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# taz.de -- „Akon City“ im Senegal: Dem „Projekt von Idioten“ droht das…
> Mit „Akon City“ wollte der Sänger Akon eine Megastadt im Senegal bauen.
> Doch bislang weiden nur Kühe neben einem halbfertigen Haus.
Bild: Visualisierung von Akon City
Es sollte die in Zement gegossene Verwirklichung kühner Träume werden.
[1][„Akon City“, eine futuristische, intelligente Stadt], erdacht und
finanziert vom US-amerikanisch-senegalesischen Sänger Akon. In den 2000er
Jahren war der heute 55-Jährige mit Hits wie „Lonely“ und „Smack That“
bekannt geworden.
Das mit Kosten von sechs Milliarden US-Dollar angedachte Megaprojekt sollte
das verschlafene Örtchen Mbodiène [2][an der Westküste Senegals], etwa 100
Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt, in ein urbanes Hightechzentrum
verwandeln.
Eine Stadt mit dem Namen „Akon City“ mit eigener Kryptowährung namens
„Akoin“, ganz nach dem Vorbild des Fiction-Films „Black Panther“ aus der
Marvel-Reihe. Dessen Superheld kommt aus [3][Wakanda, ein fiktives,
hypermodernes Land] in Subsahara Afrika.
Der Traum eines echten Wakanda aber scheint nun ausgeträumt. „Das Projekt
Akon City existiert nicht mehr“, sagte Serigne Mamadou Mboup, der Leiter
der [4][senegalesischen Tourismusentwicklungsbehörde Sapco], Ende Juni
senegalesischen Medien. Und bestätigte damit, was viele bereits vermutet
hatten. Das Projekt war wegen fehlender Finanzmittel ins Stocken geraten.
## Mahnungen statt Wolkenkratzern
Am 31. August 2020 hatte der in Senegal geborene Sänger mit dem damaligen
senegalesischen Tourismusminister den ersten symbolischen Grundstein für
die neue Stadt verlegt. Das westafrikanische Küstenland hatte [5][Alioune
Badara Thiam], wie der Sänger mit bürgerlichem Namen heißt, 136 Hektar Land
für den Bau von „Akon City“ zur Verfügung gestellt.
Stattdessen aber bekam der Sänger eine Mahnung. Sollten die Arbeiten bis
Ende Juli dieses Jahres nicht tatsächlich wieder aufgenommen werden, könnte
der Staat ihm fast das gesamte ihm zugesprochene Land entziehen.
Seither wird das Internet mit Bildmontagen geflutet, die die Realität mit
dem ursprünglichen Plan vergleichen: „Was uns versprochen wurde, versus Was
wir bekommen haben“, heißt es darin.
Verglichen werden die geplanten [6][turmhohen, verglasten Gebäude und die
hochmodernen grünen Anlagen] mit dem, was heute, gut fünf Jahre nach
Grundsteinlegung in Mbodiène zu finden ist: ein halbfertiges
Rezeptionsgebäude inmitten einer weiten Graslandschaft und Kühe, die
unbekümmert auf den Feldern neben der Bauruine grasen. „Ein Projekt von
Idioten, die auf der Suche nach ihresgleichen waren“, lautet nur einer der
vielen Kommentare unter der Verkündung des offiziellen Aus.
## Afrika braucht keine neuen Städte
Der Sänger Akon jedenfalls äußerte in einem Interview rückblickend: „Mein
größter Fehler war, es zu stark zu promoten, bevor ich es gestartet habe.“
Und: „Den Leuten ist nicht klar, wie lange es dauert, eine Infrastruktur
aufzubauen.“
Aber nicht nur in Senegal, auch in Uganda hat der geplatzte Traum
Aufmerksamkeit erregt. 2022 hatte Akon angekündigt, bis 2036 auch dort eine
„Akon City“ inklusive Kryptowährung zu bauen, nachdem ihm die ugandische
Regierung Land zur Verfügung gestellt hat. Dabei [7][habe Afrika echte
Probleme].
Eine neue Stadt werde eher nicht gebraucht. Stattdessen solle man sich um
Infrastruktur und Reisefreiheit kümmern, [8][kommentierte der ugandische
Youtuber, Automechaniker und Satiriker Moses Jr Kiboneka alias „Uncle Mo“]
in einem Video trocken.
## Geht Akon City doch weiter?
Seitens der senegalesischen Tourismusbehörde heißt es, man habe eine
Einigung gefunden: Von einem „realistischen“ Projekt ist die Rede, von
guter Zusammenarbeit und großen Plänen – mal wieder. Was genau Akon und die
Tourismusbehörde künftig gemeinsam vorhaben, bleibt vorerst ihr Geheimnis.
Aber wer weiß, während die Kühe noch immer friedlich neben dem halbfertigen
Rezeptionsgebäude grasen, wird aus der Bauruine ja möglicherweise noch
[9][ein Symbol für Durchhaltewillen, Vision] oder Improvisationstalent.
Akon jedenfalls bleibt allem Anschein nach dran. Vielleicht klappt’s ja
doch noch. Inschallah – so Gott will.
19 Jul 2025
## LINKS
[1] /Planstadt-des-Rappers-Akon-in-Senegal/!5850276
[2] /Ueberschwemmungen-in-Sahelzone/!6042461
[3] /Black-Panther-Wakanda-Forever-im-Kino/!5890701
[4] /Reisen-im-Senegal/!5030899
[5] /Hiphopper-Akon-ueber-Obama/!5173084
[6] /Hype-um-Smart-Citys/!5882541
[7] /Senegal/!5763219/
[8] https://www.youtube.com/watch?v=1mpUfjJh6m4
[9] /Kulturarbeit-fuer-Saudi-Arabien/!5970595
## AUTOREN
Helena Kreiensiek
## TAGS
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