# taz.de -- Kongolesischer Warlord: Wie eine Kriegserklärung | |
> Der Kriegsverbrecher Thomas Lubanga will von Uganda aus mit seiner neuen | |
> Rebellenorganisation in den Konflikt in der DR Kongo eingreifen. | |
Bild: Thomas Lubanga, Anführer der Konvention der Volksrevolution (CPR), in Ka… | |
Kampala taz | Im piekfeinen Anzug betritt der kongolesische Warlord Thomas | |
Lubanga den Konferenzsaal in einem Hotel in Ugandas Hauptstadt Kampala. Mit | |
einem schüchternen Lächeln setzt er sich vor die Mikrofone, die | |
Journalisten aufgestellt haben. Dann bedankt er sich, dass man ihm die | |
„Gelegenheit“ gebe, „um ein paar Sachen klarzustellen“. | |
Er wolle zunächst die Position seiner Bewegung gegenüber der Regierung der | |
[1][Demokratischen Republik Kongo] erläutern. Dann verliest er eine | |
Presseerklärung. Von Kampala aus habe er im Januar seine neue | |
Rebellenorganisation CRP (Convention pour la Revolution Populaire) | |
ausgerufen, deren Ziel es sei, dem „Regime“ im Kongo ein „Ende zu setzen�… | |
damit die Kongolesen ein „ehrwürdiges Leben“ führen können. so Lubanga. | |
„Wir sind bereit zu verhandeln“, betont er ausdrücklich. Doch Kongos | |
Präsident Tshisekedi sei bislang nie auf seine Vorschläge eingegangen. | |
„Doch“, so Lubanga, „wir haben genug Kämpfer, die nur auf einen Befehl | |
warten, um loszuschlagen.“ | |
Lubanga ist nicht irgendein kongolesischer Kriegsherr, im Gegenteil. Der | |
65-Jährige war der erste weltweit, dem je vor dem Internationalen | |
Strafgerichtshof (IStGH) in den Haag der Prozess gemacht wurde. Als Gründer | |
der Miliz UPC (Union der kongolesischen Patrioten) waren seine Kämpfer im | |
zweiten Kongokrieg von 2000 bis 2003 in der Provinz Ituri, im Nordosten | |
Kongos aktiv. | |
## Haftstrafe wegen Rekrutierung von Kindersoldaten | |
Nach der Ermordung von neun UN-Blauhelmen durch die UPC-Miliz wurde Lubanga | |
2005 von kongolesischen Behörden inhaftiert. 2006 erließ der IStGH einen | |
Haftbefehl. Er wurde daraufhin nach Den Haag überstellt, wo er 2006 | |
angeklagt wurde: wegen Kriegsverbrechen sowie der [2][Rekrutierung von | |
Kindersoldaten]. 2009 begann der Prozess, [3][2012 wurde er schuldig | |
gesprochen] und zu 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Da der IStGH kein | |
eigenes Gefängnis für verurteilte Straftäter hat, wurde er 2015 in den | |
Kongo überstellt, wo er seine noch verbliebene Haftzeit absaß. | |
Nach seiner Freilassung 2020 flüchtete er nach Uganda. Dort lebe er „als | |
politischer Flüchtling“, wie er erklärt. Zu seinem Verhältnis mit Uganda | |
wolle er noch etwas richtigstellen. Vor zwei Wochen haben die UN-Experten | |
dem UN-Sicherheitsrat in New York ihren jüngsten Bericht präsentiert. Darin | |
beschuldigen sie Ugandas Regierung, Lubangas Rebellenorganisation erneut zu | |
unterstützen. „Wenn dies der Fall wäre, dann würden wir bereits in Kinshasa | |
stehen“, schmunzelt er. | |
Vor dem Hintergrund, dass Ugandas Armee derzeit auf Einladung Kongos rund | |
6.000 Soldaten dort stationiert hat, die meisten in der Provinz Ituri, wo | |
auch Lubangas CRP-Kämpfer ihre Basis haben – hat dies jüngst zu | |
diplomatischen Verwerfungen zwischen den Nachbarn geführt. Offiziell machen | |
Ugandas Spezialeinheiten Jagd auf die islamistischen Rebellen der ADF | |
(Vereinte Demokratische Kräfte), die Teil des „Islamischen Staates“ sind. | |
Die UN-Experten werfen Uganda jedoch vor, inoffiziell kongolesische | |
Rebellengruppen zu unterstützen. Neben Lubangas CRP auch die Tutsi-Rebellen | |
der M23 (Bewegung des 23. März), die im Ostkongo entlang der Grenzen zu | |
Uganda und Ruanda einen großen Landstrich erobert haben. | |
Ob er sich vorstellen kann, mit den M23 ein Bündnis einzugehen, wollen die | |
Journalisten wissen. „Wir verfolgen die gleichen Ziele“, so Lubanga. „Es | |
besteht die Möglichkeit, dass wir uns zusammentun“, bekräftigt er. Dies | |
kommt quasi einer offiziellen Kriegserklärung gleich. | |
17 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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