# taz.de -- Abschiebezentrum am BER auf Zielgeraden: Menschenrechte im Sinkflug | |
> In Schönefeld soll der Bebauungsplan für das umstrittene Abschiebezentrum | |
> abgesegnet werden. „Abschiebezentrum BER verhindern“ stellt sich dagegen. | |
Bild: Demonstration gegen das geplante Abschiebezentrum am Flughafen BER am Son… | |
Schönefeld taz | Abschiebungen „schneller und effizienter gestalten“ – d… | |
ist nach Bekunden des Bundes das erklärte Ziel des geplanten „Ein- und | |
Ausreisezentrums“ am Flughafen Berlin-Brandenburg. Nun braucht es für die | |
Bauentscheidung noch die Zustimmung von der Schönefelder | |
Gemeindevertretung, die soll am Mittwoch fallen. | |
Dagegen gibt es Widerspruch: Am Sonntag rief ein breites Bündnis aus | |
zivilgesellschaftlichen Initiativen zur Demonstration in Schönefeld auf. | |
Vor dem Rathaus im Zentrum der überschaubaren Gemeinde versammelten sich | |
etwa 150 Menschen, um gegen die Pläne von Bund und Land zu protestieren, | |
darunter viele Menschen mit Fluchterfahrung. „Das Abschiebezentrum ist ein | |
Symbol der Ausgrenzung, für die es in der Gesellschaft keinen Platz geben | |
darf“, kritisierte Kebbeh von der Initiative „Solidarity Movement“. „Hi… | |
werden Menschen kriminalisiert, die Schutz suchen vor Krisen, die | |
Deutschland mit hervorgebracht hat. Hier werden sie jetzt dafür | |
[1][eingesperrt]“, so Kebbeh. | |
Für die Geflüchteteninitiative „Alan Kurdi“ ist das Abschiebezentrum | |
Ausdruck einer neuen „Abschiebe-Ära“ in Deutschland und weist neben der | |
zunehmenden Inhaftierung von Schutzsuchenden auch auf die Einführung | |
permanenter Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen hin. | |
## Vorbestrafter Investor erhält Bauauftrag | |
Die Pläne für das Zentrum sehen 156 Plätze für den Ausreisegewahrsam vor. | |
Das wäre eine vierfache Steigerung der aktuellen Kapazitäten der bisherigen | |
„Ausreisegewahrsamseinrichtung“ am Flughafen. Hier soll binnen weniger Tage | |
im Schnellverfahren das Recht auf Asyl der eingereisten Personen geprüft | |
werden. Wenige Tage, die kaum Raum zum Widerspruch lassen, kritisierte Eric | |
Hilbert von der Linksfraktion in Schönefeld. Das Schnellverfahren erschwere | |
massiv die solidarische und rechtliche Unterstützung der Menschen. | |
Anwaltlichen Beistand zu organisieren erfordere Zeit, die den Menschen | |
nicht gewährt werde, so Hilbert. | |
Die Planung des Abschiebezentrums ist auch von Kritik an vergaberechtlichen | |
Ungereimtheiten begleitet: Recherchen von [2][„Frag den Staat“] legten | |
offen, dass das Land Brandenburg den millionenschweren Bauauftrag an einen | |
vorbestraften Investor vergab und eine öffentliche Ausschreibung aussparte. | |
In der Begründung bezog sich das Land laut „Frag den Staat“ auf ein | |
veraltetes Rechtsguthaben. | |
Nach Angaben des Brandenburger Innenministeriums sehen Bund und Land 315 | |
Millionen Euro für die Miete der nächsten 25 Jahre vor. Finanzielle | |
Zuwendung, die an anderer Stelle fehle, betont Dr. Martin Müller vom Bund | |
deutscher Antifaschisten (VVN-BdA). Anstatt Geld für Gefängniseinrichtungen | |
auszugeben, solle es in Integrationsmaßnahmen, Soziales und Kultur | |
investiert werden. | |
Bereits in den letzten Jahren hatte es vielfältige Formen des | |
[3][Widerstands] gegen das Abschiebezentrum am BER gegeben. Vor zwei Jahren | |
schlugen hunderte Aktivist*innen aus Protest ihre Zelte vor den Toren | |
des Flughafens auf. Mit der Zeit wäre die Aufmerksamkeit aber abgeflacht, | |
erzählt Nina Langer vom Bündnis gegen das Abschiebezentrum. Mit der | |
Demonstration am Sonntag wolle man nicht nur ein Berliner Protestpublikum | |
erreichen, sondern besonders die Schönefelder Nachbarschaft für die | |
Proteste mobilisieren. In den letzten Wochen hätten die Aktivist*innen | |
viele Haustürgespräche geführt, um über die Pläne aufzuklären, erzählt | |
Langer. Viele hätten noch gar nichts von den Plänen gewusst, die | |
Zustimmungswerte für das Projekt seien gemischt. | |
## 2026 sollen die Bauarbeiten beginnen | |
Das spiegelt sich auch in der Gemeindevertretung wider: Ein klares Ergebnis | |
für die Abstimmung am Mittwoch ist nach Einschätzungen der | |
Aktivist*innen und Politiker noch nicht abzusehen, allerdings weise die | |
Tendenz Richtung Zustimmung zu den Plänen. Etwa die Hälfte der 29 Stimmen | |
kämen von AfD und CDU, so Eric Hilbert von der Linksfraktion in Schönefeld, | |
wo das Abstimmungsverhalten klar sei. Argumente für das Projekt, wie etwa | |
das Schaffen von mehr Parkplätzen auf der bisher brachliegenden Fläche oder | |
die Schaffung neuer Arbeitsplätze, reichten aber durch das gesamte | |
Parteienspektrum. | |
Einmal durchgewunken, wäre das Bauvorhaben rechtsgültig. Schon im kommenden | |
Jahr sollen dann die Bauarbeiten beginnen, dann braucht es zwei weitere | |
Jahre, bis der Betrieb aufgenommen werden soll. Nach Sitzungsbeschluss | |
könne man nur noch eine humanere Ausgestaltung des Zentrums beeinflussen, | |
vermutet Eric Hilbert, „wobei ein Abschiebezentrum nie human sein kann“. | |
Deshalb soll es am Mittwoch mit Protesten weitergehen: Wenn im Rathaus die | |
Gemeindevertretung tagt, wollen die Aktivist*innen mit einer | |
Trauerperformance „die Menschenrechte zu Grabe tragen“. | |
15 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Deutsche-Migrationspolitik/!6062268 | |
[2] https://fragdenstaat.de/ | |
[3] /Protestcamp-gegen-Abschiebungen-am-BER/!5935109 | |
## AUTOREN | |
Lea Kleinsorge | |
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