# taz.de -- ORF-Kameramann in Ukraine festgenommen: Wien fordert Aufklärung vo… | |
> Ukrainische Sicherheitsbehörden hielten einen ORF-Kameramann tagelang | |
> fest. Das Medienhaus protestiert, die FPÖ poltert, die Ukraine schweigt. | |
Bild: In Ternopil wurde Andrij Neposedov (kl. Bild) vom Militär festgehalten | |
Wird in der Ukraine die freie Berichterstattung [1][westlicher Medien | |
behindert]? Dieser Verdacht steht im Raum, jedenfalls wenn es nach dem ORF | |
geht. Kameramann Andrij Neposedov war am 6. September für den | |
öffentlich-rechtlichen Sender unterwegs im Raum Ternopil, als er [2][vom | |
Militär angehalten] wurde. | |
Daraufhin wurde der ukrainische Staatsbürger für mehrere Tage festgenommen. | |
Erst seit letzten Freitag ist er offenbar wieder auf freiem Fuß. Was ihm | |
vorgeworfen wird und unter welchen Auflagen Neposedov frei ist, bleibt | |
unklar. | |
In Österreich schlug der Fall Wellen. „Wildwest-Zustände in der Ukraine“ | |
titelte Heute, nachdem Neposedov den „Armeeentführern entkommen“ konnte. | |
„Auf das Schärfste“ protestiert der [3][ORF]-Redakteursrat „gegen die | |
Verhaftung und mehrtägige Festnahme“. | |
Er fordert eine Erklärung für die Gründe und Umstände der Festnahme. „Die | |
Ukraine will der EU beitreten und ist daher verpflichtet, europäische | |
Standards einzuhalten, die persönliche Sicherheit und Medienfreiheit | |
betreffen.“ | |
Eingeschaltet hat sich auch das österreichische Außenministerium. Die | |
Botschaft in Kyjiw sei bereits in Kontakt mit dem ukrainischen | |
Außenministerium, um die Hintergründe zu klären. Da es sich um einen | |
ukrainischen Staatsangehörigen handle, seien die | |
Unterstützungsmöglichkeiten allerdings sehr beschränkt, heißt es aus Wien. | |
Unterwegs war Neposedov im Auftrag des ORF-Korrespondenten Christian | |
Wehrschütz, der zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Vorwürfe in Wien | |
weilte. Eine Anfrage der taz wollte Wehrschütz nicht beantworten. In einem | |
Interview mit dem Boulevardsender Ö24 sagte er, viele Fragen seien noch | |
offen. | |
## FPÖ zeigt sich offen prorussisch | |
Im Raum stand anfänglich, dass es um einen Einzug in die Armee oder | |
Wehrdienstverweigerung gehen könnte. Dagegen spricht laut Wehrschütz, dass | |
sich Neposedov bereits 2022 freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet habe, dann | |
aber im Kampf verwundet worden sei. | |
Wehrschütz deutete an, dass die Papiere verloren gegangen sein könnten. Die | |
ukrainische Botschaft gab der taz keine Stellungnahme, man wolle den Fall | |
zunächst prüfen. Auch eine Anfrage an das ukrainische Außenministerium | |
blieb unbeantwortet. | |
Von einem „unfassbaren Skandal“ spricht schon jetzt die rechtsradikale FPÖ. | |
„Zahlungen an das Selenskyj-Regime“ müssten sofort eingestellt werden, | |
sagte Generalsekretär Christian Hafenecker. | |
Das passt ins Bild, denn die FPÖ tritt seit Jahren offen prorussisch auf. | |
Schon 2016 schloss sie einen „Freundschaftsvertrag“ mit Putins Partei ab, | |
den sie auch im Zuge des Kriegs nicht aktiv beendet hat. | |
Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 hat sie Dutzende | |
russlandfreundliche Anträge im Parlament eingebracht. Dass sie nun für | |
Wehrschütz in die Bresche springt, ist keine Überraschung. Bis 2002 war | |
Wehrschütz, damals schon jahrelang Journalist beim zur Objektivität | |
verpflichteten ORF, FPÖ-Mitglied. | |
Wegen russlandfreundlicher Anklänge und Fehler in seiner Berichterstattung | |
stand Wehrschütz immer wieder in der Kritik. 2019 verhängte die Ukraine gar | |
ein Einreiseverbot gegen ihn. Erst auf Druck des FPÖ-geführten | |
Außenministeriums erhielt er die Akkreditierung zurück. | |
16 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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