# taz.de -- Verdacht auf Veruntreuung: Razzia im Landtag Sachsen-Anhalts | |
> Die Polizei hat Räume der CDU-, SPD- und AfD-Fraktionen durchsucht. Es | |
> geht um unzulässige Zulagen, die offenbar an Funktionäre gezahlt wurden. | |
Bild: Spezialfahrzeug der Polizei am Magdeburger Landtag während der Razzia | |
Berlin taz | Am Dienstag haben Ermittler die Fraktionsräume von CDU, SPD | |
und AfD im Landtag von Sachsen-Anhalt in [1][Magdeburg] durchsucht. | |
Hintergrund der Durchsuchungen ist laut Staatsanwaltschaft der Verdacht, | |
dass Verantwortliche innerhalb der Fraktionen unrechtmäßig Funktionszulagen | |
gezahlt haben könnten. Grundlage der Ermittlungen sei eine Anzeige des | |
Bundes der Steuerzahler. | |
Weitere Angaben machte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht. Die | |
SPD-Fraktion teilte mit, man unterstütze die Ermittlungen der | |
Staatsanwaltschaft. Die bis 2021 gezahlten Zulagen für stellvertretende | |
Fraktionsvorsitzende in Höhe von zuletzt 750 Euro monatlich seien | |
abgeschafft worden. Die AfD wies den Vorwurf der Untreue „entschieden | |
zurück“. Die CDU äußerte sich zunächst nicht. | |
Zuvor hatte es vom Bund der Steuerzahler vor allem Kritik an der | |
CDU-Fraktion gegeben. Dort sollen demnach Zulagen in Höhe von insgesamt | |
113.250 Euro für besondere Funktionen gezahlt worden sein, obwohl dies laut | |
einer Parlamentsreform seit 2020 unzulässig ist. | |
Die Parlamentsreform regelt unter anderem, dass Zuschläge nur noch bei | |
herausgehobenen Posten gezahlt werden dürfen: an die Fraktionsvorsitzenden | |
und Geschäftsführer sowie die Vizepräsidenten des Landtags. Die Fraktionen | |
von CDU, SPD und AfD hielten sich mutmaßlich nicht an diese Regel. Die | |
Linksfraktion dagegen zahlte bereits vor der Reform keine Zulagen mehr. | |
## Verdacht gegen Staatssekretär | |
Laut dem Bund der Steuerzahler weist die Rechnungslegung der | |
[2][CDU-Fraktion] für 2021 Zahlungen für „Leistungen an Fraktionsmitglieder | |
für die Wahrnehmung besonderer Funktionen in der Fraktion“ in Höhe von | |
66.000 Euro aus. Für das Jahr 2022 geht es den Angaben zufolge um 47.250 | |
Euro. | |
Außerdem seien in der Rechnungslegung 2021 auch noch für die AfD-Fraktion | |
(25.619,76 Euro) und für die SPD-Fraktion (7.500 Euro) zusätzliche | |
Zahlungen ausgewiesen, hieß es. „Alle übrigen Fraktionen haben in der | |
Rechnungslegung sowohl für 2021 als auch für 2022 keine zusätzlichen | |
Zahlungen für Funktionszulagen ausgewiesen.“ | |
Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Eva van Angern, sagte der taz, man | |
wolle zunächst die Ermittlungen abwarten. „Was es jetzt braucht, ist größte | |
Transparenz, um die Vorwürfe frühestmöglich aufzuklären.“ Bis dahin müsse | |
die Unschuldsvermutung gelten. Die Grünen im Landtag kritisierten die | |
Zulagen der anderen Fraktionen. Olaf Meister, Geschäftsführer der Fraktion, | |
sagte, die Zahlungen wären ein „klarer Verstoß gegen geltendes Recht“. Wer | |
das Vertrauen in politische Institutionen beschädige, schade dem ganzen | |
Parlament. | |
Pikant ist an der Affäre zudem, dass der Staatssekretär im | |
Justizministerium, Steffen Eckold, bis 2022 Geschäftsführer der | |
CDU-Fraktion im Landtag war. Es liegt nahe, dass Eckold von den mutmaßlich | |
unzulässigen Zulagen an Mitglieder seiner damaligen Fraktion wusste. Auf | |
Anfrage der taz beim Justizministerium äußerte sich Eckold nicht. Ein | |
Sprecher verwies auf die zuständige Staatsanwaltschaft. (mit dpa) | |
1 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Kersten Augustin | |
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