# taz.de -- Geldpolitik in den USA: Fed senkt den Leitzins um Minispanne | |
> Die US-Notenbank reagiert auf die Arbeitsmarktprobleme und signalisiert | |
> den Beginn einer möglichen Wende. Politischer Druck verschärft das | |
> Dilemma. | |
Bild: Lässt sich nicht von US-Präsident Donald Trump drängeln, sondern geht … | |
Washington/Berlin rtr | Die US-Notenbank Federal Reserve hat den Leitzins | |
erstmals im laufenden Jahr gesenkt und stellt weitere Lockerungen in | |
Aussicht. Sie setzte den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch um einen | |
Viertelpunkt auf die neue Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent herab. Zugleich | |
deuteten die Währungshüter bis zum Jahresende zwei weitere Schritte nach | |
unten an. | |
Anlass seien die schwachen Arbeitsmarktdaten und eine hartnäckige | |
Inflation, sagte Fed-Chef Jerome Powell, das sei eine „herausfordernde | |
Situation“. Die Notenbank habe nun den ersten Schritt unternommen, den | |
Leitzins in Richtung eines neutralen Niveaus zu drücken, das die Wirtschaft | |
weder bremst noch antreibt. | |
US-Präsident Donald Trump [1][hat den unabhängigen Zentralbankchef immer | |
wieder mit Kritik überzogen] und zu kräftigen Zinssenkungen gedrängt. | |
Zuletzt entsandte er [2][seinen Vertrauten Stephen Miran] ins | |
Fed-Direktorium, um eine vakant gewordene Stelle auszufüllen. Der | |
beurlaubte Wirtschaftsberater Trumps konnte nach der Bestätigung im Senat | |
im Eilverfahren nun erstmals über den Leitzins mit abstimmen: Er votierte | |
als einziges Mitglied im Offenmarktausschuss (FOMC) für eine kräftigere | |
Senkung um einem halben Prozentpunkt. | |
Powell machte vor der Presse deutlich, dass Mirans Forderung nach einem | |
XL-Zinsschritt im FOMC keinen Anklang fand: „Es gab heute überhaupt keine | |
breite Unterstützung für eine Senkung um 50 Basispunkte.“ Ein solch großer | |
Zinsschritt komme eigentlich nur dann in Frage, wenn die Geldpolitik | |
schnell neu ausgerichtet werden müsse, so Powell. Der FOMC haben einen | |
hohen Grad an Einigkeit an den Tag gelegt. Auch die Direktoriumsmitglieder | |
Christopher Waller und Michelle Bowman, die bereits im Juli eine | |
Zinssenkung gefordert hatten, stimmten diesmal mit der Mehrheit und | |
schlossen sich nicht dem Minderheitsvotum Mirans an. | |
## Keine Überraschung | |
Für KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher war der nun von der Fed vollzogene | |
Zinsschritt ausgemachte Sache: „Dies nicht etwa, weil die Fed dem Druck aus | |
dem Weißen Haus nachgibt, sondern weil [3][der Arbeitsmarkt in den USA sich | |
mittlerweile in einer deutlich schwächeren Verfassung zeigt].“ | |
Die US-Börsen reagierten mit einer Berg- und Talfahrt auf den Zinsentscheid | |
und Powells Pressekonferenz. Zum Handelsschluss standen die Indizes in etwa | |
wieder da, wo sie vor dem Entscheid gestanden hatten. | |
Die Notenbank hatte die erste Senkung im laufenden Jahr auf die lange Bank | |
geschoben, da sie sich zunächst ein Bild von den Folgen der [4][von Trump | |
betriebenen Zollpolitik auf Wirtschaft und Inflation] machen wollte. Powell | |
erklärte nun, die Zölle würden den Preisdruck zwar erhöhen. Es sehe jedoch | |
zunehmend danach aus, dass es sich um einen Einmaleffekt handele, der | |
keinen inflationären Prozess auslöse. | |
## Herausforderungen für die Fed | |
Nach einer markanten Abkühlung des Arbeitsmarkts stellte Powell jüngst | |
jedoch die Signale auf Zinssenkung. Im August kamen in den USA nur noch | |
22.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Eine Datenrevision | |
offenbarte überdies frühe Schwächen des amerikanischen Jobmarkts. Zugleich | |
ist die Inflationsgefahr noch nicht gebannt: Die Verbraucherpreise zogen im | |
August an – auf eine Teuerungsrate von 2,9 Prozent. | |
Trump hat die Federal Reserve immer wieder wegen des aus seiner Sicht zu | |
zögerlichen Zinskurses kritisiert. Zuletzt hatte die Notenbank den Leitzins | |
im Dezember 2024 gesenkt, nachdem sie im September 2024 die Zinswende | |
eingeleitet und im November nachgelegt hatte. Neben verbalen Attacken auf | |
Powell [5][hat Trump auch versucht, Fed-Direktorin Lisa Cook zu feuern]. | |
Ein Berufungsgericht in Washington lehnte es jedoch vorerst ab, Trump die | |
Entlassung zu gestatten. Der Fall Cook hat an den Finanzmärkten Sorgen um | |
die Unabhängigkeit der Fed ausgelöst. | |
„Die Fed bleibt ihrem Mandat und ihrer Unabhängigkeit bislang absolut treu. | |
Die Zinssenkung ist makroökonomisch voll vertretbar und war an den | |
Kapitalmärkten genau so erwartet worden“, so das Fazit von | |
DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Noch funktioniere die unabhängige | |
Geldpolitik in den USA. | |
18 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Trump-gegen-die-Federal-Reserve/!6101149 | |
[2] /Donald-Trumps-Zolloffensive/!6083066 | |
[3] https://www.cnbc.com/2025/09/09/jobs-report-revisions-september-2025-.html | |
[4] /US-Gericht-erklaert-Zoelle-fuer-unzulaessig/!6107689 | |
[5] /Offener-Brief-/!6111129 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Trump | |
Geldpolitik | |
Zinsen | |
Social-Auswahl | |
Schwerpunkt USA unter Trump | |
Donald Trump | |
Kolumne Was kostet die Welt? | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nach Entlassung durch Trump: Ökonomen stellen sich hinter Fed-Gouverneurin Cook | |
US-Präsident Trump will die Ökonomin feuern. Nobelpreisträger wie Claudia | |
Goldin, Joseph Stiglitz und Paul Romer betonen die Unabhängigkeit der Fed. | |
Machtkampf zwischen Präsident und Fed: Trumps Fehde mit der Zentralbank eskali… | |
Der US-Präsident feuert mit Lisa Cook eine leitende Managerin der | |
Zentralbank. Die weist Trumps Kündigung zurück. Jetzt entscheidet wohl die | |
Justiz. | |
Gegen unberechenbare Wechselkurse: Zentralbanken aller Länder, vereinigt euch! | |
Seit Frühling reden alle über Zölle. Die sind aber das kleinere Problem, | |
wenn die Zentralbanken die schwankenden Wechselkurse nicht in den Griff | |
bekommen. |