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# taz.de -- Zentral- und Landesbibliothek: 600 Millionen für einen schönen Sc…
> Im Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz wird über die Zukunft der ZLB
> diskutiert. Ein Umzug dorthin würde rund 600 Millionen Euro kosten.
Bild: Die ZLB als Teil des Galeria-Kaufhauses am Alex? Dafür gab es am Diensta…
Berlin taz | Es ist eine interessante Mischung von Menschen, die sich am
Dienstagabend im 5. Stock des Galeria-Kaufhauses am Alexanderplatz
versammelt hat, wo bis vor ein paar Wochen noch ein Restaurant war. Mit
dabei: Eine frühere Abgeordnete der Linkspartei und jetzige
Bibliotheksverbandschefin, die Vermögensverwaltungsfirma der Commerzbank,
eine Ex-Senatssprecherin von der SPD in deren Diensten, der regionale Chef
des Einzelhandelsverbands, Architekten – und viele, viele
Bibliotheksfreunde.
Was diese rund 70 Menschen eint und wofür sie dort aus ganz
unterschiedlichen Gründen werben: die Zentral- und Landesbibliothek, die
ZLB, soll nach ihrem Willen in einen Teil eben dieses Kaufhauses ziehen.
Die Argumente: Das Gebäude hätte damit einen festen Mieter, Galeria könnte
angeblich auch geschrumpft überleben, der Alex würde bereichert – und die
seit langem diskutierte Zukunft der ZLB wäre endlich geklärt.
Deren bisherige zwei Standorte am Blücherplatz und in der Breite Straße
gelten als marode und überlaufen. [1][Seit über zehn Jahren gibt es
öffentliche Diskussionen über Umzug,] Neubau und eine Zusammenlegung, 2014
sollte sie vor einem Volksentscheid sogar als Teil einer Randbebauung aufs
Tempelhofer Feld.
2023 war es für den damaligen Kultursenator Joe Chialo (CDU) der erste
Schritt Richtung Rücktritt und Ablösung Anfang diesen Jahres, als er ohne
echte Rücksprache mit seiner Partei [2][für einen Umzug in die damals
verfügbare Galeries Lafayette an der Friedrichstraße warb].
## Hohe Kosten für einen Umzug ins Galeria-Gebäude
Was an diesem Abend zumindest längere Zeit keine Rolle spielt: Ein Umzug in
das Galeria-Gebäude würde schätzungsweise 600 Millionen Euro kosten.
Mehrere hundert Millionen sind dem Vernehmen nach zudem dafür nötig, die
beiden jetzigen Standorte zu sanieren. Für sie ist noch keine Nachnutzung
klar.
Stattdessen ist viel vom Nutzen eines Umzugs zu hören. Elf Gründe führt
eingangs ein Vertreter des Bibliotheksverbands dbv an. Zum Ort sagt er, der
Alexanderplatz könne eine Bibliothek „nun wirklich gut gebrauchen“, unter
anderem, um „zu lernen, sich zu treffen, zu schlafen“.
Wären Senatsmitglieder auf dieser 5. Etage, von der durch bodentiefe
Fenster der Blick auf Weltzeituhr und „Saturn“ gegenüber geht, könnten die
nun vielleicht mit einem Hüsteln auf jene 600 und mehr Millionen Euro
verweisen, die ein solcher öffentlicher Schlafplatz kosten würde. Und auch
daran erinnern, welche Einsparungen der Kulturhaushalt des Landes schon
jetzt hinnehmen muss, [3][weil die Kassenlage so schlecht ist].
Das passiert aber nicht, weil zwar angeblich vier Senatsmitglieder geladen
wurden, die aber alle abgesagt hätten. So bleibt man unter sich an diesem
Abend. Fast jedenfalls, denn immerhin ein beteiligter Amtsträger ist da,
Ephraim Gothe, SPD-Baustadtrat von Mitte. Der hält sich aber bedeckt und
spricht bloß von „einer Vision, die sehr interessant erscheint.“
Das allerdings sagt er nicht in irgendeinen Notizblock, sondern [4][in
einer Live-Schaltung in einem 5-minütigen Beitrag für die
<i>RBB</i>-Abendschau]. Mehr Öffentlichkeit geht in Berlin kaum, der
Aufwand hat sich medial schon gelohnt. Wer das im Fernsehen versäumt, aber
gerade unten auf dem Alex unterwegs ist, kann auch von dort sehen, wie sich
die Umzugsfreunde auf der 5. Etage die ZLB dort vorstellen. Starke
Lichtstrahler werfen wie beim Festival of Lights ein Bild an die
Galeria-Fassade, von einem großzügigen Bücherei-Innenraum in warmen Farben.
Schlafliegen sind allerdings nicht zu erkennen.
15 Oct 2025
## LINKS
[1] /Zentral--und-Landesbibliothek/!5511689
[2] /Zentral--und-Landesbibliothek/!5959622
[3] /Berliner-Landeshaushalt-2026-und-2027/!6098969
[4] https://www.rbb-online.de/abendschau/videos/20251014_1930/projekt-vorstellu…
## AUTOREN
Stefan Alberti
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