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# taz.de -- Machtkampf in der Republika Srpska: Schluss mit lustig für Milorad…
> Der Präsident der serbischen Teilrepublik von Bosnien und Herzegowina
> wird per Gerichtsbeschluss seines Amtes enthoben. Doch er gibt nicht
> klein bei.
Bild: Milorad Dodik bei einem Auftritt in Belgrad am 12. April dieses Jahres
Split taz | Milorad Dodik ist kein Diktator. Er ist der gewählte Präsident
der von Serben dominierten Republika Srpska, die Teil von Bosnien und
Herzegowina ist. Dass er jetzt endgültig seine Berufungsverhandlung
verloren hat und am Montag von dem Obersten Gericht in der bosnischen
Hauptstadt Sarajevo aller seiner Ämter enthoben wurde, sollte ihn nicht
wirklich überrascht haben.
Am 1. Februar 2025 war Milorad Dodik in erster Instanz zu einem Jahr Haft
und einem politischen Betätigungsverbot für sechs Jahre verurteilt worden.
Das Urteil wurde am 1. August 2025 von einem Berufungsgericht bestätigt.
Fünf Tage später verfügte die Zentrale Wahlkommission (Central Election
Commission, CEC), dass Dodik seines Präsidentenamts enthoben wird. Ein
Termin für Neuwahlen ist gesetzlich innerhalb von 90 Tagen vorgeschrieben.
Am 12. August 2025 wurde die Haftstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt –
konkret: 36.500 bosnische Mark (umgerechnet rund 18.250 Euro)
Dodik hat wie kaum ein anderer in den letzten Jahrzehnten die Politik des
Balkans bestimmt. Als Präsident der Republika Srpska hat er alle
Fortschritte im Gesamtstaat blockiert und so viele Menschen aus dem Land
getrieben, dass Bosnien und Herzegowina fast die Hälfte der ursprünglichen
Bevölkerung verloren hat.
Das betrifft alle Volksgruppen in Bosnien und Herzegowina – Serben,
Kroaten, Bosniaken und die anderen, die sich nicht national zuordnen
lassen. Von ehemals 4,4 Millionen Einwohnern sind geschätzte knapp 2, 4
Millionen noch im Land, von den 1,2 Millionen Serben sind vielleicht noch
700.000 geblieben. Gründe, warum die Menschen gehen, sind Repressionen, vor
allem aber auch Misswirtschaft und Perspektivlosigkei.
## Unbegrenzte Macht
Aber Dodik will sich nicht geschlagen geben. Bereits im vergangenen
September drohte er mit einem Referendum über die Loslösung der serbischen
Teilrepublik von Bosnien und Herzegowina und hofft jetzt auf die
Unterstützung der „serbischen Massen“. Er strebt wie Ungarns Regierungschef
Viktor Orbán nach der Unterstützung durch die Bevölkerung, will unbegrenzte
Macht und möglichst die vollständige Unterstützung der Serben der Republika
Srpska.
Doch das ist nicht so einfach. Die Oppositionsparteien wie die Liberalen
oder die Serbische Demokratische Partei (SDS) warten ab. Sie haben noch
Rechnungen offen. Am Vorabend der letzten Wahlen 2022 führte die
oppositionelle Kandidatin mit weitem Vorsprung vor Dodik. Bei der
Auszählung in der Wahlnacht geschah jedoch ein Wunder, die Ergebnisse
kehrten sich plötzlich um und Dodik gewann. Die internationalen
Institutionen ließen das geschehen.
Auch auf Dodiks Unterstützer im Ausland ist nicht unbedingt Verlass. Der
starke Mann Serbiens, [1][Präsident Alexandar Vučić, ist jetzt selbst in
der Defensive]. Orbàn ist in Brüssel isoliert. Nur die rechtsradikalen
Parteien in Europa stützen Dodik.
## Sanktionen verhängt
Der rechnet jedoch fest damit, dass sein Freund, Russlands Präsident
Wladimir Putin, einspringt, immerhin hat Dodik ihn kürzlich in Moskau
besucht. Die USA scheinen in Bezug auf Dodik jedoch an ihrer bisherigen
Politik festzuhalten. Sie haben gegen Dodik Sanktionen verhängt.
In Sarajevo sind die Menschen beunruhigt, Zwar machen wieder Witze die
Runde, Dodik habe schon Dutzende Male Referenden über die Unabhängigkeit
seines Teilstaates angekündigt, doch dazu sei es nie gekommen. Man hofft
auch auf [2][die europäischen Eufor-Truppen, die kürzlich verstärkt wurden]
und die Existenz des Landes garantieren sollen.
Von Europa versprechen sich die Bosnier traditionell nur wenig Hilfe. Sie
hoffen aber darauf, dass die Ankündigungen, Europa wolle zusammenrücken und
militärische Verantwortung übernehmen, tatsächlich umgesetzt werden.
19 Aug 2025
## LINKS
[1] /Eskalation-auf-dem-Balkan/!6074023
[2] /Republika-Srpska/!6071415
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Bosnien und Herzegowina
Republika Srpska
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