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# taz.de -- Influencer Fabian Grischkat: Stolzer Instagram-Konter gegen rechts
> Der queere Social-Media-Star Fabian Grischkat hat sich den Begriff
> „Stolzmonat“ als Marke gesichert. Rechte hatten vergeblich Widerspruch
> eingelegt.
Bild: Stolz auf Hausmannskost, „Tatort“ und seinen Umgang mit rechts: Der M…
Warum kompliziert, wenn es einfach geht? Bevor wir also mehr über den
Influencer Fabian Grischkat erfahren, erzählt uns Fabian Grischkat in zwei
ganzen und zwei halben Sätzen doch einfach selbst, warum sogar die
konventionellen Medien gerade über ihn berichten. Dazu ein Blick in ein
[1][Instagram-Video, das er am Wochenende gepostet hat]: Satz 1: „Letztes
Jahr habe ich die Marke ‚Stolzmonat‘ angemeldet.“ Satz 2: „Die Rechten
legten Widerspruch ein.“ Halbsatz 3: „Und verloren das Verfahren.“ Halbsa…
4: „Happy Pride.“ Protagonist, Antagonist, Drama, emotionaler Höhepunkt –
alles da, in wenigen Sekunden.
Grischkat muss in dem Video kein Wort sprechen, stattdessen erscheinen die
Sätze eingeblendet. Man sieht ihn mit einem Blumenstrauß und einer
Sektflasche – erst in der Berliner U-Bahn und im Aufzug, dann Schaumwein
spritzend auf einem Parkdeck. Traumjob Influencer? Na ja: Gerade linke und
linksliberale Influencer müssen sich qua Beruf leider oft mit rechtem Dreck
im Internet herumschlagen.
Der 24-jährige Grischkat ist seit über zehn Jahren in den sozialen Medien
aktiv. Heute vermittelt er als „Newsfluencer“ der Generation Z politische
und gesellschaftliche Inhalte – verständlich und prägnant. Er erklärt
seinen 180.000 Followern zum Beispiel, warum die AfD eine problematische
Partei ist. Doch der Hass, den er von Rechten erfährt, hat wohl auch mit
seinem Lebensstil zu tun: Grischkat lebt in Berlin (!), ernährt sich vegan
(!!), und er machte 2020 seine Bisexualität (!!!) öffentlich.
Vergangenes Jahr im Juni, in dem die [2][Queer-Community den Pride Month
feiert], fiel Grischkat auf, dass einschlägige Personen im Netz immer mehr
Deutschlandfahnen zusammen mit dem Hashtag „stolzmonat“ posteten. Es ist
der Versuch von Rechten, das Gefühl von Vielfalt und Lebensfreude in Hass
auf alles „Woke“ zu übersetzen.
Doch Grischkat wollte dieses Narrativ nicht einfach kampflos den Rechten zu
überlassen. Er meldete den Begriff im vergangenen Jahr beim europäischen
Marken- und Patentamt (EUIPO) an und verkauft seitdem im Internet unter
anderem T-Shirts mit dem Aufdruck „Stolz Monat“ und den Konterfeis der
lesbischen Volkssängerin Claire Waldoff, dem Sexualwissenschaftler
[3][Magnus Hirschfeld] und der im ehemaligen Westberlin auch als
„Soultunte“ bekannten Melitta Sündström. Einen Widerspruch gegen die
Markenrechte wies das EUIPO in der vergangenen Woche zurück.
## Hausmannskost und „Tatort“
Im Gespräch mit der Berliner Morgenpost sagte Grischkat im vergangenen
Jahr, dass er stolz auf vieles sei, sogar auf deutsche Hausmannskost oder
den „Tatort“. Er sei niemand, der spalten möchte. Tatsächlich sind seine
Videos auch nicht die eines Fanboys der Linken.
Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 erlangten seine Interviews in
Jugendsprache mit Vertretern aller demokratischen Parteien mediale
Aufmerksamkeit. Auch gab er in einem Spiegel-Interview neulich zu, dass er
den politischen Kommunikationsstil von CSU-Chef Markus Söder im Internet
durchaus für andere empfehle.
Nicht mal die Deutschlandfahne findet Grischkat so richtig schlimm: „Man
kann an einem Tag ins Fußballstadion gehen und die Deutschlandflagge
schwenken und am nächsten Tag auf dem CSD Regenbogenfarben tragen“, sagte
er der Morgenpost. Fans beiderlei Flaggen sind tatsächlich nicht allzu
häufig anzutreffen.
Bundestagspräsidentin [4][Julia Klöckner hatte sich jüngst geweigert, die
Pride-Flagge zu hissen]. Vielleicht sollte man ihr Grischkats Account ans
schwarz-rot-goldene Herz legen.
1 Jul 2025
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/p/DLb3wkct21y/
[2] /Pride-Parade-in-Budapest/!6096953
[3] /Buch-ueber-Pionier-der-Sexualforschung/!5866649
[4] /CSD-Absage-des-Bundestags/!6091532
## AUTOREN
Marvin Kalwa
## TAGS
Schwerpunkt LGBTQIA
Social Media
Instagram
Pride Parade
Pride Parade
wochentaz
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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