# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Sich vom Bass treiben lassen | |
> Queen Omega macht Reggae feministisch, Dictaphone zitiert den Brüssler | |
> Underground. Und im About Blank findet das Down By The River Festival | |
> statt. | |
Bild: Queen Omega spielt mit ihrer Band The Royal Souls am Freitag im HKW | |
Bis 2022 hieß die Sommerkonzertreihe im Haus der Kulturen der Welt (HKW) | |
Wassermusik, seit zwei Jahren nennt sich die Global-Pop-Sause [1][Sonic | |
Pluriverse] – doch der Vibe ist ähnlich geblieben. In diesem Jahr lautet | |
die thematische Klammer „Bass Cultures“. Ideal ist die Musik auf der | |
wunderbar für einen Sundowner geeigneten Terrasse des HKW zu erleben – wenn | |
das Wetter nicht mitspielt, im Auditorium. | |
Den Auftakt am Freitag machen Queen Omega & The Royal Souls. Die Sängerin | |
kam in Trinidad zur Welt, wandte sich Rastafarismus und Roots Reggae zu und | |
gab Letzterem eine feministische Grundierung – ein Gewinn für die | |
männerdominierte Szene. Weniger geschmeidig liefen die querdenkerischen | |
Verschwörungstheorien rein, die sie bei ihrem Comeback am Ende der Pandemie | |
kommunizierte. Hoffentlich konzentriert sie sich diesmal auf ihren Mix aus | |
Roots Reggae, Calypso, Soca, Jazz und Soul. Vorab liest die | |
Spoken-Word-Legende Linton Kwesi Johnson aus seiner Prosa-Anthologie „Time | |
Come“ (27. 6., 19 Uhr, Tickets im VVK 23, erm. 19 Euro). | |
Am Samstag stehen im HKW die ebenfalls feministisch inspirierten Mamans du | |
Congo zusammen mit dem französischen HipHop- und Electronic-Produzenten | |
Rrobin auf der Bühne, gefolgt von André Marie Tala aus Kamerun, der mit | |
seiner Tchamassi Band seine ganze eigene Spielart des Afrobeat geschaffen | |
hat (28. 6., 19 Uhr, Tickets im VVK 23, erm. 19 Euro). | |
Auch die Panels und Lesungen der Reihe versprechen durchaus erhellendes. | |
Den Auftakt macht Mykaell Riley, der unlängst eine Ausstellung in der | |
Londoner British Library kuratiert hat und der die relevante Frage stellt: | |
„From Museum Basements to Machine Learning: Is AI a Friend or Enemy of | |
Black Music?“ (28. 6, 17 bis 18 Uhr, Eintritt frei). [2][Das Festival] | |
endet am 2. August. | |
## Vorab-Premiere von Dictaphone | |
Wer widerlegt haben will, dass avantgardistische Musik manchmal ein | |
bisschen beliebig klingt, der schaue sich das unglaublich tight | |
aufspielende KNM Ensemble an. Dessen Streicher-Quartett spielt an diesem | |
Wochenende gleich zweimal. Und weil die Musiker:innen keine | |
Herausforderungen scheuen, werden sie das arg komplexe 2. Streichquartett | |
(1980) des britischen Komponisten Brian Ferneyhough aufführen. Als Lehrer | |
gab dieser seinen Vorstellungen des Komplexismus, einem Subgenre der Neuen | |
Musik, an Generationen von Komponisten weiter. | |
Als Bonus zu der Veranstaltung, die nicht einmal Eintritt kostet, macht das | |
Ensemble ihre Arbeit an dem Stück für das Publikum transparent. Mittels | |
Videos sollen in den audiovisuell inszenierten Aufführungen [3][im | |
Teilelager der Galerie Fahrbereitschaft] auch die Vorbereitungen des | |
Konzerts und mittels Körpersensoren die emotionalen Zustände der | |
Musiker:innen erlebbar werden (28. und 29. 6., jew. 18.30 und 20 Uhr, | |
Eintritt frei). | |
Erst im August erscheint Dictaphones sechstes Album „Unstable“. Das düstere | |
Experimental-Album mit Referenzen an den belgischen Underground-Sound der | |
1980er-Jahre, das den Komponisten Oliver Doerell musikalisch sozialisierte, | |
hat allerdings schon jetzt [4][im Theater Hebbel am Ufer Premiere] – | |
anlässlich des 25. Jubiläum von Dictaphone. | |
Minimal Jazz trifft hier in atmosphärischer Manier auf Musique concrète und | |
Post Punk. Begleitet wird Doerell von Roger Döring, dem Violinisten | |
Alexander Stolze und dem Trompeter Shahab Anousha. Vorab gibt es im HAU 1 | |
den Komponisten und Andrea Belfi zu erleben, dessen fluides Perkussionspiel | |
zusammen mit melodischen, aber komplexen Arrangements für Vergnügen sorgt. | |
(29. 6., 19.30 Uhr, Tickets im VVK 22 Euro). | |
## Down By The River im About Blank | |
Nach so einem vollgepackten Wochenende heißt es erst einmal: chillen. Und | |
den Sommer draußen genießen. Deshalb hier schon mal ein kleiner Ausblick | |
auf das kommende Wochenende, auf [5][das Down By The River], was über die | |
Jahre für viele zu so etwas wie einem Festival der Herzen geworden ist – | |
und an einer entzückenden Draußen-Location stattfindet, von der befürchtet | |
werden muss, dass sie eines Tages von einer Autobahn plattgewalzt wird: | |
dem lauschigen Garten des About Blank. | |
Wie immer wird eine bunte, erschwingliche Wundertüte geboten. Unter anderem | |
treten auf: der immer aufs Neue entzückende Bela Fast aka fastmusic mit | |
seinem Minimal Pop, die Jazzer von Lail & Lomar, und der für die Bühne | |
geborene Sedlmair. (6. 7, 13 bis 23 Uhr, Tickets im VVK 16,32 Euro bis | |
24,74 Euro). | |
26 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hkw.de/programme/sonic-pluriverse-festival-bass-cultures | |
[2] https://www.hkw.de/programme/sonic-pluriverse-festival-bass-cultures) | |
[3] https://kammerensemble.de/veranstaltung/exhibited-music/ | |
[4] https://hebbel-am-ufer-tickets.reservix.de/p/reservix/event/2407945?_locale… | |
[5] https://rausgegangen.de/events/down-by-the-river-festival-2025-0/ | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
## TAGS | |
taz Plan | |
Sound der Stadt | |
Stadtmusik | |
Kultur in Berlin | |
Konzert | |
Theater | |
taz Plan | |
taz Plan | |
taz Plan | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Konzertempfehlungen für Berlin: Kontraste feiern | |
Ein Klaviergipfeltreffen mit Aimard und Benjamin, eine 30 Jahre-Feier für | |
das Label Planet Mu und ganz viel Liebe mit Sofi Jeannin gibt es diese | |
Woche. | |
Konzertempfehlungen für Berlin: Krieg als Oper | |
Die Deutsche Oper bringt Richard Wagner ins Nachrichtenformat, Philip Glass | |
kommt in die Philharmonie. Eigenwillig wird es wieder bei Jazzexzess. | |
Konzertempfehlungen für Berlin: Modulierend durchs Paradies | |
Zum Kiezsalon ertönt der Dudelsack, die Reihe Ciclo Modular aus Chile kommt | |
nach Berlin und bei Paradise Must Be Nice entstehen neue Klangwelten. |