Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Russische Angriffe: Dreistündiger Luftkampf über der Westukraine
> Russland greift die Stadt Luzk wie entfesselt mit Drohnen,
> Marschflugkörpern und Hyperschallraketen an. Es ist die heftigste Attacke
> seit Kriegsbeginn
Bild: Feuerwehrleute bei Löscharbeiten nach dem großen Luftangriff auf das we…
Luzk taz | Über Stadt Luzk tobte in der Nacht zum 9. Juli eine
Luftschlacht. Die russischen Streitkräfte beschossen die Stadt, die nur
etwa 80 Kilometer von der polnisch-ukrainischen Grenze entfernt liegt, mit
Drohnen und verschiedenen Raketen. Die ukrainische Luftabwehr wehrte sich
mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Selbst das schwere Gewitter,
das kurz nach Mitternacht noch in der Nähe der Stadt getobt hatt, legte
sich, als die ersten russischen [1][Drohnen vom Typ Shahed] Luzk
erreichten.
Die Angriffe begannen gegen zwei Uhr nachts. Auf den „normalen“ Luftalarm
folgte sehr schnell die Warnung vor „großer Gefahr“. Den meisten Ukrainern
wird dann sehr schnell klar, dass sie die darauf folgenden russischen
Angriffe nicht ignorieren dürfen. Und schon bald erhellten Dutzende
Scheinwerfer der Luftabwehr den Himmel über Luzk.
„Wo seid ihr?“, „Was passiert bei euch?“, „Ladet eure Handys auf. Geht
sofort von den Balkonen weg!“ – das sind in solchen Fällen die typischen
Nachrichten Familien- und Kollegen-Chats. Das Leben verlagert sich in
Schutzräume, Keller und häufig einfach in Korridore oder Badezimmer, wo man
entsprechend der „Zwei-Wände-Regel“ ein wenig sicherer vor den durch
Druckwellen berstenden Fensterscheiben ist.
In Luzk hat man den letzten großen Luftangriff mit 15 Drohnen und sechs
[2][Raketen vom Morgen des 6. Juni] noch nicht vergessen. Im Rückblick
erscheint er, verglichen mit dem aktuellen Großangriff, jetzt fast harmlos.
## Größte Explosionen in Luzk
Die Schaheds flogen in Dreier- beziehungsweise Vierergruppen auf die Stadt
zu. Zuerst hörte man nur ihr nervenaufreibendes Brummen, dann einen
scharfen Ton, mit dem sich ankündigt, dass sie auf ihr Ziel hinabstürzen.
Das ist der Moment, in dem die Luftabwehr beginnt, die Drohnen
abzuschießen. Denn dann sind die Chancen am besten, eine Schahed zu
treffen, die zuvor zu hoch fliegen, um sie zu erwischen.
„Wir sind mit unseren Nachbarn im Erdgeschoss“, „Ich sehe die Luftabwehr …
Einsatz – es ist wie in einem Horrorfilm“, „Ich gehe in den Schutzraum –
heute Nacht werde ich wohl kaum schlafen können“, „Eine Drohne fliegt
direkt über das Stadtzentrum“, hieß es in den Chats.
Social-Media-Kanäle zur Überwachung des Luftraums berichteten, dass die
Drohnen die Stadt aus allen Richtungen angriffen, um es der Luftabwehr zu
erschweren, sie abzuschießen. Um 2.50 Uhr morgens meldete die Luftwaffe den
Start russischer MiG-31K-Flugzeuge. Das bedeutete, dass Hyperschallraketen
vom Typ Kinschal auf Luzk zukamen.
Und dann kamen sie – vier Raketen. Solche Explosionen hatte es in Luzk
während des gesamten Krieges noch nicht gegeben. Im Nordosten der Stadt, in
einem Industriegebiet, brachen mehrere Brände aus.
Diese Nacht wollte nicht enden, obwohl es im Osten bereits heller wurde.
Die Schaheds flogen weiter – Schwarm um Schwarm –, die Luftwaffe meldete
den Start eines Trägerflugzeugs für Marschflugkörper vom Typ Ch-101 in
Russland. Und eine dieser Raketen traf um fünf Uhr morgens ebenfalls in
Luzk ein. Während die Luftabwehr weiter Schaheds abschoss. Insgesamt
dauerte der „Krieg der Sterne“ über der Stadt drei Stunden ohne
Unterbrechung.
## Keine menschlichen Opfer
Die Stadtverwaltung meldete am Morgen danach, Luzk sei mit etwa 50
Schahed-Drohnen sowie fünf Raketen attackiert worden. Wie viele davon
abgeschossen worden waren, sagten sie nicht, obwohl die Einwohner helle
Blitze am Himmel gesehen hatten. Menschliche Opfer gab es dieses Mal nicht,
aber ein Industriebetrieb, eine Lagerhalle und Garagen wurden zerstört.
Die russischen Angriffe vom 9. Juli waren die bisher schwersten seit
Kriegsbeginn. Insgesamt feuerte die russische Armee in dieser Nacht 728
Kampfdrohnen, 7 Marschflugkörper und sechs ballistische Raketen auf die
Ukraine ab. Später erklärte der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte,
Yurii Ihnat, dass es dreihundert echte Schahed-Drohnen waren. Bei dem Rest
habe es sich um Fake-Drohnen gehandelt, die die Arbeit der Luftabwehr
hatten erschweren sollen. Neben Luzk wurden auch Schytomyr und Kyjiw
angegriffen.
Nach einer solchen Horrornacht reagieren die Menschen in den sozialen
Netzwerken besonders empfindlich auf die Morgennachrichten aus den USA. Vor
allem auf folgende Meldung: „Das Weiße Haus erwägt die Lieferung eines
weiteren Patriot-Systems an die Ukraine“.
Anna Danilchuk, die [3][einen Youtube-Kanal zur Propagandabekämpfung]
betreibt, schrieb nach dem Angriff auf ihre Heimatstadt Luzk, dass sie
„nach einer solchen Nacht besonders motiviert sei, am Zerfall Russlands zu
arbeiten“. Bei dem Angriff wurden auch mehrere Reifen von Fahrzeugen der
mobilen Luftabwehr zerstört. Freiwillige riefen zu Spenden für neue Reifen
auf. Innerhalb einer Stunde war die Summe zusammen.
Gegen Mittag kehrte Luzk wieder zum Alltag zurück: Die Rasenmäher liefen
auf Hochtouren – ihr Brummen klang im Vergleich zu dem der Schahed-Drohnen
geradezu beruhigend.
Aus dem Ukrainischen: Gaby Coldewey
9 Jul 2025
## LINKS
[1] /Massive-Luftangriffe-auf-die-Ukraine/!6091777
[2] /Russische-Luftangriffe-/!6093301
[3] https://www.youtube.com/@AnnafromUkraine
## AUTOREN
Juri Konkewitsch
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Drohnen
Ukraine
Russland
Luftangriffe
Schwerpunkt USA unter Trump
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Russland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Patriot-Zusage Trumps an die Ukraine: Nur ein Business
Trump will nur neue Raketen liefern, wenn die EU zahlt. Der Westen kann
froh sein, dass er überhaupt zu etwas bereit ist.
Westukraine: Nirgendwo Sicherheit vor Angriffen
Auch im Westen der Ukraine sind immer häufiger Städte und Ortschaften Ziele
russischer Luftschläge. So soll die Bevölkerung weiter zermürbt werden.
Ukraine-Wiederaufbaukonferenz: Geld und Waffen
Die vierte Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine beginnt in Rom – und
sendet gleich zwei wichtige Signale.
Politikanalysten zur Ukraine-Konferenz: „Das Land besser wiederaufbauen, als …
Politikanalystin Anna Ackermann setzt sich für einen ökologischen
Wiederaufbau der Ukraine ein – und nennt Positivbeispiele noch während des
Krieges.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Zwei Tote bei russischem Angriff auf Kyjiw
Mit der größten Drohnenanzahl seit Kriegsbeginn soll Russland die Ukraine
in der Nacht angegriffen haben. Die deutsche Drohnen-Industrie wächst.
Verstorbener russischer Politiker: Ein Tod und viele Fragezeichen
Russlands Verkehrsminister Roman Starowoit wurde bei Moskau leblos
aufgefunden. Am Montag hatte Putin ihn entlassen. Über Hintergründe wird
spekuliert.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Massive Drohnenangriffe auf die Ukraine
Russland hat am Wochenende mit über Tausend Drohnen die Ukraine
angegriffen. Der Rüstungsindustrie-Verband hat seit Beginn des Kriegs seine
Mitgliederzahl verfünffacht.
Wie Russland auf Osteuropa blickt: Erst die Ukraine, dann das Baltikum
In Moskau will die Russische Militärhistorische Gesellschaft über die
„baltischen Schmarotzer“ informieren. Eine primitive Erzählung – und eine
verkappte Drohung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.