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# taz.de -- Transfeindliche Tagung: Versammlung der Transfeinde
> In Berlin treffen sich US-amerikanische Propagandagruppen, die gegen die
> Rechte von queeren Menschen agitieren. Dagegen regt sich Protest.
Bild: Ein Demonstrant für Transgender-Rechte in Seattle gestikuliert in Richtu…
Berlin taz | Am Wochenende findet in Berlin eine Tagung mit dem Titel
„Youth Gender Distress“ statt. Eingeladen hat die US-amerikanischen
Organisation „Society for Evidence-Based Gender Medicine“ (SEGM), die,
anders als der Name suggeriert, keine medizinische Fachgesellschaft,
sondern ein Interessenverband ist. Die ebenfalls US-amerikanische
Monitoring-Organisation „Southern Poverty Law Center“ [1][zählt SEGM] zu
den aktivsten „Hassgruppen“, die gegen die Rechte von queeren Menschen
vorgehen. Die SEGM hat enge Verflechtungen mit anderen, international
agierenden, anti-LSBTIQ Lobbygruppen.
Das Konferenzprogramm in Berlin besteht aus vier Teilen, die auf den ersten
Blick wissenschaftlich klingen: Evidenz, Ursachen, Ethik, Psychotherapie.
Unter den jeweiligen Titeln finden von Donnerstag bis Sonntag jeweils
halbstündige Vorträge statt. Ein näherer Blick aufs Programm zeigt: Die
eingeladenen Referent*innen vertreten eine einschlägige Perspektive.
Die meisten sind international bekannt für ihre Positionen, die Behandlung
transgeschlechtlicher Menschen zu beschränken oder zu verbieten.
Da ist zum Beispiel Jamie Reed, die in den USA umfassende Verbote der
Gesundheitsversorgung von trans Personen fordert. Reed inszeniert sich als
„Whistleblowerin“, weil sie zuvor in einer Klinik gearbeitet hat, in der
trans Personen versorgt werden. US-Journalist*innen machen darauf
aufmerksam, dass Reed keine [2][fachliche Expertise] hat. Sie sei weder
Ärztin, noch Psychologin oder Psychiaterin, habe keine medizinische
Erfahrung mit Patient*innen. In der Klinik war sie zuvor als
Sachbearbeiterin tätig.
Aus Deutschland ist etwa der Münchner Psychiater Alexander Korte
eingeladen. Er hat sich in den vergangenen Jahren mit provokanten
Außenseiterpositionen zum Thema Selbstbestimmung und Transgeschlechlichkeit
Gehör verschafft, ihm wird Queerfeindlichkeit und pseudowissenschaftliche
Argumentation vorgeworfen.
## Hinter verschlossenen Türen
Doch nicht nur die Referierenden werfen Zweifel an der Seriosität der
Veranstaltung auf. So ist zum Beispiel der Veranstaltungsort geheim,
Teilnehmende erfahren ihn erst nach Erwerb eines Tickets für 350 Euro. Auf
Anfrage nach einer Presse-Akkreditierung antwortet die Organisation
ausweichend: Es gebe eine Warteliste für die Teilnahme.
„Es ist offensichtlich, dass dort keine offene Diskussion stattfinden
soll“, sagt Cornelia Kost. Sie ist Psychologin und im Vorstand der
Deutschen Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit
(dgti). Der Verein hatte im Juni in einer Mitteilung [3][vor einer
Teilnahme an der Tagung gewarnt].
Bei der Veranstaltung sei „die gesamte Prominenz der weltweit agierenden
Transfeinde“ aufgeboten, es bestehe der Verdacht, dass sie „gegen die
Gesundheitsversorgung geschlechtsdiverser Menschen gerichtet“ sei. Kost
sagt: Ziel der Organisation sei, mit wissenschaftlichem Duktus die
öffentliche Debatte zu beeinflussen – und die Erzählung zu verbreiten, die
Fachwelt sei sich uneinig oder kritisch gegenüber der Behandlung von trans
Kindern und Jugendlichen. Dazu verbreite die SEGM Desinformation. Etwa auf
vorangegangenen Konferenzen in den USA – mit wissenschaftlichem Anstrich.
„Ich bin dankbar, dass die Konferenz jetzt in Deutschland stattfindet, weil
wir deutlich machen konnten, dass es sich um eine anti-trans Organisation
und Veranstaltung handelt“, sagt Kost. „Bisher konnten solche
Veranstaltungen unkritisch und im Verborgenen stattfinden. Das ist hier
nicht gelungen“.
Inzwischen übten mehrere Verbände Kritik, etwa der [4][Bundesverband
Trans*] und der [5][LSVD*]. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und
Jugendmedizin e.V. (DGKJ) nahm einen Veranstaltungshinweis von ihrer
Webseite. Am kommenden Samstag hat das [6][Bündnis „transfeinde stressen“]
um 14 Uhr zu einer Demonstration am Berliner Oranienplatz aufgerufen.
11 Sep 2025
## LINKS
[1] https://www.splcenter.org/resources/extremist-files/anti-lgbtq/
[2] https://www.erininthemorning.com/p/missouri-anti-trans-whistleblower
[3] https://dgti.org/2025/06/10/pressemitteilung-transfeindliche-konferenz/
[4] https://www.bundesverband-trans.de/segm-konferenz-keine-wissenschaft/
[5] https://www.lsvd.de/de/ct/15280-Transfeindliche-Pseudowissenschaftskonferen…
[6] https://www.instagram.com/transfeinde_stressen/
## AUTOREN
Antonia Groß
## TAGS
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