# taz.de -- Migratiospolitik: Portugiesische Richter kippen Ausländergesetz | |
> Die Mitte-rechts-Regierung scheitert mit einem Gesetz für erschwerten | |
> Familiennachzug vor dem portugiesischen Verfassungsgericht. | |
Bild: Portugals Premier Montenegro scheiterte mit dem Gesetzesentwurf | |
Madrid taz | Das portugiesische Verfassungsgericht stoppt das neue, | |
[1][restriktive Ausländergesetz,] das die konservative Demokratische | |
Allianz (AD) von Ministerpräsident Luís Montenegro mit Unterstützung der | |
rechtsextremen Chega (Genug) vor knapp einem Monat auf den Weg gebracht | |
hatte. Der ebenfalls den Konservativen angehörende Staatspräsident Marcelo | |
Rebelo de Sousa hatte das Gesetz überprüfen lassen. Die Antwort des | |
Verfassungsgerichts, die am Freitagnachmittag veröffentlicht wurde, fällt | |
eindeutig aus. | |
Die Reform ist verfassungswidrig. Hauptgrund für das Urteil war die | |
Einschränkung der Familienzusammenführung. Die in der Gesetzesreform | |
vorgesehene Frist von zwei Jahren, bis eine Familienzusammenführung | |
beantragt werden kann, sei „unvereinbar mit dem verfassungsmäßigen Schutz | |
der Familien“. Bisher gab es keine Frist. Mit dem Urteil des | |
Verfassungsgerichts in den Händen legt Rebelo de Sousa ein Veto gegen die | |
Einwanderungsreform ein. Das Gesetz wird damit ans Parlament | |
zurückverwiesen. Die Reform zielt außerdem darauf ab, die Erteilung von | |
Arbeitsvisa an Personen mit „hochqualifizierten Tätigkeiten“ zu fördern. | |
Sie sollen es auch bei der Familienzusammenführung leichter habe. Außerdem | |
wird die Einwanderung aus portugiesischsprachigen Ländern – den Ex-Kolonien | |
Brasilien und Osttimor – erschwert. Das bricht mit den Abkommen, die | |
Lissabon mit diesen Ländern unterhält. Der ohne Mehrheit regierende | |
Ministerpräsident Montenegro kündigte bereits einen Tag vor der | |
Urteilsverkündung an, an seinem Ziel der Verschärfung der | |
Einwanderungsbestimmungen festzuhalten – auch wenn „wir das Gesetz | |
aufgrund einer Entscheidung des Verfassungsgerichts neu formulieren | |
müssen“. | |
Während sich die linke und liberale Opposition über das Urteil erfreut | |
zeigt und es als „schwere Niederlage für Montenegro“ bezeichnet, kritisiert | |
der Vorsitzende der rechtsextremen Partei Chega, André Ventura, den | |
Richterspruch. Das Urteil sei „unverständlich“. Es gebe „kein | |
Familienrecht, das Vorrang vor der Sicherheit des Landes und seiner Grenzen | |
hat“, setzte er einmal mehr Einwanderung mit Kriminalität gleich. Für ihn | |
hat „eine linke Mentalität“ die Institutionen übernommen“. | |
## Regierung muss Gesetz überarbeiten | |
Da die [2][Regierung] nun mit der Überarbeitung des Einwanderungsgesetzes | |
beschäftigt ist, ist erst einmal auch der Plan der Konservativen und | |
Rechtsextremen blockiert, nach der Sommerpause das | |
Staatsangehörigkeitsgesetz umzuschreiben. Montenegro und Ventura wollen das | |
Recht auf Staatsbürgerschaft für Kinder von Migranten, die in Portugal | |
geboren wurden, abschaffen. | |
10 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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