# taz.de -- Erdgasbohrungen vor Nordseeinsel: Fridays for Future plant Protestc… | |
> Klimaaktivist:innen wollen auf der Nordseeinsel Borkum gegen deutsche | |
> und niederländische Erdgasbohrungen demonstrieren. Das Gasfeld liegt | |
> zwischen beiden Ländern. | |
Bild: Fridays for Future auf der Insel Borkum im Juli: Protestschriftzug bis in… | |
Die Aktivist:innen von Fridays for Future lassen nicht locker. Für | |
Anfang September haben sie ein [1][Klimacamp auf der Nordseeinsel Borkum] | |
einberufen, denn dort wird ihrer Ansicht nach die Zukunft entschieden. Die | |
schwarz-rote Bundesregierung will hier 35 Jahre lang Erdgas fördern lassen. | |
Dabei muss Deutschland gemäß Klimaschutzgesetz spätestens in 20 Jahren | |
klimaneutral sein. Macht uns das Kabinett Merz beim Klimaschutz nur etwas | |
vor? | |
Anfang Juli hatte die Regierung ein Abkommen mit den Niederlanden | |
abgeschlossen, weil das Gasfeld „N05-A“ zwischen beiden Ländern liegt. Das | |
Abkommen schaffe den rechtlichen Rahmen für die Zusammenarbeit, erklärte | |
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), die die Niederlande als | |
„starken Partner in der Energieversorgung“ sieht. | |
„N05-A“ ist nur ein Teilgebiet und fast so groß wie die rund 31 | |
Quadratkilometer von Borkum, der größten der ostfriesischen Inseln. | |
Ausbeuten will es der niederländische Energiekonzern One-Dyas schon ab Ende | |
dieses Jahres. Nach Konzernberechnungen könnten die künftige Plattform bis | |
zu 16 Prozent des jährlichen deutschen Erdgasverbrauchs decken. | |
Begrenzt Hoffnung schöpfen können die Klimaschützer aus einem Urteil des | |
Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg zum Rechtsstreit um Gasbohrungen vor | |
Borkum. Das OVG wies zwar kürzlich eine Beschwerde der Deutschen | |
Umwelthilfe (DUH) gegen die Verlegung eines Seekabels durch geschützte | |
Riffe für die Gasförderplattform zurück. Das Kabel wird aber zunächst nicht | |
verlegt werden, Grund: es sind [2][noch weitere Klagen der DUH zu Borkum | |
anhängig.] Hier geht es im Hauptverfahren um die Trassengenehmigung sowie | |
um eine Klage gegen die Bohrgenehmigungen auf deutscher und | |
niederländischer Seite. | |
Kaufen wird das vor Borkum geförderte Erdgas EWE, nach Umsatzzahlen | |
sechstgrößter deutscher Energiekonzern aus Oldenburg. EWE hat bereits mit | |
One-Dyas einen Liefervertrag abgeschlossen, sein Liefergebiet ist | |
Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Teile von Brandenburg und | |
Mecklenburg-Vorpommern. | |
EWE-Chef Stefan Dohler sieht die Gas-Pläne von One-Dyas klimapolitisch | |
positiv: Verglichen etwa mit US-amerikanischem Flüssigerdgas (LNG) aus | |
Fracking, sei die heimische Gasproduktion „vergleichsweise klimaschonend“. | |
LNG müsse energetisch aufwendig verflüssigt, transportiert und wieder | |
gasförmig gemacht werden, was die Treibhausgasemissionen etwa von | |
US-Fracking-Erdgas 25-fach über Erdgas aus der Nordsee treibt. | |
Nach Erhebung des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und | |
Geologie (LBEG) liegen die größten deutschen Vorräte fossilen Erdgases in | |
Niedersachsen – „die zentrale Erdgasprovinz Deutschlands“, so das LBEG. | |
Demnach kamen 2024 aus Niedersachsen 98,1 Prozent des in Deutschland | |
geförderten Erdgases, Sachsen-Anhalt folgt mit 1,5 Prozent. Bayern, | |
Brandenburg, Vorpommern und Thüringen tragen nur im Kommastellenbereich | |
bei. | |
Und die Förderung in Deutschland ist rapide gesunken: Konnte die heimische | |
Förderung vor 25 Jahren noch gut ein Viertel des deutschen Verbrauches | |
decken, so schafft sie heute keine 10 Prozent mehr. Trotz neu entdeckter | |
Felder wie „N05-A“ sind die fossilen Vorräte auf deutschem Territorium um | |
mehr als 75 Prozent geschrumpft, auf weniger als 50 Milliarden Kubikmeter. | |
Zum Vergleich: 2024 verbrauchte Deutschland knapp 80 Milliarden Kubikmeter. | |
„Erlaubt man einem ausländischen Konzern, unsere Nordsee zu plündern?“, | |
[3][fragte Luisa Neubauer von Fridays for Future im NDR.] Wie sollte | |
irgendein anderes Land auf der Welt davon überzeugt werden, Kohle, Erdöl | |
und -gas in der Erde zu belassen, wenn es Deutschland nicht tue. Neubauers | |
Kritik in der Sache kam noch zu Zeiten der Ampelregierung, in der ein | |
bündnisgrün geführtes Außenministerium plus ein ebenso geführtes | |
Wirtschaftsministerium dem niederländischen Konzern den Weg ebneten. | |
Geht es nach „One-Dyas“, soll jetzt gut 23 Kilometer vor Borkum in | |
Sichtweite der Strandurlauber die Plattform nebst der notwendigen | |
Infrastruktur entstehen. In niederländischen Gewässern, knapp hinter der | |
deutschen Grenze. | |
Aber noch ist die Sache nicht ausgemacht: Da ist erstens das Klimacamp auf | |
Borkum Anfang September. Im Juli hatten die Aktivist:innen dort bereits | |
ein Statement in den Küstensand gesetzt. „Stop Gas!“ stand da, so groß, | |
dass es aus dem All erkennbar war. Zweitens sind eben noch DUH-Klagen | |
anhängig. Ohne Unterseekabel aber kein Strom für die Plattform; ohne Strom | |
keine Erdgasförderung. Drittens läuft auch am 20. September in New York ein | |
Teil der diesjährigen UN-Vollversammlung. [4][Für diesen Tag ruft Fridays | |
for Future zum #ExitGasEnterFuture-Protest auf.] | |
1 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://fridaysforfuture.de/%20borkum/ | |
[2] https://www.duh.de/informieren/energiewende/gasausstieg/gasbohrungen-vor-bo… | |
[3] https://www.ndr.de/nachrichten/info/Neubauer-zu-Gasbohrungen-vor-Borkum-Tor… | |
[4] https://fridaysforfuture.de/klimastreik/ | |
## AUTOREN | |
Nick Reimer | |
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