# taz.de -- Ministerpräsidentenkonferenz mit Merz: Bund und Länder verhandeln… | |
> Die Bundesregierung will mit einem „Investitionsbooster“ die schwächelnde | |
> Wirtschaft ankurbeln. Das solle nicht zulasten der Länder gehen, warnen | |
> diese. | |
Bild: Finanzminister Lars Klingbeil auf dem Hessentag in Bad Vilbel in dieser W… | |
Berlin dpa/taz | Bund und Länder suchen weiter nach einer Lösung im Ringen | |
um das Investitionsprogramm des Bundes und Einnahmeausfälle für die Länder. | |
Am Vormittag kommen in Berlin zunächst die Regierungschefinnen und -chefs | |
der Länder zusammen, am Nachmittag stehen Beratungen mit Kanzler Friedrich | |
Merz (CDU) an. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) rechnet noch nicht mit | |
einer Einigung. | |
Um die maue Wirtschaftslage in Schwung zu bringen, will der Bund Firmen | |
Anreize geben für Investitionen, unter anderem durch erweiterte | |
Abschreibungsmöglichkeiten für Maschinen und Elektrofahrzeuge. Ab 2028 soll | |
zudem die Körperschaftsteuer sinken. | |
Allerdings würden die Pläne wegen sinkender Steuern auch Einnahmeverluste | |
mit sich bringen. Laut Gesetzentwurf wären es für die Kommunen 13,5 | |
Milliarden Euro weniger, für die Länder 16,6 Milliarden und für den Bund | |
18,3 Milliarden – also insgesamt rund 48 Milliarden. Die Länder verlangen | |
vom Bund einen finanziellen Ausgleich und verweisen dabei vor allem auf die | |
prekäre Haushaltslage [1][vieler hoch verschuldeter Kommunen]. | |
## Länder fordern Kompensation | |
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) unterstützte das | |
Paket grundsätzlich, verwies aber am auf das Prinzip „wer bestellt, | |
bezahlt“. „Natürlich gehen wir mit dem Anspruch einer vollständigen | |
Kompensation auf den Bund zu“, sagte er. Möglich sei am Ende aber auch eine | |
Kompensation zu 90 Prozent. | |
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte sich ähnlich. | |
„Am Ende muss es zu einer Entlastung der Länder kommen, wenn Maßnahmen des | |
Bundes die Landeshaushalte belasten. Es braucht ein Entgegenkommen“, sagte | |
er dem Nachrichtenportal t-online. | |
Finanzminister Klingbeil dämpfte die Erwartungen an das | |
Bund-Länder-Treffen: „Wir werden das auf der Ministerpräsidentenkonferenz | |
wahrscheinlich noch nicht abschließen, weil das muss sehr genau diskutiert | |
werden“, sagte er bei einer Veranstaltung der Rheinischen Post. Aber klar | |
sei, dass es eine Lösung geben müsse. | |
Wüst zeigte sich optimistisch, dass man bei dem Spitzentreffen mit Merz | |
einen Schritt weiter kommen werde. Wenn eine Einigung bis zur | |
Bundesratssitzung am 11. Juli erzielt werden solle, müsse das | |
Gesetzesprojekt jetzt vorankommen. „Sonst landet es am Ende im | |
Vermittlungsausschuss“, warnte er. | |
## Wie eine Lösung aussehen könnte | |
Die CDU-Ministerpräsidenten haben in einem Schreiben an Kanzler Merz eine | |
grundsätzliche Lösung gefordert: Einen dauerhaften Mechanismus, der immer | |
dann automatisch zugunsten von Ländern und Kommunen greift, wenn | |
Bundesgesetze zu Mehrausgaben oder Mindereinnahmen führen. Dazu sagte | |
Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) der Augsburger Allgemeinen: | |
„Es darf nicht sein, dass wir bei jeder neuen Maßnahme wieder von vorn | |
verhandeln“. | |
Möglich wäre aber auch, dass erst einmal nur eine Lösung für dieses eine | |
konkrete Gesetz gefunden wird. Zur Kompensation könnten die Länder einen | |
höheren Anteil an der Umsatzsteuer bekommen. Denkbar wäre aber auch, dass | |
der Bund den Kommunen gezielt bei Klimawandel-Programmen oder | |
Sanierungsvorhaben unter die Arme greift und sie so über einen Umweg | |
entlastet. | |
Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) sagte der Augsburger | |
Allgemeinen, für eine wirtschaftliche Trendwende müsse der Staat zunächst | |
in Vorkasse gehen, in Form von Steuerausfällen. Und wenn die Wirtschaft | |
anziehe, flössen auch wieder mehr Steuereinnahmen. Und davon profitierten | |
Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen. | |
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sagte, zwar | |
müsse die Wirtschaft angekurbelt werden. „Die gemeinsame Position der | |
Länder ist, dass dieses Paket nicht einseitig zulasten der Länder und | |
Kommunen gehen darf“, betonte die SPD-Politikerin. | |
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Christian Görke, | |
forderte „ein Stoppzeichen“ und verwies auf eine Warnung der | |
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vor Milliardenentlastungen für die | |
Wirtschaft ohne angemessenen finanziellen Ausgleich. Länder und Kommunen | |
dürften nicht „nur mit Almosen über das Sondervermögen“ abgespeist werde… | |
sagte der Linken-Politiker. „Zum Schluss wiegt die gönnerhafte | |
Investitionszuweisung von 100 Milliarden Euro über elf Jahre an Länder und | |
Kommunen deren Steuerverluste nicht auf“, sagte Görke. | |
18 Jun 2025 | |
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