# taz.de -- Verurteilung von Milorad Dodik: Jetzt hofft er auf seine rechten Fr… | |
> Der bosnische Serbenführer Milorad Dodik ist endgültig verurteilt: zu | |
> einem Jahr Haft und sechs Jahren Politikverbot. Akzeptieren wird er das | |
> kaum. | |
Bild: Der bosnisch-serbische Führer Milorad Dodik muss ins Gefängnis | |
Split taz | Der bosnische Serbe Milorad Dodik gehört zu den schillerndsten | |
Politikern Europas. Doch für den am 1959 geborenen Präsidenten des serbisch | |
dominierten Teilstaates [1][Republika Srpska] in Bosnien und Herzegowina | |
könnte die politische Karriere nun enden. Am vergangenen Freitag bestätigte | |
die Berufungskammer des obersten Gerichts von Bosnien und Herzegowina ein | |
Urteil der ersten Instanz: Dodik wurde zu einem Jahr Haft und einem | |
sechsjährigen Verbot politischer Ämter verurteilt. | |
Der Grund: die Missachtung von Entscheidungen des mit Vollmachten | |
ausgestatteten Hohen Repräsentanten der Vereinten Nationen für Bosnien und | |
Herzegowina. Nach bosnischem Recht bedeutet dieses Urteil, dass er sein Amt | |
als Präsident sofort niederlegen muss. Eine Berufung gegen die Entscheidung | |
sei nicht möglich. | |
Doch wird Dodik das Urteil akzeptieren? Natürlich nicht. Er ist nicht nur | |
ein serbisch-bosnischer Politiker, sondern auch ein autokratischer | |
Nationalist, der sich dem Gericht nicht beugt. | |
Während des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995 hielt sich Dodik von den | |
Kriegsverbrechern zwar fern, machte aber mit deren Duldung | |
Schwarzmarktgeschäfte. Er kalkulierte schon damals, was ihm am besten | |
nützt, um später Karriere zu machen. 1996 gründete er die „Unabhängige | |
Sozialdemokratische Partei“, Mitte der 2000er-Jahre entdeckte er den | |
Nationalismus für sich. 2005 und 2006 führte er seine Partei an die Spitze | |
der nationalistischen Bewegung unter den bosnischen Serben. | |
## Den Genozid in Srebrenica leugnet Dodik heute | |
Mit dieser Kehrtwende erreichte er absolute Mehrheiten und wurde ins | |
dreiköpfige Staatspräsidium gewählt. Er verbog die Verfassung, wechselte | |
zwischen den Ämtern des Präsidenten und Premierministers der Republika | |
Srpska. | |
Seine Hinwendung zum Nationalismus brachte auch einen radikalen Wandel in | |
seinen Positionen. So zum Beispiel in der Frage der Anerkennung [2][des | |
Genozids] in Srebrenica: 2004 stimmte er noch den Politikern der Serbischen | |
Demokratischen Partei (SDS) zu, die den Völkermord in Srebrenica zugaben. | |
Heute nennt er solche Aussagen Verrat an der serbischen Sache. | |
Dodik spricht, wie es ihm gerade passt. Er lügt, leugnet historische Fakten | |
und passt seine Aussagen beliebig an. Damit fügt er sich nahtlos in die | |
politische Landschaft von Putin bis Trump ein, deren Anerkennung er sucht. | |
Putin hat er bereits mehrfach getroffen, Trump hingegen nicht – für den ist | |
er wohl zu unbedeutend. | |
Dodik wird auf jeden Fall verhindern wollen, dass das Urteil gegen ihn | |
anerkannt wird. Dabei setzt er auf die Unterstützung seiner Verbündeten: | |
den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić, den ungarischen Premier Viktor | |
Orbán und den selbsternannten rechtsradikalen „Verteidigern des | |
christlichen Abendlandes“ wie der AfD, oder den anderen europäischen | |
Rechtsextremisten. [3][Orbán schrieb auf X] zu dem Urteil: „In der | |
Demokratie ist kein Platz für legale Hexenjagden.“ | |
Doch auch die Demokraten in Bosnien haben Rückhalt. Das oberste Gericht | |
habe den Rechtsstaat gestärkt, betont Miro Lazović, ein bosnischer Serbe | |
und früheres Mitglied des Staatspräsidiums. Die EU und auch Deutschland | |
stehen hinter dem Urteil. Auch für Christian Schmidt, den Hohen | |
Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft für Bosnien und | |
Herzegowina, der in der Vergangenheit oft von Dodik angegangen wurde, | |
dürfte das Urteil eine Genugtuung sein. | |
3 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Republika-Srpska/!t5021749 | |
[2] /Gedenken-an-Srebrenica/!6097180 | |
[3] https://x.com/PM_ViktorOrban/status/1951287794866758140 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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