| # taz.de -- Trumps Auftritt vor der UNO: Angekommen in der Welt der postfaktisc… | |
| > Interessiert sich noch jemand für den Wahrheitsgehalt von Aussagen | |
| > mächtiger Politiker, die die Weltpolitik bestimmen? Gegenwehr ist | |
| > alternativlos. | |
| Bild: US-Präsident Donald Trump bei der Generaldebatte der UN: Außenpolitik a… | |
| Die Vereinten Nationen finanzieren Großangriffe auf den Westen. Der | |
| Klimawandel ist ein Riesenschwindel. Die Ukraine ist ein Nazi-Konstrukt. | |
| Deutschland kehrt zurück zur Atomkraft. In London herrscht die Scharia. | |
| [1][Palästina gab es nie.] Der Krieg zwischen Kambodscha und Armenien ist | |
| beendet. All diese Aussagen wurden in jüngster Zeit von mächtigen | |
| Politikern getroffen. Nicht alle sind aus der Rede des US-Präsidenten | |
| Donald Trump vor der UN-Vollversammlung am Dienstag, auch Wladimir Putin | |
| und Benjamin Netanjahu sind dabei. Aber sie alle sind Lügen, geäußert zur | |
| Rechtfertigung eigenen Unrechts und zur Diskreditierung außenpolitischer | |
| Gegner. | |
| Die Welt ist in der Ära der postfaktischen Außenpolitik angekommen. | |
| Tatsachen zählen nicht mehr, nur Behauptungen. [2][Trump sagt, er habe in | |
| sieben Monaten sieben Kriege beendet.] Putin stellt seinen Angriffskrieg | |
| gegen die Ukraine als Abwehrkrieg gegen die Nato dar. Netanjahu setzt alle | |
| Palästinenser mit der Hamas gleich. Alle drei Behauptungen sind leicht zu | |
| widerlegende Verdrehungen der Tatsachen, aber sie begründen die | |
| Außenpolitik aller drei und bekommen damit unabhängig von ihrem | |
| Wahrheitsgehalt einen Wirklichkeitsgehalt – eine subjektive Wirklichkeit, | |
| die reales, objektives Handeln prägt. Im frühen 19. Jahrhundert, als Kaiser | |
| Napoleon schon einmal Europa auf den Kopf stellte, definierten deutsche | |
| Philosophen diese subjektive Wirklichkeit als Ausgangspunkt von Kunst und | |
| Wahnsinn zugleich. | |
| Als Weltordnungsprinzip hat Deutschland damit Probleme und ist da nicht | |
| allein. In einer vernunftorientierten Welt ist Diplomatie ein Werkzeug zur | |
| Justierung zwischenstaatlicher Beziehungen, und wie alle Werkzeuge | |
| funktioniert es nicht, wenn man sich beim Gebrauch von der Fantasie leiten | |
| lässt statt von der Realität. Europa, vornehmlich Deutschland, gestaltet | |
| Außenpolitik nicht als Kunstwerk, sondern als Handwerk, voller Inhalte, | |
| Ziele und Ansprüche sowohl an sich selbst als auch an andere. Trump und die | |
| anderen sehen darin eher ein Gewinnspiel, das Spaß machen und den eigenen | |
| Ruhm mehren soll. | |
| Was tatsächlich passiert, ist egal, Hauptsache, man sieht dabei gut aus. | |
| Und was andere von einem wollen, ist erst recht egal. Soll man sich jetzt | |
| an eine solche Welt gewöhnen? Es gibt in Deutschland, wie die guten | |
| [3][Umfragewerte der AfD] zeigen, durchaus Sehnsucht nach der magischen | |
| Welt von Trump, Putin und den anderen skrupellosen Machtpolitikern, wo man | |
| nur etwas behaupten muss, damit sich alle danach richten. Dem Wahn mit Mut | |
| und Verstand zu begegnen, erscheint aktuell hoffnungslos. Aber es ist | |
| alternativlos. | |
| 24 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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