| # taz.de -- Nahost-Berichterstattung: Journalistin über Bord | |
| > Die „Global Sumud Flotilla“ will Hilfsgüter nach Gaza bringen und nimmt | |
| > auch Journalist*innen mit. Eine Italienerin wurde jetzt aber | |
| > ausgeschlossen. | |
| Am Sonntag ist es auch für die 18 [1][Boote der „Global Sumud Flotilla]“, | |
| die von Italien aus mit ihren Hilfsgütern für Palästina Gaza erreichen | |
| wollen, endlich losgegangen. Von Sizilien aus stachen sie in See, die | |
| Aktivist*innen, die Menschen aus Wissenschaft, Kunstbetrieb und Politik | |
| ebenso wie diverse Journalist*innen. | |
| Doch eine war nicht an Bord, obwohl sie die Reise fest eingeplant hatte: | |
| Francesca Del Vecchio, die für die Turiner Tageszeitung La Stampa von der | |
| humanitären Mission, an der über 40 Schiffe mit rund 600 Personen aus 44 | |
| Nationen beteiligt sind, berichten sollte. | |
| Del Vecchio berichtet, sie habe mehrere Tage lang an den vorbereitenden | |
| Trainings der Bootsmannschaften teilgenommen, bei denen etwa auch ein | |
| mögliches Eingreifen israelischer Sicherheitskräfte an Bord simuliert wird. | |
| Doch dann schrieb sie, sie sei aus der Mission ausgeschlossen, ja | |
| „regelrecht aus dem Hafen gejagt worden“ als „gefährliche Journalistin�… | |
| tätig zudem für eine Zeitung, die die Flotilla „täglich mit Scheiße | |
| bewirft“. In ihrem Text breitet sie zudem aus, dass sie – ebenso wie andere | |
| – durchsucht worden sei, dass sie zeitweise ihren Pass abgeben musste. | |
| Italiens Journalistenverband FNSI reagierte sofort mit harschen Worten. | |
| „Journalisten zu verjagen, sie daran zu hindern, zu berichten, was | |
| geschieht, ist eine Wunde für die Demokratie“, befand Alessandra Costante, | |
| Generalsekretärin der FNSI, und sicherte Del Vecchio „volle Solidarität“ | |
| angesichts dieses Falles von „Zensur“ zu. | |
| Doch den Vorwurf, da würde einfach eine unbequeme Stimme zum Schweigen | |
| gebracht, will die Global Sumud Flotilla nicht auf sich sitzen lassen. Ihre | |
| italienische Sprecherin Maria Elena Delia erklärte: „Wir wären verrückt, | |
| wenn wir die Berichterstatter nicht respektieren würden, doch wir haben uns | |
| zu unserem Schutz Regeln gegeben, die für alle gelten“, und Del Vecchio | |
| habe sich an diese Regeln nicht gehalten. „Wir haben verlangt, dass der | |
| Standort der Boote und der Ort der Trainings nicht bekanntgegeben werden“ – | |
| ebendies aber habe die Journalistin der Stampa getan. Daraufhin hätten die | |
| Kapitäne und die Bootsmannschaften für ihren Ausschluss votiert. Dabei gehe | |
| es eben nicht wie vom Journalistenverband behauptet um die Pressefreiheit, | |
| sondern um den Schutz einer „hoch riskanten Mission“. [2][Wie riskant sie | |
| ist, hatte sich nicht zuletzt im tunesischen Hafen Sidi Bousaid gezeigt. | |
| Dort kam es vergangenen Dienstag zu einem mutmaßlichen Drohnenangriff auf | |
| zwei Schiffe der Flotilla.] | |
| Begeistert sprang Italiens Rechtspresse auf den Fall der ausgeschlossenen | |
| Journalistin an, der ihr zum weiteren Mosaikstein wurde, um die Flotilla in | |
| schlechtes Licht zu rücken. „Zu viele Geheimnisse an Bord der Schiffe der | |
| Global Sumud Flotilla“, unkt zum Beispiel die Zeitung Libero und legt nach, | |
| mit dem Einzug ihres Reisepasses sowie der persönlichen Durchsuchung sei | |
| die Stampa-Journalistin behandelt worden, „als sei sie irgendeine Geisel in | |
| den Tunnels der Hamas“. | |
| Überhaupt die Hamas – darf man Libero ebenso wie der römischen Tageszeitung | |
| Il Tempo glauben, dann ist die ganze Schar der Flotilla Aktivist*innen | |
| direkt von der palästinensischen Terrororganisation gesteuert. Wenigstens | |
| in diesem Punkt ist Del Vecchio mit den Kolleg*innen aus den rechten | |
| Redaktionen absolut nicht einverstanden. Was ihr widerfahren sei, „streift | |
| keineswegs die Güte der Mission“, schreibt sie. | |
| 15 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Michael Braun | |
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