| # taz.de -- Tour de France Femmes: Eine französische Angelegenheit | |
| > Pauline Ferrand-Prévot gewinnt die Tour de France der Frauen. Es ist der | |
| > erste französische Sieg seit Jahrzehnten – und ein Trostpflaster für | |
| > geschundene Managerseelen. | |
| Bild: Holte den Gesamtsieg bei der Tour de FranceTour 2025: Pauline Ferrand-Pr�… | |
| Bei der [1][Tour de France Femmes] gelingen Dinge, zu denen Männer seit | |
| Langem nicht mehr in der Lage sind. Die Grande Nation jubelt, weil | |
| [2][Pauline Ferrand-Prévot] endlich geglückt ist, was über Jahrzehnte | |
| unmöglich schien: für Frankreich den Gesamtsieg bei der Tour de France zu | |
| holen. Die 33-Jährige schaffte das am vergangenen Sonntag. Und wie sie das | |
| schaffte. | |
| Auf der Königinnenetappe am [3][Col de la Madeleine] am Samstag eroberte | |
| sie als Tageszweite das Gelbe Trikot. Da feierte das ansonsten | |
| monarchistischen Tendenzen eher abholde Sportblatt L’Équipe sie bereits als | |
| „Königin von Frankreich“. Tags darauf holte Ferrand-Prévot in den Alpen im | |
| Gelben Trikot den Etappensieg und festigte damit ihre Führungsposition. | |
| Ihr Erfolg hat historische Dimensionen. Der letzte Gesamtsieg bei der Tour | |
| de France von französischen Athletinnen und Athleten ereignete sich in den | |
| 1980er Jahren. 1986 gewann [4][Bernard Hinault] das Männerrennen, | |
| [5][Jeannie Longo] dominierte den Frauenwettbewerb von 1987 bis 1989, bevor | |
| das Rennen aus, wie es damals hieß, „wirtschaftlichen Gründen“ eingestellt | |
| wurde. 1987 wurde übrigens die Pfälzerin Ute Enzenauer Gesamt-Dritte bei | |
| dem damals 15 Etappen umfassenden Rennen. Enzenauer war erst 22 Jahre jung, | |
| ein mittlerweile ziemlich vergessenes Top-Talent, das im Folgejahr mit nur | |
| 23 Jahren dem Leistungssport aufgrund der nervlichen Belastungen komplett | |
| Ade sagte. | |
| Es waren also knapp drei Jahrzehnte Wartezeit für die Erfindernation der | |
| Frankreichrundfahrt, bis mal wieder Gelb für eine oder einen der ihren zu | |
| feiern war. Zur tollen französischen Bilanz bei dieser Ausgabe trug auch | |
| noch Maeva Squiban (Team UAE ADQ) mit zwei Etappensiegen bei. | |
| Ferrand-Prévots Gesamterfolg wohnen weitere historische Komponenten bei. | |
| Die 33-jährige Französin fährt für das Team „Visma – Lease a Bike“. �… | |
| sind nun der erste Rennstall, der die Tour de France bei den Männern wie | |
| bei den Frauen gewonnen hat“, jubelte Visma-Boss Richard Plugge. | |
| Männerfrontmann Jonas [6][Vingegaard] gewann 2022 und 2023. In den | |
| vergangenen beiden Jahren mussten er und auch seine Teamkollegen aber die | |
| absolute Überlegenheit von Tadej [7][Pogacar] anerkennen. Der Erfolg von | |
| Ferrand-Prévot ist also ein ziemlich dickes Trostpflaster für geschundene | |
| Managerseelen. Von Vingegaard selbst kamen bisher keine Glückwünsche an die | |
| Adresse seiner in diesem Jahr erfolgreicheren Teamkollegin. So viel zum | |
| stets betonten Kollektivgeist im Hause „Visma – Lease a Bike“. | |
| ## Ferrand-Prévot wie Hinault und Merckx | |
| Dabei hätte Vingegaard durchaus Anlass für Respektbekundungen. Denn | |
| Ferrand–Prévot setzte in dieser Saison Maßstäbe, die selbst die | |
| verblüffenden Leistungen seines Dauerrivalen Pogacar in den Hintergrund | |
| rücken ließen. Die französische Geländespezialistin, im letzten Jahr noch | |
| Olympiasiegerin im Mountainbike, siegte in diesem Frühjahr beim | |
| [8][Kopfsteinpflasterklassiker Paris–Roubaix]. Pogacar wurde da bekanntlich | |
| nur Zweiter. Ferrand–Prévot indes katapultierte sich damit auf eine Ebene | |
| mit Größen wie Hinault und Eddy Merckx, die ebenfalls in der gleichen | |
| Saison Gelbes Trikot und Ehrenpflasterstein gewonnen hatten. | |
| Für die Französin hat sich die Rückkehr vom Gelände auf die Straße bezahlt | |
| gemacht. Bereits vor elf Jahren war sie Straßenweltmeisterin, damals | |
| übrigens vor der Kemptenerin Lisa Brennauer. Damals aber empfand | |
| Ferrand–Prévot die Straßenszene als zu unterentwickelt, sie suchte eher die | |
| explosiveren Herausforderungen im Gelände. Im letzten Jahr, nach | |
| erfolgreichem Olympia-Coup im Mountainbike, ging sie dann das Projekt | |
| Rückkehr an. Erklärtes Ziel: Sieg bei der Tour de France Femmes. | |
| Das schien Anfang dieser Saison allerdings mehr Traum als Ziel. Bei der | |
| ersten größeren Bergprüfung ihrer zweiten Straßenkarriere während der | |
| UAE-Tour fuhr sie im Frühjahr als 18. mit über drei Minuten Rückstand der | |
| Konkurrenz weit hinterher. Bei der Spanienrundfahrt, als Aufgalopp für die | |
| Tour gedacht, stieg sie nach der 5. Etappe sogar erschöpft aus. Über | |
| Höhentrainingslager machte sie sich dann aber fit für die Tour und | |
| erreichte Leistungen, die zu den Maximalleistungen im modernen | |
| Frauenradsport überhaupt zählen. | |
| Beim 64-minütigen Anstieg zum Col de la Madeleine brachte sie laut | |
| Berechnungen des Branchendienstes Lanternerouge 5,04 Watt pro Kilogramm | |
| Körpergewicht über den kompletten Anstieg auf die Pedale. Beim wesentlich | |
| härteren Anstieg zum Tourmalet 2023 hatte die damalige | |
| Tour-de-France-Siegerin Demi Vollering laut Lanternerouge sogar 5,13 Watt | |
| pro Kilogramm geleistet. Vollering kam in diesem Jahr aber nicht einmal in | |
| die Nähe dieser Leistung. Der Niederländerin hatte offensichtlich ihr Sturz | |
| auf der 3. Etappe zugesetzt. „Danach wusste ich zunächst gar nicht, ob ich | |
| überhaupt weiterfahren kann“, blickte sie nach der abschließenden Etappe | |
| zurück. Sie haderte auch ein wenig mit ihrer Attacke am letzten Berg. „Das | |
| war letztendlich die perfekte Vorbereitung für Paulines Attacke“, | |
| analysierte sie später und tröstete sich damit: „Wenn du es nicht | |
| probierst, weißt du auch nicht, was geht.“ | |
| Der Frauenradsport hat eine neue Königin. Das Schöne für die Sportfans ist, | |
| dass es jedes Jahr eine andere Siegerin gab, nach Annemiek van Vleuthen | |
| 2022, Vollering 2023 und Kasia Niewiadoma 2024 nun eben Ferrand-Prévot. | |
| 4 Aug 2025 | |
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| Tom Mustroph | |
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