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# taz.de -- Zum Tod von Giorgio Armani: Der Unermüdliche
> Seine unterschwellig-sexy Anzüge machten ihn weltberühmt. Nun ist der
> italienische Modeschöpfer ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Ein
> Nachruf.
Bild: Giorgio Armani, einer der Großen der italienischen Mode, ist tot
Berlin taz | Drei Outfits trug Jodie Foster in dem im Jahr 2154
angesiedelten Science-Fiction-Actionkracher „Elysium“. Als
Verteidigungsministerin einer von Superreichen bewohnten Raumstation stellt
sie zunächst ein Komplet aus eierschalenweißer Jacke mit passendem
Pencilskirt und einem Shirt aus dem gleichen, seersuckerartigen Material
zur Schau. [1][Ihr Raumschiff besteigt sie etwas später in einem Zweiteiler
aus glänzendem Silbersatin] mit beeindruckenden Schulterpolstern. Der
gerechte Garaus wird ihr am Ende des Films in einem babyblauen Ensemble
gemacht, mit Blazer und einem Kragen, fast so spitz wie die Mordwaffe.
Mrs. Fosters Garderobe stammte in diesem Film von dem am Donnerstag [2][mit
91 Jahren verstorbenen Giorgio Armani], der mit seiner vestimentären
Auswahl den Klassismus der Filmstory (und der Zukunft) antizipierte. Dass
er selbst jene Zukunft nicht mehr erlebte, in der der Film spielt,
verwundert fast etwas: Bis zum Schluss wirkte der 1934 im oberitalienischen
Piacenza geborene Modeschöpfer extrem fit, fleißig – und ebenso alterslos
wie seine Designs.
Erinnern wird man sich dennoch am meisten an die Armani-Suits der 80er
Jahre: Seit Armanis Labelgründung, die im Jahr 1975 nach einem
abgebrochenen Medizinstudium und Posten als Dekorateur, Modeeinkäufer und
[3][Herrenmodedesigner für das Label Nino Cerruti] erfolgte, arbeitete er
an der Perfektionierung des Herrenanzugs. Lässig sollten sie sitzen, nicht
steif – dafür entfernte er Futter und Schulterpolster. An Richard Geres
perfekten und von Frauen und Männern gleichermaßen heiß umschwärmten
Proportionen floß der weiche, bewegliche Anzug besonders gut hinunter,
Geres Hauptrolle im Film „American Gigolo“ machte Armanis
unterschwellig-sexy Stoffkreation weltberühmt.
Armani verbreiterte sein Sortiment, wandte sich der Damenmode und Düften
zu, blieb aber seinen Signature-Merkmalen treu: Sein „Quiet Luxury“-Style
ist elegant, nicht wild; gedeckt, nicht laut; bequem, nicht mutig. Damit
hob er sich von den italienischen Designern, den opulenten Guccis,
[4][farbenfrohen Versaces und ultrafemininen Dolce & Gabbanas ab], und
erweiterte die Produktpalette italienischer Mode in eine leichter tragbare,
aber auch weniger abenteuerlustige und gendernormativere Richtung.
## Power Suits für Tina Turner und Eric Clapton
Als Armanis langjähriger privater und geschäftlicher Partner Sergio
Galeotti 1985 starb, war der stets strukturierte Mann am Boden zerstört. Er
übernahm Galeottis Aufgaben, kümmerte sich fortan persönlich um die Firma,
expandierte und entwickelte mehrere bis heute existierende Untermarken. Im
Jahr 2000 begann er eine Luxus-Kosmetiklinie; er stattete Designhotels mit
Möbeln und – als echter Italiener – einen Fußballverein mit Sportkleidung
aus. Schon seit den späten 90ern hatte er sich mit Bühnenoutfits
beschäftigt: Seine Power Suits standen Tina Turner und seinem guten Freund
Eric Clapton gleichermaßen.
Unermüdlich kümmerte sich der braungebrannte, meist Dunkelblau tragende
Mann mit dem zurückgekämmten Haar bis zum Schluss um sämtliche Belange
seines Riesenunternehmens, designte Couture, rechnete nach, was seine
Industriezweige abwarfen („Forbes“ schätzt sein Privatvermögen auf rund e…
Milliarden Euro), und startete den Tag mit einem Workout. Dass im letzten
Jahr, zu seinem 90. Geburtstag Gerüchte über das Langsamer-Treten des
Tausendsassas laut wurden, ignorierte er: Einen solch beharrlichen
Arbeitseifer kann anscheinend nur eines stoppen.
4 Sep 2025
## LINKS
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[4] /Cindy-Crawford-und-Co/!5959231
## AUTOREN
Jenni Zylka
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