# taz.de -- Die Zukunft des SEZs scheint besiegelt: Immer nur die Option Abriss | |
> Der Senat favorisiert fürs SEZ-Areal einen Bebauungsentwurf und gibt eine | |
> Machbarkeitsstudie in Auftrag. Der Bezirk bevorzugt eine ganz andere | |
> Idee. | |
Bild: Dient noch für Plakatwerbung, ansonsten steht es vor sich hin: das Sport… | |
Berlin taz | Für das heruntergekommene Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in | |
Friedrichshain hat die zuständige Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) das | |
[1][Büro Stefan Forster] mit einer Machbarkeitsstudie für die | |
städtebauliche Entwicklung des Areals beauftragt. Sie soll frühestens Ende | |
des Jahres vorliegen. | |
Auf dem weitläufigen Gelände am Rande des Volksparks Friedrichshain soll | |
ein gemischtes Quartier entstehen. Geplant sind dort mehr als 550 neue | |
Wohnungen, davon 50 Prozent sozial gefördert. Zudem ist laut WBM „eine | |
großzügige Gewerbefläche“ vorgesehen, „die eine nachhaltige Mischung aus | |
Wohnen, Arbeiten und Freizeit ermöglicht“. Das Areal an der Ecke | |
Landsberger Allee/Danziger Straße umfasst rund 30.000 Quadratmeter, | |
[2][liegt brach und sieht entsprechend verwahrlost aus]. | |
Unter der Regie der WBM fand am 17. Juli eine Jurysitzung statt, bei der | |
fünf Planungsideen für die künftige Wohnbebauung des SEZ-Areals vorgestellt | |
und bewertet wurden. Im Ergebnis der Punkteverteilung wurde eine Planung | |
prämiert, die den kompletten Abriss des 1981 eröffneten, einstigen | |
DDR-Prestigebaus vorsieht, so das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Drei | |
weitere Entwürfe sahen ebenfalls den Abriss des SEZ vor. | |
Nur ein Entwurf zielt darauf ab, wichtige Bauteile des SEZ zu erhalten, | |
konnte die Mehrheit der Jury aber nicht überzeugen. Im Unterschied zum | |
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, das ihn „als herausragende Idee“ | |
würdigte. Bezirksbaustadtrat Florian Schmidt (Grüne) schlug der Jury vor, | |
diesen Entwurf zu prämieren und die Machbarkeit eines Teilerhalts des SEZ | |
weiterzuverfolgen. Sein Votum stieß auf taube Ohren. | |
## Senat „vergibt eine Chance“ | |
Auch Damiano Valgolio, Mitglied des Abgeordnetenhauses für die Linke, sieht | |
den Abriss kritisch. Er hat seinen Wahlkreis in Friedrichshain-West, wo das | |
SEZ liegt. Nicht nur deshalb kämpft er [3][seit Langem vehement für dessen | |
Erhalt]. Was hält er davon, dass sich die WBM und damit der Senat auf den | |
Entwurf festgelegt hat, der das komplette Verschwinden des | |
DDR-Gebäudekomplexes vorsieht? | |
„Wir als Linke fordern nach wie vor, die Option, das SEZ ganz oder | |
teilweise zu erhalten, mit in die Machbarkeitsstudie einzubeziehen“, sagt | |
Valgolio der taz. Aber letztlich wäre schon die Ausschreibung für diese so | |
„gestrickt“ gewesen, dass es am Ende auf einen kompletten Abriss | |
hinauslaufen musste. „Die Kostenfrage wurde nicht untersucht.“ So wisse | |
niemand, was es an Geldern braucht, um das SEZ in Teilen oder ganz zu | |
sanieren. „Damit vergibt der Senat eine Chance“, sagt der Linken-Politiker. | |
Das glaubt auch Baustadtrat Schmidt. Er sagt: „Mit großem Interesse hat das | |
Bezirksamt den mutigen Entwurf zum Teilerhalt des SEZ studiert und kommt zu | |
dem Ergebnis, dass Wohnungsbau und SEZ-Erhalt kein Widerspruch sind.“ Das | |
Büro habe sich intensiv mit der Bausubstanz auseinandergesetzt und kommt zu | |
dem Ergebnis, dass diese weniger schlecht ist als angenommen. Ein Argument, | |
das auch Damiano Valgolio ins Feld führt. | |
Mit dem in diesem Konzept vorgesehenen Erhalt der Haupthalle und des | |
Eingangsgebäudes würden „zwei ikonische Merkmale des SEZ“ erhalten bleibe… | |
„Der Entwurf ist zwar nicht perfekt, aber er hätte es verdient, weiter | |
vertieft zu werden, da auch er die angestrebten 500 Wohnungen erreicht“. Es | |
wäre weder baukulturell sinnvoll noch besonders demokratisch, so Schmidt | |
weiter, nach Einreichung dieses „qualitätvollen Konzeptes nun mit einem | |
Kahlschlagkonzept weiterzuarbeiten, als wäre nichts gewesen“. Schmidt | |
fordert daher Senat und WBM auf, die Diskussion um den Erhalt des SEZ | |
„ergebnisoffen weiterzuführen und die Erkenntnisse des Wettbewerbs in die | |
weitere planerische Auseinandersetzung mit dem SEZ-Areal einfließen zu | |
lassen“. | |
Das SEZ wurde 2024 zwangsgeräumt. Bausenator Christian Gaebler (SPD) hatte | |
damals gesagt, er sehe keine Chance für einen Erhalt als Erlebnisbad wie zu | |
DDR-Zeiten. Grundstück und Gebäudekomplex waren 2003 vom Land an einen | |
Investor verkauft worden. Der Käufer wurde verpflichtet, wieder einen | |
Badebetrieb zu schaffen, was nicht geschah. Vor Gericht setzte sich dann | |
Berlin zwar durch, der frühere Eigentümer rückte die Immobilie trotzdem | |
nicht raus. Schließlich übernahmen Polizei und Gerichtsvollzieher. | |
28 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Hergeth | |
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