| # taz.de -- US-Zölle belasten die Schweiz: Kein Trump-Effekt | |
| > US-Präsident Donald Trump hat die Schweiz mit hohen Zöllen belegt. Das | |
| > treibt sie aber nicht in die Arme der EU, zeigt ein Besuch der | |
| > Bundespräsidentin beim Kanzler. | |
| Bild: Auch von US-Zöllen betroffen: Schweizer Gruyère-Käse | |
| Berlin taz | Der Worst Case ist schon Realität: So denkt die Thermoplan AG, | |
| Hersteller von Kaffeemaschinen für die US-Kette Starbucks, bereits über die | |
| Verlegung der Produktion für den amerikanischen Markt von Weggis im Kanton | |
| Schwyz ins baden-württembergische Hockenheim nach. Weitere Firmen könnten | |
| folgen: Knapp jedes dritte Schweizer Unternehmen aus dem Bereich | |
| Maschinenbau und Elektroindustrie plant die Verlagerung von Produktion in | |
| die EU. | |
| „Wir befinden uns in einer heiklen Phase“, warnt der Branchenverband | |
| Swissmem. „Zahlreiche Firmen“ wollten weniger in der Eidgenossenschaft | |
| produzieren, 37 Prozent der Firmen würden Entlassungen planen. Und nicht | |
| nur das: Auch Schweizer Paradeprodukte haben Probleme. Die | |
| [1][Branchenorganisation BO] Milch will den Export von Rahm, Butter und | |
| Schokolade mit Millionenbeträgen fördern. | |
| Grund für die [2][miese Stimmung]: Seit dem 7. August gilt für zahlreiche | |
| Schweizer Waren ein [3][Riesen-Importzoll von 39 Prozent]. Mit mehr belegte | |
| US-Präsident Donald Trump nur von ihm besonders wenig gelittene Staaten wie | |
| Brasilien, Syrien, Laos und Myanmar. [4][Da viele EU-Produkte nur mit 15 | |
| Prozent Zöllen belegt werden,] kalkulieren viele Schweizer Konzerne derzeit | |
| eifrig, ob sich ein Umzug in die EU lohnt. | |
| Treibt Trump die Schweiz den Europäern in die Arme? Darauf hoffte zumindest | |
| am Dienstag Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) beim Besuch von | |
| Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter in Berlin. Keller-Sutter hatte am 31. | |
| Juli laut Medien 34 unglückliche Minuten mit Trump telefoniert. Das | |
| Ergebnis: der Zollhammer. Ihr selbstbewusster Auftritt hatte dem | |
| Präsidenten nicht gefallen. „Sie wollte nicht hören“, sagte Trump später. | |
| Sein Vorwurf: 38 Milliarden Dollar US-Handelsbilanzdefizit mit der Schweiz, | |
| für Trump ein „Verlust“. | |
| ## Merz legt den Finger in die Wunde | |
| Merz bedauerte nach dem Treffen mit Keller-Sutter die „exorbitant hohen | |
| Zollsätze“ für die Schweiz – und legte damit den Finger noch mal in die | |
| Wunde. Sie selbst verwies auf einen möglichen zweiten Deal mit Washington, | |
| der Bundesrat habe eine „neue Offerte“ vorgelegt. Möglicherweise will Bern | |
| noch mehr Rüstungsgüter kaufen als die bislang vereinbarten F-35-Kampfjets | |
| und auf die Einführung einer Digitalsteuer verzichten. Zudem könnte die | |
| Schweiz amerikanisches Flüssiggas kaufen und ihren abgeschotteten | |
| Agrarmarkt für US-Landwirte etwas weiter öffnen. | |
| Aber: Auch wenn Merz das „gute Gespräch“, Keller-Sutter den | |
| „freundschaftlichen Empfang“ in Berlin lobte und beide den regelbasierten | |
| globalen Handel, den Trump gerade zertrümmert, feierten: Das Verhältnis ist | |
| angeknackst – spätestens seitdem die Schweizer immer wieder mit Hinweis auf | |
| ihre Neutralität Hilfen für die Ukraine abwehrten. | |
| Und so blieben auch die Konsultationen am Dienstag ergebnislos. Er wünsche | |
| sich eine „möglichst enge Kooperation“, so Merz. Aber: Natürlich habe eine | |
| EU-Mitgliedschaft nicht auf der Tagesordnung gestanden. Ach ja: Merz machte | |
| sich für Genf als Austragungsort von Gesprächen für das Ende des | |
| Ukrainekriegs stark. Wichtiger als der Ort sei, dass es überhaupt zu | |
| Friedensgesprächen komme, musste Keller-Sutter einräumen. | |
| Dabei einen Eidgenossenschaft und EU nicht nur eng verflochtene gemeinsame | |
| Grenzregionen und die sogenannten „gemeinsamen Werte“. Die Union ist auch | |
| mit Abstand der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Der Gesamtwert der | |
| Schweizer Ex- und Importe in die Union belief sich 2024 auf insgesamt 346,9 | |
| Milliarden Euro. [5][Mit den Vereinigten Staaten waren es 94,6 Milliarden | |
| Euro.] Immerhin 18 Prozent der Schweizer Exporte gehen über den Atlantik, | |
| vor allem Chemie, Pharmaka, Gold, Edelmetalle, Kunst und Antiquitäten. | |
| Damit sind die USA noch vor Deutschland (Exportanteil: 15 Prozent) der | |
| wichtigste Einzelkunde der Schweiz. | |
| ## Volksabstimmung 2001 ging schief | |
| Immerhin planen Bern und Brüssel bereits eine engere Kooperation. Bereits | |
| im vergangenen Jahr wurden gemeinsame Regeln, etwa für | |
| Lebensmittelsicherheit, Strommärkte und Gesundheit, verhandelt. Auch | |
| juristisch rückt die Schweiz näher an die Union. Hier sollen die | |
| EU-Freizügigkeitsrechte ausgeweitet werden, vor allem die | |
| Arbeitnehmerfreiheit und die Niederlassungsfreiheit. Noch ist das Abkommen | |
| aber nicht abgesegnet. | |
| Die Schweizer werden wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2027 per | |
| Volksabstimmung darüber entscheiden, ob sie dafür sind. Schon trommeln | |
| konservative Unternehmer in der sogenannten Kompass-Initiative dagegen. Das | |
| macht den liberalen Kräften Angst: Sie fürchten eine Wiederholung der | |
| Volksinitiative „Ja zu Europa“ aus dem Jahr 2001. Damals war das Ergebnis | |
| eindeutig: Mit 76,8 Prozent lehnte eine große Mehrheit einen EU-Beitritt | |
| ab. | |
| 2 Sep 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.watson.ch/schweiz/wirtschaft/466417246-zoelle-schweiz-nimmt-fue… | |
| [2] https://www.economiesuisse.ch/de/artikel/us-zoelle-und-die-schweizer-wirtsc… | |
| [3] /Neue-Strafzoelle-bis-50-Prozent-/!6104412 | |
| [4] /Trumps-hoehere-Zoelle-treten-in-Kraft/!6102248&s=schweiz+z%C3%B6lle/ | |
| [5] /Schweiz-vor-Abkommen-mit-den-USA/!6088038 | |
| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
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