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# taz.de -- Wahl zur Verfassungsrichterin: Uni prüft Plagiatsvorwürfe
> Die Uni Hamburg untersucht die Dissertation von Frauke Brosius-Gersdorf.
> Dabei scheinen die Vorwürfe ausgeräumt. Warum wird die Uni trotzdem
> tätig?
Bild: Uni Hamburg prüft, ob sie Plagiatsvorwürfe prüfen soll: Im Mittelpunkt…
Bremen taz | Bei der Universität Hamburg sind Hinweise auf
wissenschaftliches Fehlverhalten von Frauke Brosius-Gersdorf eingegangen.
Deshalb prüft die Uni nun die Dissertation der Juristin. Die Dissertation
jener Staatsrechtsprofessorin also, die Teile der CDU trotz anderslautender
Zusage doch nicht zur Bundesverfassungsrichterin wählen wollen und die
Opfer einer rechten Hetzkampagne geworden ist. Der genaue Inhalt der
Hinweise ist geheim. „Alle Ombudsangelegenheiten unterliegen strikter
Vertraulichkeit“, sagt Uni-Sprecher Alexander Lemonakis dazu.
Es liegt nahe, dass es sich um die gleichen Inhalte handelt, die auch der
Plagiatsprüfer Stefan Weber veröffentlicht hat. Auf seinem Blog zeigt er
Parallelen zwischen der Dissertation von Frauke Brosius-Gersdorf und der
Habilitationsschrift ihres Ehemanns Hubertus Gersdorf auf.
Hat sie abgeschrieben? Sehr unwahrscheinlich, erschien seine
Habilitationsschrift doch erst nach ihrer Doktorarbeit. Ein von den
Eheleuten selbst in Auftrag gegebenes Gutachten von einer Anwaltskanzlei
entlastet sie zusätzlich. Auch Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) hält die
Plagiatsvorwürfe inzwischen für haltlos.
## Mehrheit für die Kandidatin schwand
Der Bundestag [1][sollte Brosius-Gersdorf vor gut zwei Wochen zur neuen
Bundesverfassungsrichterin wählen], gemeinsam mit zwei anderen
Kandidat*innen. So hatten es Union und SPD besprochen. Doch die Wahl wurde
in letzter Minute von der Tagesordnung genommen, da die Mehrheit aus der
Unionsfraktion für die SPD-Kandidatin schwand.
Hintergrund war eine regel[2][rechte Hetzkampagne gegen Brosius-Gersdorf]
in den Tagen vor der Wahl. Dabei ging es um ihre liberale Position zu
Schwangerschaftsabbrüchen. Lebensschützer*innen und Rechte
demonstrierten und verbreiteten Unwahrheiten in den sozialen Medien.
Brosius-Gersdorf erhielt sogar Drohungen. Im Fernsehinterview mit Markus
Lanz hatte Brosius-Gersdorf dann klargestellt: „Richtig ist, dass ich für
eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in der Frühphase
eingetreten bin. Straffrei ist er schon heute, aber er ist rechtswidrig und
ich bin der Meinung, dass er aus verfassungsrechtlichen Gründen rechtmäßig
sein sollte.“
Am Morgen der geplanten Wahl tauchten dann auf einmal auch noch die
Plagiatsvorwürfe gegen sie auf, die nun offensichtlich auch die Uni Hamburg
erreicht haben. Dabei sind die Vorwürfe inzwischen fast genauso schnell
wieder vom Tisch, wie sie aufgetaucht sind.
Dass ein [3][Plagiatsjäger] wie Weber seine Analyse veröffentlicht, reicht
der Uni Hamburg allerdings nicht für eine Prüfung aus. Dafür braucht es
schon einen ordnungsgemäßen Antrag bei der Ombudsstelle. Schwierig ist das
allerdings nicht: Jede Person könne Hinweise an die Ombudsstelle der Uni
einreichen, sagt Lemonakis. „Die Ombudsstelle ist verpflichtet, allen
begründeten Hinweisen nachzugehen, um Integrität und wissenschaftliche
Qualität zu sichern.“
Das Wort „begründet“ ist hier jedoch etwas irreführend. Beim Einreichen d…
Antrags seien konkrete Hinweise und Anhaltspunkte nötig, sagt Lemonakis.
„Es sagt noch nichts über die Qualität, Plausibilität, Bedeutung oder
Richtigkeit dieser Hinweise aus.“ Ob die Hinweise belastbar und hinreichend
konkret einen möglichen Verstoß gegen die Regeln guter wissenschaftlicher
Praxis darlegen, werde nun geklärt.
## Uni Hamburg prüft ob sie prüfen soll
Derzeit befinde man sich in der sogenannten Vorprüfung. Die Uni folge dabei
einem etablierten Verfahren mit immer gleichen Abläufen und festen
Regularien, „unabhängig davon, um wen es sich handelt“. Dazu zählt neben
strikter Vertraulichkeit die Unschuldsvermutung.
Wann genau die Vorprüfung endet, ist nicht klar. Sollte sich herausstellen,
dass die Hinweise zutreffen und sollte es dann tatsächlich zu einem
Verfahren kommen, hat Brosius-Gersdorf die Möglichkeit zur Stellungnahme
und könnte auch ihr Gutachten vorlegen.
Brosius-Gersdorf ist bei der Wahl der drei neuen
Bundesverfassungsrichter*innen [4][noch nicht aus dem Rennen]. Die
SPD hält an ihr fest, ebenso an ihrer zweiten Kandidatin Ann-Katrin
Kaufhold. Die Union hatte Günter Spinner vorgeschlagen. Wie es weitergeht,
ist derzeit unklar. Der Bundestag hat Sommerpause. Das
Bundesverfassungsgericht bleibt immerhin arbeitsfähig.
31 Jul 2025
## LINKS
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[4] /Brosius-Gersdorf-wehrt-sich/!6098146
## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
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