# taz.de -- Führungswechsel in der Grünen Jugend: Blasel macht's wie Nietzard | |
> Auch Jakob Blasel tritt nicht wieder als Bundessprecher an. Nach nur | |
> einem Jahr braucht die Grüne Jugend erneut eine neue Doppelspitze. | |
Bild: Kurze Amtszeit: Jakob Blasel auf dem Grünen-Parteitag im Januar 2025 | |
Berlin taz | Das „K“ in „Grüne Jugend“ steht für Kontinuität: Nach | |
Bundessprecherin Jette Nietzard hat am frühen Dienstagabend auch ihr | |
Co-Vorsitzender Jakob Blasel angekündigt, im Herbst nicht für eine zweite | |
Amtszeit zu kandidieren. Zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten muss | |
sich der Parteinachwuchs der Grünen eine komplett neue Doppelspitze suchen. | |
Seinen Rückzug gab Blasel auf seiner Instagram-Seite bekannt. Eine | |
wirkliche Begründung führte er nicht an. Sein Jahr als Bundessprecher sei | |
„oft super anstrengend“, aber „auch unendlich schön“ gewesen, schrieb … | |
24-Jährige. Er habe sein Ziel erreicht, den Verband zusammenbringen und | |
freue sich zu sehen, „wie ganz viele Leute Verantwortung in diesem Jahr | |
übernommen haben und jetzt im Herbst übernehmen“. Persönlich freue er sich | |
darauf, sich „wieder allen Projekten zu widmen, die ich im Oktober von | |
heute auf morgen auf Pause gesetzt habe: mein Studium, Aktivismus und | |
vieles anderes“. | |
Blasel und Nietzard hatten [1][die Führung der Grünen Jugend (GJ) erst im | |
vergangenen Jahr übernommen], nachdem ihre Vorgängerinnen und Dutzende | |
weitere Funktionär*innen aus der Organisation ausgetreten waren. Die | |
Abtrünnigen hatten den Mitte-Kurs der Partei in der Ampel-Koalition | |
kritisiert. Mittlerweile haben sie unter dem Namen „Junge Linke“ eine | |
parteiunabhängige Nachwuchsorganisation gegründet. | |
Die Grüne Jugend kam währenddessen auch unter der neuen Spitze nicht zur | |
Ruhe. Das lag vor allem an Kontroversen um provokante Äußerungen von Jette | |
Nietzard in Interviews und auf ihren Social-Media-Kanälen. Das Verhältnis | |
zwischen ihr und führenden Vertreter*innen der Grünen war schon nach | |
wenigen Monaten zerrüttet, auch innerhalb der Nachwuchsorganisation gab es | |
Diskussionen. Im Juli kündigte Nietzard schließlich an, aufgrund von | |
„ständigen Anfeindungen“ aus der Partei [2][nicht für eine zweite Amtszeit | |
zu kandidieren.] | |
## Umgänglich statt krawallig | |
Blasel pflegt einen erkennbar anderen Stil als die 26-Jährige. In den | |
sozialen Netzwerken ist er weniger aktiv. Zuspitzungen setzt er seltener | |
und bedachter ein, dadurch ist er allerdings auch unscheinbarer. Unter | |
Grünen gilt er als der umgänglichere Teil der bisherigen Doppelspitze. | |
Stärkte er Nietzard öffentlich den Rücken, wirkte das eher pflichtbewusst. | |
Andererseits verkniff er sich aber auch öffentliche Kritik an seiner | |
Kollegin – oder wählte vorsichtige Formulierungen. So sagte er [3][in einem | |
Gespräch mit der taz im Juni], es sei eine Stärke von Nietzard, | |
Aufmerksamkeit zu erzeugen. Nur: „Wir müssen die Aufmerksamkeit, die wir | |
dadurch bekommen, stärker in eine politische Debatte lenken und solche | |
Debatten dann auch besser vor- und nachbereiten.“ | |
Auch in seiner Rückzugsankündigung lässt er keine großen Risse erkennen. | |
Von GJ-internen Auseinandersetzungen um Stilfragen ist darin keine Rede. In | |
seinem Statement ruft er den Verband nur dazu auf, „solidarisch zu sein, | |
gesellschaftlich, aber auch untereinander“ und immer „Seite an Seite“ zu | |
kämpfen. | |
## Nicht bohren, sondern enteignen | |
Inhaltlich legte Blasel, einst einer der führenden Köpfe bei Fridays for | |
Future in Deutschland, seinen Fokus auch als GJ-Chef auf die Klimapolitik. | |
[4][Im Bundestagswahlkampf setze er sich dafür ein,] dass sich die Grünen | |
gegen Gasbohrungen vor der Insel Borkum aussprechen. [5][In einem Interview | |
mit dem Spiegel] forderte er, klimaschädliche Konzerne zu enteignen. In den | |
Strategiedebatten der Grünen nach der Bundestagswahl warb er für eine | |
größere Konfliktbereitschaft. | |
Was öffentlich weniger ins Auge fiel: Die Aufbauarbeit, die nach der | |
Amtsübernahme auf Blasel und Nietzard wartete. Nachdem der Großteil der | |
vorherigen Führungsebene der GJ den Rücken gekehrt hatte, war die | |
Parteijugend im Herbst 2024 nur noch eingeschränkt arbeitsfähig – und das | |
direkt vor dem Bundestagswahlkampf. | |
Vollständig sind die weggebrochenen Strukturen zwar bis heute nicht | |
ersetzt. Was aber von der scheidenden Doppelspitze bleibt: Den künftigen | |
Bundessprecher*innen werden sie einen Verband hinterlassen, der | |
zumindest grundsätzlich wieder funktioniert. Die Nachfolger*innen an | |
der GJ-Spitze werden auf einem Bundeskongress Mitte Oktober in Leipzig | |
gewählt. Erste Kandidaturen werden noch für diese Woche erwartet. | |
10 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Nachfolge-fuer-Spitze-der-Gruenen-Jugend/!6039695 | |
[2] /Rueckzug-von-Jette-Nietzard-/!6099500 | |
[3] /Jakob-Blasel-im-Portraet/!6094238 | |
[4] /Gruene-Jugend-Sprecher-ueber-Klimaprotest/!6065439 | |
[5] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-blasel-gruene-jugend-deuts… | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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