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# taz.de -- Russische Kampfjets über Estland: Muskeln zeigen im Luftraum
> Das Eindringen russischer Kampfflugzeuge in Nato-Gebiet wirft Fragen auf.
> Zwei Wissenschaftler verweisen auf die Praxis in der westlichen Allianz.
Bild: Aus weiter Entfernung fotografiert und doch so nah: russisches Flugzeug a…
Berlin taz | Es waren zwölf Minuten, die auch Tage später für Diskussionen
sorgen: Wie sollte die Nato [1][auf das Eindringen russischer
Kampfflugzeuge in den Luftraum Estlands] reagieren? FDP-Politikerin
Marie-Agnes Strack-Zimmermann bezeichnete die Forderung, die russischen
Maschinen in solchen Fällen abzuschießen, [2][am Montag im Deutschlandfunk
als „bizarr“]. Zuvor hatte CDU-Politiker Jürgen Hardt darüber spekuliert.
Im Gespräch mit der taz verweisen zwei Wissenschaftler darauf, dass der
Umgang der Nato in solchen Fällen seit Jahren einer geübten Praxis folge.
„Der Einsatz von Waffengewalt muss autorisiert werden und ist immer die
Ultima Ratio. In diesem Fall würde ich die Forderungen danach als Unsinn
bezeichnen“, sagte Frank Kuhn vom Leibniz-Institut für Friedens- und
Konfliktforschung. Ähnlich sieht es Ulrich Kühn vom Hamburger Institut für
Friedensforschung und Sicherheitspolitik. „Ich sehe kein Defizit.“ Man
könne davon ausgehen, dass der Umgang mit solchen Fällen bei der Nato
eingeübt sei, sagte er.
Am Montagnachmittag sollte auf Antrag Estlands der UN-Sicherheitsrat in
einer Dringlichkeitssitzung über die Luftraumverletzung beraten. Nach
Angaben aus Tallinn waren die drei Kampfjets des Typs MiG-31 der russischen
Luftwaffe am vergangenen Freitag in den Luftraum Estlands vorgedrungen.
Laut Angaben des estnischen Verteidigungsministeriums hielten sich die
Flugzeuge für zwölf Minuten im estnischen Hoheitsgebiet auf. Dabei seien an
der Grenze zu internationalem Luftraum geflogen und ohne Transpondersignal,
Flugplan und Funkkontakt unterwegs gewesen. Russland beteuerte, im Einklang
mit internationalen Luftfahrtsregeln keine Grenzen verletzt zu haben.
## Einmal die Waffen zeigen
Am Dienstag soll auch der Nato-Rat in Brüssel über den Vorfall beraten.
Estland hatte Konsultationen mit den Bündnispartnern nach Artikel 4 des
Vertrags der Militärallianz beantragt.Konfliktforscher Ulrich Kühn aus
Hamburg sieht in dem russischen Vorgehen ein Muster. „Russische
Luftraumverletzungen über Nato-Gebiet kommen seit 2014 regelmäßig vor.“
Moskau erhoffe sich dadurch Erkenntnisse darüber, wie schnell und mit wie
vielen Flugzeugen die Nato vor Ort sei. „Auch die Nato lernt von solchen
Aktionen, wie so ein russisches Manöver abläuft“, sagt er.
Für solche Luftraumverletzungen gäbe es standardisiertes Vorgehen, sagt
Frank Kuhn vom Leibniz-Institut. „Die Signale reichen von der Aufforderung
zum Folgen bis zur Aufforderung zum Landen. Eine schärfere Maßnahme sei
etwa das Hineinfliegen in den gegnerischen Flugweg. „Das sind aber feste
und eingeübte Prozeduren.“ Dabei gehe es darum, versehentliche Eskalationen
zu vermeiden. Denn es könne Fälle geben, in denen der Luftraum unbewusst
verletzt werde, etwa weil Navigationssysteme ausfielen oder Piloten
ohnmächtig würden. „Deshalb soll bei einer Luftraumverletzung in 10 bis 15
Minuten eine Alarmrotte in der Luft sein und gucken, was los ist.“
Ein anderes Mittel sei, dass Abfangjäger die Unterseite ihrer Flugzeuge
demonstrierten, um zu zeigen, mit welchen Waffen sie bestückt seien, sagt
Ulrich Kühn aus Hamburg. „Da werden gerne mal Muskeln geflext.“
Üblicherweise erreiche man so, dass die feindlichen Flugzeuge abdrehten.
Europapolitikerin Strack-Zimmermann sagte, die Nato habe gut ausgebildete
Piloten. Wenn man anfange, eine Grundsatzdiskussion zu führen, wann der
Pilot was zu machen habe, wage man sich sehr weit in einen Bereich, von dem
die Wenigsten Ahnung hätten.
22 Sep 2025
## LINKS
[1] /Nach-Eindringen-russischer-Kampfjets/!6111394
[2] https://www.deutschlandfunk.de/strack-zimmermann-diskussion-ueber-abschuss-…
## AUTOREN
Cem-Odos Güler
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