# taz.de -- Obdachlosigkeit in den USA: Bewegende Straßenstorys | |
> „Invisible People“ dokumentiert das Leben US-amerikanischer Obdachloser | |
> mit Empathie. Wie wäre es, wenn wir sie als Menschen wie wir | |
> betrachteten? | |
Bild: Brenda, 62, ist gezwungen in einem Zelt zu leben | |
Eine Anrede, eine Feststellung, eine Ortsangabe, eine Aufforderung. Die | |
kurzen Videos der US-amerikanischen NGO [1][„Invisible People“] folgen fast | |
immer dem gleichen Muster – und vielleicht macht sie diese Einfachheit so | |
stark. | |
Wir alle könnten das tun, ist die Botschaft, einen obdachlosen Menschen so | |
einfach ansprechen, so zum Beispiel: „Cathy, you’re homeless here in Grants | |
Pass (Oregon), you live in your car behind us, tell me about it.“ Oder | |
übersetzt: „Eric, wir sind hier in Traverse City (Michigan), du bist | |
obdachlos, erzähl mir davon.“ | |
Die Antworten gehen einem nah, weil sie nah sind. Die Banalität der Gründe, | |
die Menschen zu einem Leben auf der Straße verbannen, können wir nicht | |
wegschieben mit dem Argument, in den USA sei ja eh alles schlimmer. | |
Ein Jobverlust, eine Trennung, ein Pflegefall, das Ausscheiden aus | |
Betreuungsprogrammen, eine Erkrankung – wer hier als Erster die Tür | |
schließt und behauptet, er sei weit entfernt von diesen Schicksalen, wiegt | |
sich in falscher Sicherheit. | |
## Die Ursachen bekämpfen | |
Auf der Website von „Invisible People“ heißt es: „Es besteht ein direkter | |
Zusammenhang zwischen dem, wie die Öffentlichkeit Obdachlosigkeit wahrnimmt | |
und wie die Politik reagiert. Die meisten Menschen machen die Betroffenen | |
selbst für ihre Obdachlosigkeit verantwortlich.“ Erst dieses Unverständnis | |
machte es unmöglich, die Ursachen der Obdachlosigkeit zu bekämpfen. | |
Bewegend ist dabei, wie viele der obdachlosen Menschen ihren katastrophalen | |
Lebensbedingungen, der Verachtung und der Gewalt mit Mut, Humor und | |
Eigenverantwortlichkeit begegnen. | |
Es gibt andere, dunklere Perspektiven auf das Phänomen – etwa den [2][im | |
Netz frei zugänglichen], tief verstörenden Dokumentarfilm „Florida Man“; | |
und es gibt autobiografische Tiefenrecherchen, existenzialistische | |
Klassiker wie [3][Charles Willefords] „I Was Looking for a Street“ | |
(„[4][Ein Leben auf der Straße]“) oder den aktuellen, ebenfalls frei | |
zugänglichen, stocknüchternen [5][Esquire-Bericht „The Invisible Man“] von | |
Patrick Fealey. | |
Es gibt keine Wissenslücke. Was bleibt, ist das Fazit von Invisible People: | |
„We need action now.“ | |
2 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://invisiblepeople.tv/about/ | |
[2] https://www.br.de/puls/themen/netz/florida-man-doku-vimeo-100.html | |
[3] /US-Autor-Charles-Willeford/!5555833 | |
[4] http://www.kaliber38.de/autoren/willeford/willeford_auf_der_strasse.htm | |
[5] https://www.esquire.com/news-politics/a62875397/homelessness-in-america/ | |
## AUTOREN | |
Ambros Waibel | |
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