| # taz.de -- Ex-Black-Panther-Mitglied Assata Shakur: Die nie gefasste Kämpferi… | |
| > Assata Shakur war die einst meistgesuchte Frau der USA, Kämpferin für | |
| > radikale Freiheit und Ikone im Exil. Nun ist sie in Kuba mit 78 Jahren | |
| > gestorben. | |
| Bild: Assata Shakur wird unter Bewachung und in Handschellen ins Middlesex Coun… | |
| Berlin taz | In den USA der sechziger Jahre brodelte es. [1][Martin Luther | |
| King] sprach in Washington vom Traum einer gerechteren Gesellschaft, | |
| während die Polizei in Selma Demonstrierende mit Knüppeln niederprügelte. | |
| Während im Süden noch Schilder mit „Whites only“ hingen, politisierte sich | |
| die 1947 geborene Studentin und die Tante vom Rapper Tupac Shakur, Joanne | |
| Deborah Byron. [2][Sie legte ihren, wie sie selbst sagte, „Sklavennamen“ ab | |
| und nannte sich Assata Shakur.] | |
| Als Mitglied der [3][Black Panther Party], einer sozialrevolutionären, | |
| antirassistischen Gruppe, sprach sie über Befreiung und Würde, organisierte | |
| Frühstücke für Kinder und kümmerte sich um Communities, die der Staat | |
| benachteiligte. Doch je härter die Repression wurde, desto stärker wuchs in | |
| ihr die Überzeugung, dass all das nicht genügt – und sie schloss sich der | |
| Black Liberation Army an, einer schwarz-nationalistischen und | |
| marxistisch-leninistischen Organisation, die den bewaffneten Kampf als | |
| notwendige Antwort auf systemische Gewalt verstand. | |
| Dieser Schritt in den Untergrund machte sie zur Zielscheibe. Die Behörden | |
| verschärften die Repression: Das FBI unter J. Edgar Hoover bezeichnete die | |
| Black Panthers als „größte Bedrohung der inneren Sicherheit“ und zerschlug | |
| sie mit dem COINTELPRO-Programm systematisch. Aus Demonstrationen wurden in | |
| den Akten „Aufstände“, aus Sozialprogrammen „subversive Aktionen“. In | |
| diesem Klima der Verfolgung eskalierte die Auseinandersetzung – bis zu | |
| jenem 2. Mai 1973, als die Polizei das Auto, in dem Shakur mit zwei | |
| Begleitern saß, auf dem New Jersey Turnpike stoppte. Grund war ein defektes | |
| Rücklicht. | |
| Kurz darauf kommt es zu einer Schießerei: ein Beamter stirbt, ein weiterer | |
| wird schwer verletzt, Shakur selbst angeschossen. Sie beteuerte zeitlebens | |
| ihre Unschuld, versicherte, am Tatmorgen keine Waffe in der Hand gehalten | |
| zu haben – ihre Arme seien während der tödlichen Schüsse erhoben gewesen. | |
| 1977 sprach ein Gericht sie dennoch schuldig. Das Urteil lautete | |
| lebenslange Haft. „Ich bin eine politische Gefangene“, erklärte sie; | |
| Bürgerrechtlerin Angela Davis stellte sich an ihre Seite. | |
| ## Seit 1984 war Shakur im Exil in Kuba | |
| Was das Gericht zu einem Schlusspunkt erklärt hatte, wurde für ihre | |
| Unterstützer:innen erst zum Anfang: 1979 sprengten Genossen sie aus | |
| dem Gefängnis. Tausende feierten die Befreiung, während das FBI Jagd | |
| machte. 1984 erreichte sie Kuba und Fidel Castros Regierung gewährte ihr | |
| offiziell Asyl. Sie unterrichtete, schrieb ihre Autobiografie, trat in | |
| kubanischen Medien auf und wurde zu einer Symbolfigur für viele linke | |
| Bewegungen weltweit. „Ich will keine Superheldin sein“, schrieb sie | |
| allerdings in ihrer Autobiografie. „Ich will frei sein.“ | |
| Für die USA aber blieb sie Staatsfeindin: 2013 setzte das FBI sie als erste | |
| Frau auf die Liste der meistgesuchten Terrorist:innen, zwei Millionen | |
| Dollar Kopfgeld. Kuba verweigerte jede Auslieferung – und machte damit | |
| klar, dass Shakur im Exil bleiben würde. Gleichzeitig gewannen ihre | |
| Schriften mit Black Lives Matter neue Popularität – für manche Manifest der | |
| Befreiung, für andere bloß marxistische Pamphlete. | |
| Selbst ihr Tod löst die Fronten nicht: Während ein republikanischer | |
| Abgeordneter Gerechtigkeit für den getöteten Polizisten vermisst, kündigt | |
| New Jerseys Gouverneur an, selbst ihre sterblichen Überreste nicht in die | |
| USA zurückkehren zu lassen. | |
| Assata Shakur aus Queens wurde 78 Jahre alt. Am 25. September ist sie in | |
| Havanna verstorben. Bis zuletzt war sie Projektionsfläche: für staatliche | |
| Dämonisierung – und für die Sehnsucht nach radikaler Freiheit. | |
| 29 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Derya Türkmen | |
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| Shakur. |