| # taz.de -- Solidarität mit Maja T.: Antifa besucht Hamburgs CDU | |
| > Aktivist*innen besetzen kurzzeitig die Parteizentrale. Sie fordern, | |
| > die in Ungarn inhaftierte Antifaschist*in Maja T. nach Deutschland zu | |
| > holen. | |
| Bild: Auf dem Balkon entrollen die Aktivist*innen Transparente | |
| Hamburg taz | Zur Mittagspausenzeit haben Aktivist*innen am Mittwoch | |
| kurzzeitig die Parteizentrale der Hamburger CDU im schicken Winterhude an | |
| der Alster besetzt. Sie forderten, die derzeit in Ungarn inhaftierte | |
| Antifaschist*in Maja T. zurück nach Deutschland zu holen. Um kurz nach | |
| 12 Uhr waren die vier Aktivist*innen über ein Gerüst auf den Balkon der | |
| weißen Villa am Leinpfad geklettert. Von dort entrollten sie zwei | |
| Transparente: [1][„Holt Maja zurück“ und „Free all Antifas“.] In diesem | |
| Moment kamen zwei Mitarbeiter einer Malerfirma gerade aus der Mittagspause. | |
| Sie beobachteten die Aktivist*innen vom Boden aus und wirkten | |
| interessiert. | |
| Nur Sekunden nachdem die Aktivist*innen die Transparente entrollt | |
| hatten, fuhr die erste Polizeistreife vor. Mittlerweile war ein | |
| CDU-Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen wollte, aus der | |
| Geschäftsstelle gekommen. Er wirkte nervös und fotografierte die | |
| Transparente auf dem Balkon mit zitternden Fingern. Dann holte er eine | |
| Leiter, um die Aktivist*innen vom Baugerüst zu holen. | |
| Sie verließen den Balkon allerdings vorher freiwillig, nur wenige Minuten | |
| nachdem sie hochgeklettert waren. In der Zwischenzeit waren drei weitere | |
| Polizeistreifen angekommen. | |
| ## CDU spricht von „linken Eindringlingen“ | |
| Vier Beamt*innen nahmen die Personalien der Aktivist*innen auf. Zwei | |
| legten die Transparente zusammen. Zwei weitere befragten Passant*innen, die | |
| die Aktion beobachtet hatten. Insgesamt waren acht Beamt*innen vor Ort. | |
| Laura Kröger von der Interventionistischen Linken Hamburg, kritisiert den | |
| Polizeieinsatz als unverhältnismäßig. „Wir wollten nur einer | |
| Parteienvertretung unser Anliegen als Bürger*innen vorbringen“, sagte | |
| sie der taz. Zur Geschäftsstelle der CDU Hamburg seien sie gekommen, um auf | |
| die Verantwortung von Außenminister Johann Wadephul (CDU) für die | |
| Rückholung von Maja T. aufmerksam zu machen. Zudem, sagt Kröger, dürfe es | |
| keine weiteren Auslieferungen von Antifaschist*innen nach Ungarn | |
| geben. | |
| Der Sprecher der CDU-Landesfraktion sagte der taz, sie fühlten sich von der | |
| Aktion nicht angesprochen. „Wir kommen keinerlei Forderungen aus der | |
| linksextremistischen Szene nach.“ [2][Der Vorsitzende Dennis Thering] | |
| sprach von „linken Eindringlingen“ und kritisierte, dass die Polizei nicht | |
| früher eingeschritten sei. Der Landesverband kündigte an, Anzeige zu | |
| erstatten. | |
| ## Gerüst stand dort wegen vorheriger Farbattacken | |
| Ironie des Schicksals: Das Gerüst, das den Aktivist*innen die Besetzung | |
| ermöglichte, steht dort nur, weil die Fassade der CDU-Zentrale nach | |
| mehreren Farbattacken renoviert wird. Erst Anfang Juli hatten Unbekannte | |
| „Free Maja“ auf die Fassade gesprüht und Beutel mit roter Farbe auf die | |
| Villa geworfen. Zuvor hatte es eine Farbattacke während Hamburger | |
| Bürgerschaftswahlkampf im Februar gegeben. | |
| Proteste in Solidarität mit Maja T. hat es in den vergangenen Tagen in | |
| mehreren Städten gegeben. [3][In Berlin steht seit Sonntag ein Protestcamp | |
| vor dem Auswärtigen Amt]. Am Dienstag besetzten Aktivist*innen das | |
| ZDF-Hauptstadtstudio, in Kiel ein Gerüst am Landtag und im bayerischen | |
| Rosenheim ein Büro der CSU. | |
| Anlass für die Aktionen ist, dass die nichtbinäre Person T. am Montag den | |
| fünfwöchigen Hungerstreik aus Protest gegen menschenunwürdige | |
| Haftbedingungen aus gesundheitlichen gründen beendet hat. T. wird | |
| vorgeworfen, an Angriffen auf Rechtsextreme beim „Tag der Ehre“ im Februar | |
| 2023 in Budapest beteiligt gewesen zu sein. Die Auslieferung von T. nach | |
| Ungarn im Juni 2024 hatte das Bundesverfassungsgericht nachträglich für | |
| rechtswidrig erklärt. In Ungarn drohen T. bis zu 24 Jahre Haft. | |
| Die Hamburger Aktivist*innen wurden noch vor dem Nachmittag mit einem | |
| Platzverweis entlassen. Gegen sie wird wegen Hausfriedensbruchs und Verstoß | |
| gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. | |
| 16 Jul 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Amira Klute | |
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