| # taz.de -- Zukunft am Berliner Alexanderplatz: Der Poker der Commerz Real | |
| > Entweder ZLB und Galeria oder gar nichts. Damit droht der Eigentümer des | |
| > Galeria-Gebäudes dem Senat. Am Ende könnte der Investor aber leer | |
| > dastehen. | |
| Bild: Ein Schnäppchen wird die Rettung des Warenhauses durch die ZLB nicht wer… | |
| Es ist schon dreist, wie unverblümt der Investor Commerz Real dem Berliner | |
| Senat droht. Entweder lässt sich die schwarz-rote Landesregierung ein auf | |
| eine „Kombination aus Galeria und ZLB, mit der Chance, den Alexanderplatz | |
| deutlich aufzuwerten“. Oder aber Commerz Real entwickelt ein „Warenhaus der | |
| Zukunft“. Ohne ZLB und nur mit ein bisschen Galeria als Resterampe. | |
| Wer in den vergangenen Wochen hoffte, es könnte noch ein Happy End am | |
| Alexanderplatz geben, [1][wird mit dem harschen Statement, das die Commerz | |
| Real am Mittwoch verschickte, eines Besseren belehrt]. Im Grunde ist es | |
| eine Erpressung. | |
| Einen Erhalt des Galeria-Warenhauses (auf 12.000 statt 36.000 | |
| Quadratmetern) wird es nur geben, wenn der Senat die Zentral- und | |
| Landesbibliothek ZLB im Bestandsgebäude und im derzeit in Bau befindlichen | |
| Hochhaus unterbringt. | |
| Dass der Investor um die ZLB buhlt, [2][ist kein Geheimnis]. Auch nicht, | |
| dass der Senat einen Standort sucht, der die beiden, aus allen Nähten | |
| platzenden und schwer sanierungsbedürftigen Teile der Bibliothek in der | |
| Breiten Straße in Mitte und der Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg unter | |
| einem Dach vereint. | |
| ## Der begrabene ZLB-Traum von der Friedrichstraße | |
| Die Idee des ehemaligen Kultursenators Joe Chialo (CDU), die ZLB im Gebäude | |
| der dichtgemachten Galeries Lafayette unterzubringen, ist längst vom Tisch. | |
| Dessen Besitzer Tishman Speyer lässt das ehemalige Kaufhaus in der | |
| Friedrichstraße zu Büros umbauen. Chialo konnte sich damals nicht | |
| durchsetzen, [3][weil der Senat die Kosten von 600 Millionen Euro nicht | |
| tragen wollte]. | |
| Einen noch höheren Betrag verlangt nun die Commerz Real für eine Mietkauf- | |
| oder Kauf-Option am Alex. Im Gespräch ist eine Summe zwischen 700 Millionen | |
| und 1,2 Milliarden Euro. Wohl wissend, dass das Geld immer noch nicht da | |
| ist, dem Senat aber auch daran gelegen ist, die 350 Arbeitsplätze im | |
| Warenhaus zu retten. | |
| Zuletzt hatte [4][Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD)] versucht, | |
| den Korridor für Verhandlungen aufrechtzuerhalten. Dafür sollte der im | |
| Februar 2026 auslaufende Mietvertrag von Galeria bis August verlängert | |
| werden. Commerz Real reagierte darauf mit einer Mietforderung an Galeria in | |
| Höhe von 4 Millionen Euro. Grund seien unterlassene | |
| Instandsetzungsarbeiten, etwa beim Brandschutz. | |
| Ohne Verlängerung des Mietvertrags aber, das weiß auch Commerz Real, muss | |
| Galeria in Verhandlungen über die Auflösungen der Arbeitsverträge mit | |
| seinen Beschäftigten gehen. Das ist somit der Kern der Erpressung: Entweder | |
| eine (für den Senat eigentlich nicht zu stemmende) Einigung jetzt. Oder gar | |
| nichts. | |
| ## Was ist ein Warenhaus der Zukunft? | |
| Dieses „Gar nichts“ hat bei Commerz Real einen Namen: Warenhaus der | |
| Zukunft. In seiner Mitteilung schreibt der Investor: „Das Warenhaus in der | |
| bisherigen Form ist Vergangenheit. Mit unserem Ansatz definieren wir das | |
| Warenhaus neu und machen es zukunftsfähig.“ | |
| Tatsächlich verbirgt sich hinter dem schillernden Begriff nur einer der | |
| üblichen Mixed-Use-Konzepte. Also ein Mix von Einzelhandel im Erdgeschoss, | |
| Büros, Coworking und Entertainment. Ein Mix, wie ihn jeder Investor | |
| anstrebt. | |
| Laut Commerz Real lägen dem Unternehmen bereits „diverse | |
| Interessensbekundungen von renommierten Anbietern“ vor. Da stellt sich dann | |
| doch die Frage, warum der Investor so sehr auf die ZLB als Ankernutzer | |
| pocht. Wäre die über eine Milliarde teure Entwicklung der Immobilie etwa | |
| ohne die Bibliothek unrentabel? | |
| Vielleicht ist „Erpressung“ also nicht das richtige Wort. Wer erpresst, | |
| verspricht sich einen Vorteil, so oder so. „Poker“ wäre wohl der richtige | |
| Begriff. Wer pokert, kann am Ende mit leeren Händen dastehen. | |
| Neben dem Verlierer Galeria, der während des Umbaus in jedem Fall ausziehen | |
| müsste, gäbe es einen weiteren: Commerz Real. Und die Wirtschaftssenatorin, | |
| die sich fragen muss, ob sie bei den Verhandlungen nicht ein wenig zu | |
| blauäugig war. | |
| 8 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
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