# taz.de -- Vor EU-China-Gipfel: China hebt Sanktionen gegen deutschen Grünen-… | |
> Als scharfer Kritiker der chinesischen Staatsführung stand Reinhard | |
> Bütikofer jahrelang auf einer Sanktionsliste. Jetzt will China | |
> deeskalieren. | |
Bild: Reinhard Bütikofer bei einem Protest für Menschenrechte in China im Jah… | |
Brüssel dpa/taz | China hebt nach Angaben aus dem Europäischen Parlament | |
die vor vier Jahren verhängten Sanktionen gegen den deutschen | |
Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer auf. Wie die Deutsche Presse-Agentur in | |
Brüssel erfuhr, wurde das Büro von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola | |
Anfang der Woche über den Schritt informiert. Er ist demnach Teil von | |
Bemühungen Pekings zur Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Parlament. | |
China und das Europäische Parlament hätten beschlossen, sämtliche | |
Beschränkungen für den gegenseitigen Austausch gleichzeitig aufzuheben, | |
sagte ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums. Man hoffe, mit der | |
vollständigen Wiederaufnahme des legislativen Austauschs „die gegenseitigen | |
Kontakte und das Verständnis zu vertiefen“ und den Beziehungen „neue | |
Impulse zu verleihen“. | |
Mit den Strafmaßnahmen gegen Bütikofer und weitere Personen und | |
Organisationen hatte China 2021 auf EU-Sanktionen wegen der Unterdrückung | |
der muslimischen Minderheit der Uiguren in der chinesischen Region Xinjiang | |
reagiert. Den betroffenen Personen und ihren Familien war danach die | |
Einreise nach Festlandchina, Hongkong und Macau untersagt. Zudem durften | |
sie sowie mit ihnen verbundene Unternehmen und Einrichtungen keine | |
Geschäfte mit China tätigen. In der EU wurde als Reaktion unter anderem der | |
Prozess zum Abschluss eines bereits ausgehandelten Investitionsabkommens | |
auf Eis gelegt. | |
In einem ersten Schritt von Deeskalationsbemühungen hatte China bereits im | |
April [1][die Sanktionen gegen amtierende Europaabgeordnete wieder | |
aufgehoben]. Gegen den 72-jährigen Bütikofer blieben sie allerdings | |
zunächst bestehen, weil er 2024 nach rund 15 Jahren aus dem Parlament | |
ausgeschieden war und die Parlamentsspitze zunächst nur für derzeitige | |
Abgeordnete verhandelt hatte. | |
## Peking richtet EU-China-Gipfel aus | |
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigte Bütikofer, dass er und | |
seine Familie nicht mehr von Strafmaßnahmen betroffen sind. Zugleich | |
äußerte er allerdings Unverständnis darüber, dass zum Beispiel das in | |
Berlin ansässige Mercator-Institut für China-Studien (Merics) weiterhin | |
betroffen ist. „Pekings Umgang mit seinen 2021 willkürlich verhängten | |
Sanktionen ist ein orientierungsloses Gestolper“, kritisierte der frühere | |
Bundesvorsitzende der Grünen. Offenbar fehle dort die politische Kraft, die | |
„absurde Peinlichkeit“ einfach insgesamt zu beenden. | |
Aus dem Büro von Parlamentspräsidentin Metsola hieß es diplomatisch, man | |
wolle den noch immer bestehenden Herausforderungen im Verhältnis mit China | |
mit Dialog und Engagement begegnen. Insbesondere betreffe dies unfaire | |
Handelspraktiken, Einschränkungen für europäische Unternehmen und Fragen | |
der Menschenrechte. | |
Unklar blieb zunächst, ob die jüngsten Sanktionsaufhebungen möglicherweise | |
auch in Verbindung mit einem [2][EU-China-Gipfel] stehen, der am Donnerstag | |
kommender Woche in Peking ausgerichtet werden soll. Bei ihm will Chinas | |
Staats- und Parteichef Xi Jinping EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der | |
Leyen und Ratspräsident António Costa treffen. | |
Xi muss derzeit fürchten, dass die EU versucht, in wichtigen | |
Wirtschaftsbereichen deutlich unabhängiger von seinem Land zu werden. Grund | |
ist unter anderem der Vorwurf, dass China Russlands Krieg gegen die Ukraine | |
unterstützt und unfaire Subventions- und Handelspraktiken nutzt. | |
## Vom Maoisten zum Menschenrechtspolitiker | |
Reinhard Bütikofers politische Karriere begann in den 1970er Jahren im | |
maoistischen Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW). Seinerzeit war er | |
auch in der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) aktiv. | |
Seit 1984 Mitglied der Grünen, stand er von 2002 bis 2008 an der Spitze der | |
Partei. | |
2009 zog Bütikofer als Spitzenkandidat für die Grünen ins Europäische | |
Parlament ein, dem er bis 2024 angehörte. Von 2012 bis 2019 stand er der | |
Europäischen Grünen Partei vor. Im EU-Parlament profilierte sich Bütikofer | |
als Menschenrechtspolitiker und scharfer Kritiker der Staatsführung Chinas. | |
So setzte er sich für EU-Sanktionen gegen chinesische Verantwortliche für | |
Menschenrechtsverletzungen gegen die uigurische Minderheit ein. | |
Über den Amtsantritt Xi Jinpings im Jahr 2012 sagte Bütikofer, er sei | |
„nahezu einem Regimewechsel“ gleichgekommen. [3][In einem Interview 2021] | |
sprach der Grüne von einer „Rolle rückwärts vom Autoritarismus einer | |
kommunistischen Aristokratie zum Totalitarismus eines Parteikaisertums“. | |
2023 führte er [4][in einem anderen Interview] aus, es gehe Peking um | |
„globale Hegemonie für die unerschütterliche Herrschaft der Kommunistischen | |
Partei“. Das China Xi Jinpings setze nicht auf Partnerschaft, sondern auf | |
Dominanz. Partnerschaft sei „nur so lange willkommen, solange sie Vorteile | |
bringt; andernfalls ist sie am Ende“. | |
16 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /China-und-die-Europaeische-Union/!6085374 | |
[2] /EU-China-Gipfel/!t5714015 | |
[3] https://internationalepolitik.de/de/kein-platz-mehr-fuer-win-win-rhetorik | |
[4] https://www.furche.at/politik-international/eu-chefdelegierter-reinhard-bue… | |
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