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# taz.de -- Elektronische Patientenakte: Das digitale Gesundheitsarchiv startet
> Ab Mittwoch müssen Arztpraxen und Kliniken Millionen elektronische
> Patientenakten füllen. Die wichtigsten Punkte, die jetzt zu beachten
> sind.
Bild: Viele gesetzlich versicherte Patient:innen haben bei ihrer Krankenversich…
Berlin taz | Jetzt geht es richtig los [1][mit der elektronischen
Patientenakte] (ePA). Ärzt:innen und Kliniken sind ab dem 1. Oktober
verpflichtet, auf diesem Weg neue medizinische Informationen über ihre
Patient:innen auch anderen Praxen zur Verfügung zu stellen – damit zum
Beispiel das Verschicken von Befunden per Mail oder Brief wegfällt. Wie
funktioniert das alles?
Die meisten gesetzlich versicherten Patient:innen haben bei ihrer
Versicherung mittlerweile ein kleines digitales Archiv, in dem künftig die
wichtigsten Medizin-Informationen über sie liegen. Damit können
unterschiedliche Ärzt:innen dieselben Befunde sehen. Die
Patient:innen finden die Infos auf ihren Smartphones – wenn sie es
wollen. Man kann aber widersprechen – dann wird die ePA wieder gelöscht.
Private Krankenversicherungen müssen die Patientenakte nicht automatisch
allen Mitgliedern anbieten, manche tun das mittlerweile aber.
## Wird das klappen?
Wer in den vergangenen Wochen in Praxen nach dem Funktionieren der Akte
fragte, schaute mitunter in ratlose Gesichter. Da liegt die Vermutung nahe,
dass es in den kommenden Monaten hier und da ruckelt. Manche Ärzt:innen
haben noch keine Computerprogramme, die mit der ePA harmonieren –
verpflichtend ist das laut Bundesärztekammer erst ab Anfang 2026. Ebenso
können viele Krankenhäuser „die ePA zum Starttermin voraussichtlich noch
nicht einsetzen“, schreibt die Ärztekammer.
## Was kommt in die Akte?
Medizinisch wichtige Informationen, nicht jeder Kleinkram. Die Diagnose der
Hausärztin, man habe sich eine Erkältung eingefangen, braucht nicht
hochgeladen zu werden. Vorläufig kann das System nur Dateien im PDF-Format
verarbeiten, also in der Regel Schriftstücke. Bei „hochauflösenden CT- und
MRT-Bildern beziehungsweise Röntgen-CDs“ funktioniert das „aufgrund der
Dateigröße und des Formats derzeit nicht“, erklärt die Gematik, die
mehrheitlich bundeseigene Gesellschaft für die Digitalisierung der
Gesundheitsversorgung. Diese Funktion soll später hinzukommen.
## Wie werden die Infos geteilt?
Im Idealfall lädt jede Praxis und Klinik die neuen Befunde in die jeweilige
individuelle ePA hoch. Steckt dann beispielsweise eine Patientin ihre
Gesundheitskarte in das Lesegerät der Hausarztpraxis, „erhält diese für 90
Tage Zugriff auf die komplette Akte“, schreibt die AOK-Versicherung. Alle
Ärzt:innen sehen alles, lautet das Prinzip. Allerdings können die
Versicherten einzelne Informationen auch sperren.
## Was passiert mit alten Befunden?
Die Untersuchungsberichte der vergangenen Jahre brauchen die Ärzt:innen
nicht in die Akte zu schicken. Man kann sie allerdings bitten, es zu tun.
Die zweite Variante besteht darin, sich wichtige ältere Befunde aushändigen
zu lassen, sie selbst zu scannen und dann als PDF in die eigene Akte zu
laden. Der dritte Weg: Die Krankenversicherungen sind verpflichtet, auf
Wunsch der Versicherten alte Dokumente in die ePA einzuordnen. Dazu muss
man mit ihnen in Kontakt treten.
## Wie funktioniert der eigene Zugriff auf die ePA?
Um die ePA privat zu nutzen, muss man eine App herunterladen – in der Regel
auf das Smartphone. Die Versicherungen bieten unterschiedliche Verfahren
an, die teils gewisse Computerkenntnisse erfordern. Dabei stellt die
persönliche Identifizierung die entscheidende Hürde dar. Diese ist wichtig,
weil in der Akte sensible Informationen über die eigene Gesundheit lagern.
Ein Weg der Identifizierung führt über den elektronischen Personalausweis
und die Ausweis-App des Bundes. Bei einer zweiten Variante reichen die mit
dem Personalausweis zusammenhängende PIN und Gesundheitskarte. Schließlich
gibt es das alte Post-Ident-Verfahren, bei dem man mit Personalausweis zu
einer Postfiliale geht.
## Welche Reaktionen gibt es zur ePA?
83 Prozent der befragten gesetzlich Versicherten begrüßten, dass die
Patientenakten gefüllt würden, teilte die AOK auf Basis einer Umfrage mit,
14 Prozent lehnten es ab. Die Mehrheit fühlte sich aber schlecht über das
neue Instrument informiert. Manuel Hofmann von der Deutschen Aidshilfe
kritisierte am Dienstag die komplizierte Anwendung: „Wer einzelne Diagnosen
verbergen will, muss sehr gut Bescheid wissen“ und bei jedem Arztbesuch
aufs Neue Dokumente in der App einzeln ausblenden. „Das ist für viele
schlicht zu kompliziert und fehleranfällig.“
1 Oct 2025
## LINKS
[1] /Zwischen-Widerspruechen-und-KI/!6082220
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
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