertigt die kollektive Bestrafung der Bevölkerung von Gaza | |
(für den 7. Oktober) und jegliche Form von ethnischer Säuberung“. | |
## Netanjahu: Macron „belohnt“ die Hamas | |
Wie die US-Regierung hat auch Regierung Israels die französische Diplomatie | |
als „Geschenk für die Hamas“ scharf verurteilt. Premierminister Benjamin | |
Netanjahu, der die Zweistaatenlösung ablehnt, drohte Paris mit | |
diplomatischen „Repressalien“, die er mit seinem Partner, US-Präsident | |
Donald Trump „koordinieren“ wolle. | |
Zur UNO-Konferenz, an der er nicht teilnahm, sagte Netanjahu: „Ich habe | |
eine Botschaft an die Staatschefs, die nach dem abscheulichen Massaker des | |
7. Oktober einen palästinensischen Staats anerkennen wollen: Ihr gewährt | |
dem Terrorismus eine enorme Belohnung.“ | |
Er erwähnte einen „alternativen“ Plan der US-Regierung für Gaza, ohne zu | |
präzisieren, ob es sich dabei um die Schaffung einer touristischen | |
„Riviera“ nach der „freiwilligen Evakuierung“ der Bevölkerung handelt,… | |
dies Trump erwogen hatte. Ein Treffen Netanjahus mit Trump ist für den 29. | |
September geplant. | |
23 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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