# taz.de -- Streit zwischen Thailand und Kambodscha: Bisher mehr als 30 Tote be… | |
> Die Kampfhandlungen zwischen den beiden südostasiatischen Ländern dauern | |
> nun schon drei Tage an. Zehntausende Menschen befinden sich auf der | |
> Flucht. Der UN-Sicherheitsrat ruft zu einer friedlichen Lösung auf. | |
Bild: In der kambodschanischen Provinz Oddar Meanchey fliehen die Menschen vor … | |
Surin ap Die Zahl der Todesopfer [1][im Grenzkonflikt zwischen Thailand und | |
Kambodscha] ist auf mindestens 33 gestiegen. Auf der thailändischen Seite | |
wurden 20 Opfer gezählt, wie die Behörden des südostasiatischen Landes | |
mitteilten. Zuletzt kam demnach ein thailändischer Soldat ums Leben. Die | |
meisten Opfer seien aber Zivilisten, hieß es. In Kambodscha stieg die Zahl | |
der Toten nach Angaben auf 13, darunter auch 8 Zivilisten, berichtete die | |
Zeitung Phnom Penh Post unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. | |
Mehr als 70 Menschen wurden demnach verletzt. | |
Truppen beider Länder lieferten sich am Samstag den dritten Tag in Folge | |
Gefechte. Inzwischen ist auch Thailands Marine in die Auseinandersetzung | |
involviert. | |
Der kambodschanische Informationsminister Neth Pheaktra sagte am Samstag, | |
die Gefechte hätten 10.865 kambodschanische Familien – 37.635 Menschen – in | |
drei Grenzprovinzen gezwungen, an sichere Orte zu fliehen. Thailändische | |
Behördenvertreter sprachen von 131.000 aus Grenzdörfern geflüchteten | |
Menschen. | |
Auch wollen Tausende kambodschanische Arbeitsmigranten, die in Thailand | |
leben, so schnell wie möglich zurück in die Heimat: Sie fühlen sich in der | |
eskalierenden Situation nicht mehr sicher. Vermutlich haben aber noch weit | |
mehr – womöglich Zehntausende Menschen – beantragt, die Grenze in Ban Laem | |
in der Provinz Chanthaburi zu überqueren, wie der Sender Thai PBS aus dem | |
Grenzgebiet meldete. In Online-Netzwerken war von einem „Massenexodus“ die | |
Rede. | |
Kambodschas Regierung zufolge lebten und arbeiteten 2024 mehr als 1,2 | |
Millionen Kambodschaner in dem Nachbarland. Auf Bildern in sozialen Medien | |
war zu sehen, wie zahlreiche Menschen mit ihren Habseligkeiten bepackt an | |
dem Grenzübergang eintrafen. | |
## UN-Sicherheitsratssitzung auf Drängen Kambodschas | |
Der UN-Sicherheitsrat hielt am Freitagabend (Ortszeit) in New York auf | |
Antrag Kambodschas eine Dringlichkeitssitzung ab. Malaysia, das den Vorsitz | |
der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean innehat, appellierte an die | |
beiden Mitgliedsländer, die Feindseligkeiten einzustellen. | |
Der Sicherheitsrat veröffentlichte keine Mitteilung zu dem Treffen, ein | |
dabei anwesender Diplomat berichtete jedoch, dass alle 15 Ratsmitglieder | |
beide Seiten zu Deeskalation, Mäßigung und einer friedlichen Lösung | |
aufgerufen hätten. Der Rat habe auch an die Asean-Staaten appelliert, auf | |
ein Ende der Gefechte hinzuwirken. | |
Der kambodschanische UN-Botschafter Chhea Keo sagte, sein Land habe eine | |
unverzügliche, bedingungslose Waffenruhe und eine friedliche Beilegung des | |
Konflikts gefordert. Er wies Berichte zurück, dass Kambodscha Thailand | |
angegriffen habe, und stellte die Frage, wie ein kleines Land ohne | |
Luftwaffe wie Kambodscha auf die Idee kommen könne, ein weit größeres Land | |
mit einer dreimal so großen Armee anzugreifen. „Wir tun das nicht“, | |
unterstrich er. | |
Umgekehrt forderte der thailändische UN-Botschafter Cherdchai Chaivaivid | |
bei der UN-Sitzung ein umgehendes Ende der Feindseligkeiten durch | |
Kambodscha, um einen Dialog zu starten. Er sprach von einem „rechtswidrigen | |
und willkürlichen Akt der Aggression“. Die beiden Länder seien aber enge | |
Nachbarn – die Gewalt müsse beendet werden. Cherdchai Chaivaivid verließ | |
die Sitzung in New York, ohne mit Journalisten zu sprechen. | |
## Neue Front in der thailändischen Provinz Trat eröffnet | |
Die Zusammenstöße entlang der 800 Kilometer langen Grenze zwischen den | |
beiden südostasiatischen Ländern waren am Donnerstag entbrannt. | |
Kambodschanisches Artilleriefeuer traf unter anderem ein Krankenhaus und | |
einen Supermarkt im thailändischen Grenzgebiet. Kambodscha wirft Thailand | |
hingegen vor, bei Angriffen Streumunition eingesetzt zu haben –eine | |
Beschuldigung, die Thailand zurückweist. „Human Rights Watch betrachtet | |
jeden Einsatz dieser Waffe in besiedelten Gebieten als rechtswidrig und | |
willkürlich“, hieß es. | |
Mittlerweile gebe es eine neue Front weiter südlich, speziell in der | |
thailändischen Provinz Trat, berichtete die Zeitung Khaosod unter Berufung | |
auf das Militär. Der thailändischen Armee zufolge wurde auch ein | |
umstrittener Berg – Phu Makkhuea – von Soldaten eingenommen, die dort die | |
thailändische Flagge hissten. | |
Am Freitagabend hatten Thailands Streitkräfte in acht Distrikten der | |
Provinzen Trat und Chanthaburi das Kriegsrecht verhängt. Begründet wurde | |
dies mit den „anhaltenden Bedrohungen der nationalen Sicherheit“ durch das | |
Nachbarland. Das Kriegsrecht erleichtere es dem Militär, alle notwendigen | |
Operationen durchzuführen, um Frieden und Ordnung zu bewahren, teilte das | |
Außenministerium mit. | |
[2][Die Organisation Human Rights Watch rief beide Länder dazu auf, | |
Zivilisten und zivile Infrastruktur unbedingt zu schützen.] „In nur zwei | |
Tagen haben Kämpfe entlang der kambodschanisch-thailändischen Grenze | |
Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet und verletzt sowie medizinische | |
Einrichtungen sowie religiöse und kulturelle Stätten beschädigt“, teilte | |
John Sifton, Asien-Direktor der Menschenrechtsorganisation, mit. Beide | |
Seiten müssten das humanitäre Völkerrecht aber unbedingt schützen, forderte | |
er. | |
Die beiden Länder trennt eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, deren | |
Verlauf noch in der Kolonialzeit festgelegt wurde. Die Regierungen in | |
Bangkok und Phnom Penh interpretieren diese Grenzziehung aber | |
unterschiedlich. In der Vergangenheit kam es mehrmals zu blutigen | |
Konflikten, zuletzt 2011. | |
Die Hintergründe der derzeitigen Eskalation sind aber unklar. Als Grund | |
wird immer wieder der Streit um den Tempel Prasat Preah Vihear genannt, der | |
seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Der Hindu-Tempel aus dem | |
10. bis 12. Jahrhundert wird von beiden Ländern beansprucht. Beobachter | |
glauben aber, dass die Gewalt deutlich vielschichtigere Ursachen hat. | |
26 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Streit-zwischen-Thailand-und-Kambodscha/!6103530 | |
[2] https://www.hrw.org/news/2025/07/25/thailand/cambodia-protect-civilians-ami… | |
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