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# taz.de -- Fazit der UN-Ozeankonferenz: Ansagen zu Plastik und Tiefsee
> Fünf Tage lang rangen Staaten im südfranzösischen Nizza um den Schutz der
> Weltmeere. Was hat die Weltgemeinschaft erreicht?
Bild: Meer aus Plastik am Korle Gono Strand, Ghana, 2016
Nizza dpa | [1][Plastikmüll], [2][Klimawandel], [3][Überfischung]: Die für
den Planeten so wichtigen Ozeane stehen zunehmend unter Druck. Vertreter
von rund 170 Staaten haben auf der 3. UN-Ozeankonferenz im südfranzösischen
Nizza seit Montag beraten, wie man die Weltmeere besser schützen kann. Auch
wenn das am Abend erwartete Abschlussdokument hinter den Erwartungen von
Umweltschützern zurückbleiben dürfte, hat das Treffen wichtige Fortschritte
gebracht. Einige zentrale Punkte der Tagung im Überblick:
## Schutz der Hochsee
Die Hochsee macht etwa 60 bis 70 Prozent der Ozeane aus. Doch noch gibt es
in den internationalen Gewässern kaum Regelungen. Das
[4][Hochseeschutzabkommen], das die Vereinten Nationen vor zwei Jahren
verabschiedet haben, will das ändern. Es bildet unter anderem die Grundlage
dafür, um große Schutzgebiete auf Hoher See auszuweisen. Mit ihm wollen die
Staaten das UN-Ziel umsetzen, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Weltmeere
wirksam zu schützen. Bisher sind lediglich gut 8 Prozent Schutzgebiete.
Damit das Abkommen aber in Kraft treten kann, müssen es mindestens 60
Staaten ratifizieren. Entgegen den Befürchtungen von Umweltorganisationen
ist die Weltgemeinschaft diesem Ziel in Nizza deutlich näher gekommen. Mehr
als ein Dutzend Staaten ratifizierten das Abkommen zu Beginn der Konferenz.
Damit fehlen bis zur 60er-Marke nur noch einige wenige Länder. Sie dürfte
nach französischen Angaben spätestens im September geknackt werden.
OceanCare spricht von einem „ermutigenden Fortschritt“. Greenpeace forderte
Deutschland auf, jetzt auch fix mit der Ratifizierung voranzukommen.
## Kampf gegen Plastikmüll
Die eigentliche Musik spielt beim Kampf gegen Plastikmüll im August in
Genf. Denn dort will die internationale Staatengemeinschaft erneut
zusammenkommen, um über Abkommen zu verhandeln, das dazu verpflichten soll,
die Vermüllung der Ozeane einzudämmen. Die Verhandlungen in Südkorea waren
Ende vergangenen Jahres ohne Einigung zu Ende gegangen.
In Nizza schlossen sich nun 95 Staaten zusammen und forderten, die
Produktion von Primärkunststoffen zu begrenzen. Sie sprachen sich zudem
dafür aus, dass Länder verpflichtet werden sollten, über die Produktion,
die Ein- und die Ausfuhr von diesen Stoffen Bericht zu erstatten. Im
Abkommen wollen sie zudem eine Verpflichtung sehen, schrittweise die
problematischsten Plastikprodukte und Chemikalien in Plastik hinter sich zu
lassen. Greenpeace lobte den Aufruf an die weiteren Verhandlungsstaaten in
Genf als „Weckruf, den die Welt braucht“.
„Was hier inhaltlich skizziert wird, ist ein guter Anfang und gleichzeitig
das absolute Minimum, um die Plastikverschmutzung wirksam zu bekämpfen“,
kommentierte Florian Titze vom WWF Deutschland. Die Staaten müssten im
Zweifel auch bereit sein, mehrheitlich aber nicht einstimmig ein Abkommen
zu treffen, sollten einzelne Länder in Genf weiter blockieren.
## Klare Ansage zu Tiefseebergbau
Noch gibt es zwar keinen industriellen [5][Bergbau in der Tiefsee], doch
die Ideen und Vorhaben, dort vor allem sogenannte Manganknollen abzubauen,
bereitet vielen Staaten große Sorgen. Studien wiesen bereits auf erhebliche
Gefahren der Bewirtschaftung für die dortigen Ökosysteme auf. Deutschland
und 36 weitere Länder wollen beim Thema Tiefseebergbau zumindest eine
vorsorgliche Pause, dass also bis auf Weiteres keine derartigen Projekte
unterstützt werden.
Neue Brisanz hat das Thema bekommen, weil die USA unter Präsident Donald
Trump mittlerweile erwägen, auch in internationalen Gewässern
Tiefseebergbau zu betreiben. In Nizza stellten sich 24 Staaten, darunter
auch Deutschland, entschieden gegen solche Überlegungen. Tiefsee-Ressourcen
außerhalb nationaler Gewässer seien nach internationalem Recht das
gemeinsame Erbe der Menschheit und dürften daher nur kollektiv von der
Internationalen Meeresbodenbehörde ISA verwaltet werden. „Jeglicher
potenzieller Tiefseebergbau in Gebieten außerhalb nationaler
Gerichtsbarkeit, der außerhalb des internationalen Rechtsrahmens
stattfindet, (…) wäre entgegen internationalem Recht.“
Mitglieder der ISA sind die Europäische Union und rund 170 Staaten, nicht
jedoch die USA. Im Sommer will sich die ISA erneut zusammensetzen und über
ein weltweit akzeptiertes Regelwerk für den Tiefseebergbau beraten.
## Wie geht es jetzt weiter?
Auch bei zahlreichen anderen Themen ging es in Nizza voran. Deutschland
will gemeinsam mit Frankreich verorten, wo genau sich Munitionsaltlasten in
Ost- und Nordsee befinden; eine Staatengruppe will den Kampf gegen
Lärmbelästigung im Ozean vorantreiben und die Unesco will Meeresbildung
stärker fördern.
OceanCare-Geschäftsführerin Fabienne McLellan mahnt aber:
UN-Ozeankonferenzen seien Prüfsteine dafür, ob die Staatengemeinschaft die
selbst gesetzten Ziele zum Schutz der Meere bis 2030 erreichen könne. „Dazu
gehören die messbare Reduktion der Meeresverschmutzung sowie der Übergang
zu nachhaltigen Methoden in der Fischerei. Von diesen Zielen sind wir
jedoch noch weit entfernt.“
Die nächste UN-Ozeankonferenz ist für 2028 geplant. Gastgeber sollen dann
Südkorea und Chile sein. Neben Frankreich war in diesem Jahr Costa Rica
Mitveranstalter. Zuvor hatte es bereits zwei UN-Ozeankonferenzen gegeben:
2017 in New York und 2022 in Lissabon.
13 Jun 2025
## LINKS
[1] /Plastikmuell-im-Meer/!5830658
[2] /Klimakrise-bedroht-Meere/!6042478
[3] /Ueberfischung-im-Mittelmeer/!5989899
[4] /UN-Hochseeschutz-Abkommen/!5958271
[5] /Tiefseebergbau/!t5009483
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