| # taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Bitte einmal kräftig pusten | |
| > Diese Woche geraten Blech und etwas Holz kräftig in Schwingung, aber auch | |
| > eine ganze Reihe Metallröhren und Stahlsaiten. | |
| Bild: Ausstellungsansicht „Godspeed in 4/4 Time“ | |
| Dass eine Kirche sich mit Fragen von Zeit und Ewigkeit beschäftigt, gehört | |
| eigentlich zum Standardprogramm eines Gotteshauses. Dass dazu eigens eine | |
| Installation ins Kirchenschiff gebaut wird, gehört hingegen eher zu den | |
| Ausnahmen. „[1][Godspeed in 4/4 Time]“ nennt sich die Arbeit des Künstlers | |
| und Komponisten William Engelen in der Matthäus-Kirche, die aus 366 | |
| metallenen Klangröhren besteht. | |
| Jede steht für einen Tag des Jahres, wobei anscheinend Schaltjahre als | |
| Grundlage dienten. Auf diesen ringsum in der Kirche verteilten Röhren | |
| können Besucher ebenso spielen wie ausdrücklich zu diesem Zweck beauftragte | |
| Musiker. | |
| Am Dienstag ist dies die Perkussionistin Robyn Schulkowsky, die zusammen | |
| mit dem mikrotonal gestimmten Blechbläsertrio Zinc & Copper den Raum mit | |
| langen Tönen zum Resonieren bringt. In diesem Fall lässt sich bedenkenlos | |
| von positive vibrations sprechen. Dafür garantieren allein schon Elena | |
| Kakaliagou am Waldhorn, Hilary Jeffery an Posaune und Trompete und Robin | |
| Hayward mit seiner mikrotonalen Tuba ([2][Matthäus-Kirche], 19. 8., 20 Uhr, | |
| Eintritt frei). | |
| Ein weiteres Bläsertrio gibt es am Mittwoch im Café Plume zu erleben. | |
| Rechtzeitiges Erscheinen empfiehlt sich, denn die Sache beginnt um 18 Uhr. | |
| „The S Trio“ nennt der Saxofonist und Turntablist Ignaz Schick sein | |
| gemeinsames Projekt mit den Kollegen Chris Heenan und Peter Van Huffel. | |
| Das Ungewöhnliche dabei ist nicht bloß, dass man dreimal „S“, sprich | |
| Saxofon, erwarten darf und sonst nichts weiter, alle Drei spielen zudem | |
| dieselbe Instrumentengröße, nämlich Altsaxofon. Was freidrehende Reibungen | |
| ganz besonders obertonreicher Art ergeben könnte (Café Plume, 20. 8., 18 | |
| Uhr, Spende: 5-25 €). | |
| Freitag schließlich lädt noch das Sowieso zu einem Triokonzert, | |
| ausnahmsweise in einer klassischen Jazzbesetzung. Unter dem schlichten | |
| Namen Kaufmann-Hilbig-Martínez geben sich der Pianist Achim Kaufmann, die | |
| Kontrabassistin Maike Hilbig und die Schlagzeugerin Lucía Martínez die | |
| Ehre. | |
| Alle von ihnen bewegen sich seit Längerem im so lebendigen wie freien | |
| Berliner Avantgardejazzkosmos. Abenteuer- und Entdeckungslust bedeuten bei | |
| ihnen jedoch nicht, dass man als Publikum deshalb Angst haben müsste – man | |
| hört ja, dass Leute immer wieder auf Begriffe wie „Free Jazz“ mit Entsetzen | |
| reagieren. Hier könnte man angenehm überrascht werden ([3][Sowieso], 22. | |
| 8., 20 Uhr). | |
| 14 Aug 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://stiftung-stmatthaeus.de/ausstellungen/godspeed-in-4-4-time/# | |
| [2] https://stiftung-stmatthaeus.de/# | |
| [3] https://www.sowiesoberlin.com/ | |
| ## AUTOREN | |
| Tim Caspar Boehme | |
| ## TAGS | |
| taz Plan | |
| Sound der Stadt | |
| Jazz | |
| Klanginstallation | |
| taz Plan | |
| Neues Album | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Neue Musik aus Berlin: Neue Saiten aufschlagen | |
| Meinrad Kneer und Albert van Veenendaal haben mit „The Munderkingen | |
| Sessions“ ein verspieltes Album mit Neigung zur Klangforschung | |
| veröffentlicht. | |
| Musikerin Jens Ausderwäsche: Sie pflegt lieber Marotten statt Selbstoptimierung | |
| Wenn dem Kapitalismus die Schminke zerläuft, hilft nur Schrulligkeit. | |
| Diesem Motto folgt die Musikerin Jens Ausderwäsche aus Chemnitz. | |
| Neue Musik aus Berlin: Mantra für den Alltag | |
| Das Duo „Liun + The Science Fiction Band“ legt sein drittes Album vor. | |
| Komplexe Soundtexturen und sogar ein Streicher-Ensemble kommen zum Einsatz. | |
| Neue Musik aus Berlin: Feine Linien hin zur Tradition | |
| Gemeinsam mit François-Xavier Roth und seinem Orchester Les Siècles macht | |
| Isabelle Faust die atmosphärischen Töne György Ligetis neu erlebbar. |