| # taz.de -- Tour de Femmes: „Die Konkurrenz wird immer härter“ | |
| > Seit Samstag kämpfen die besten Rennradfahrerinnen bei der Tour de France | |
| > Femmes um den Titel. Titelverteidigerin Kasia Niewiadoma über brutale | |
| > Anstiege und die richtigen Ruhepausen. | |
| Bild: Rennradprofi Katarzyna „Kasia“ Niewiadoma im Gelben Trikot bei der To… | |
| Die Tour de France hat am Sonntag mit ihrem Finale in Paris geendet, am | |
| Samstag startete die [1][Tour de France Femmes] in der Bretagne. Sie hat | |
| ihren Höhepunkt dabei auf dem Col de la Madeleine, den die Männer | |
| vergangenen Donnerstag bezwangen. Als Titelverteidigerin geht die Polin | |
| Katarzyna „Kasia“ Niewiadoma ins Rennen. Die Kapitänin des deutschen | |
| Rennstalls Canyon//SRAM zondacrypto gewann im letzten Jahr in einem | |
| Herzschlagfinale mit nur vier Sekunden Vorsprung. Jetzt ist sie mit dem | |
| Handicap nach Frankreich gereist, bis auf die polnischen Meisterschaften im | |
| Juni kein einziges Rennen in dieser Saison gewonnen zu haben. | |
| taz: Kasia Niewiadoma, wie ist das Leben als Tour-de-France-Siegerin? Was | |
| hat sich verändert? Müssen Sie jetzt nicht mehr Schlange stehen im | |
| Supermarkt und werden auch am Flughafen bevorzugt abgefertigt? | |
| Kasia Niewiadoma: In meinem Privatleben hat sich nicht so viel verändert. | |
| Ich habe den Raum, den ich gemeinsam mit meinem Ehemann (dem Ex-Profi | |
| Taylor Phinney) kreiere. Natürlich wird man bei bestimmten Anlässen, den | |
| Rennen vor allem, auf mich aufmerksam. Aber ich schenke dem nicht so viel | |
| Beachtung. Die Leute sagen mir dann oft, wie sie die Tour-de-France-Etappen | |
| erlebten, welche Emotionen das bei ihnen auslöste. Und auf diese Weise | |
| fühle ich mich ihnen auch verbunden. Und ich finde es gut, dass der | |
| Frauenradsport mehr Aufmerksamkeit erfährt. Denn gerade die Königsetappe | |
| der Tour hat ja viele Menschen in ihren Bann gezogen. | |
| taz: Der erste Teil der Saison verlief für Sie alles andere als grandios. | |
| Sie waren zum Saisonstart krank, bei den Strade Bianche stürzten Sie. Wie | |
| fällt ein erster Rückblick aus? | |
| Niewiadoma: Beim ersten Teil der Saison gab es wirklich nichts, worauf ich | |
| richtig stolz sein könnte. Ich weiß, dass ich alles getan habe, um mich in | |
| die bestmögliche Form zu bringen. Aber im Radsport gibt es immer Faktoren, | |
| die du nicht kontrollieren kannst. Genau das ist mir passiert. Vielleicht | |
| hätte ich mich mehr auf Ruhepausen konzentrieren sollen, mir mehr Zeit vor | |
| dem Training oder vor Rennen geben sollen. Aber es handelt sich ja um die | |
| Klassiker, um bedeutende Rennen, und die willst du auch nicht verpassen. Du | |
| steckst dann in dieser Falle drin, denn du willst performen und keine Pause | |
| einlegen, selbst wenn das vielleicht besser wäre. Ich schaue aber nicht mit | |
| Zorn zurück. Denn ich habe etwas gelernt. Ich habe dann eine kleine Pause | |
| gemacht, bin nach Boulder geflogen, wo mein Mann herkommt. Wir haben dort | |
| etwas Höhentraining absolviert und Zeit mit seiner Familie verbracht. | |
| Danach bin ich zurück nach Europa und fühle mich jetzt wieder als ich | |
| selbst. | |
| taz: Eine Lektion aus dem Frühjahr wäre also, dem Körper auch die Ruhe zu | |
| geben, die er braucht? | |
| Niewiadoma: Ja, und nicht so schnell zu den Rennen zu gehen. Aber es ist | |
| auch schwer, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung zu treffen. | |
| Denn als Athletin willst du ja Leistung zeigen. Ruhepausen richtig zu | |
| wählen, ist also leichter gesagt als getan. | |
| taz: Der entscheidende Berg der Tour de France Femmes wird sicherlich der | |
| Col de la Madeleine. Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Anstieg? | |
| Niewiadoma: Der Berg ist einfach brutal, es geht über die schiere Kraft | |
| hinaus. Da muss man auch gar nicht darüber reden, wo man vielleicht eine | |
| Attacke setzt. Entweder hast du an diesem Tag die Beine oder du hast sie | |
| nicht. Bis zum Fuß des Anstiegs musst du so viel Kraft wie möglich sparen | |
| und danach am besten den besten Tag deines Lebens haben. | |
| taz: Dieses Jahr haben wir eine besondere Situation. Das einstige Superteam | |
| SD Worx hat sich zersplittert, [2][Demi Vollering] ist weggegangen, ebenso | |
| Marlen Reusser. Beide sind Kapitäninnen in ihren neuen Teams. Auch SD Worx | |
| sollte man mit Anna van der Breggen nicht abschreiben. Macht es das für Sie | |
| leichter, dass das Superteam nicht mehr so super stark ist oder ist es | |
| schwerer, weil man nun auf viel mehr Rivalinnen mit Unterstützung in ihren | |
| jeweiligen Teams achten muss? | |
| Niewiadoma: Ja, die Konkurrenz im Frauenradsport wird immer härter, die | |
| Leistungsdichte nimmt zu. Dass die starken Fahrerinnen jetzt über mehr | |
| Teams verteilt sind, macht die Rennen dynamischer und interessanter, finde | |
| ich. Und viele Teams richten jetzt auch Höhentrainingslager nicht nur für | |
| die Leader, sondern auch die Helferinnen aus. Da werden viele super gut | |
| vorbereitet zur Tour kommen. | |
| taz: Mit welchen Erwartungen fahren Sie selbst zur Tour? | |
| Niewiadoma: Ich habe alles getan, was ich tun konnte, um in guter Form nach | |
| Frankreich zu kommen. Es ging auch nichts schief. Vor dem Rennen kommt es | |
| darauf an, so ruhig wie möglich zu werden und dann geht die wilde Jagd los. | |
| taz: Haben Sie eine Lieblingsetappe bei dieser Tour? | |
| Niewiadoma: Ja, ich mag die ersten beiden Etappen wegen der Gegend dort. | |
| Sie sind auch kurz und es kann sehr intensiv werden. Später dann, in den | |
| Bergen, wird es sicher selektiver. Aber auf die ersten beiden Etappen freue | |
| ich mich. | |
| taz: Auch im Frauenradsport wird das Material immer wichtiger. Spüren Sie, | |
| dass Material und aerodynamisches Design Sie schneller werden lässt? | |
| Niewiadoma: Ich habe Vertrauen in die Entwicklungen und Innovationen. Jedes | |
| Mal kommt etwas Neues hinzu. Und mir macht es Spaß, das auszuprobieren. Es | |
| arbeiten viele Ingenieure für uns. Und es ist einfach toll, mit solchem | |
| Material arbeiten zu können. | |
| 29 Jul 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tom Mustroph | |
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