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# taz.de -- Von Berlin zur Budapest Pride: Legal, illegal, egal
> Berliner Aktivist*innen fahren an diesem Donnerstag zur Budapest
> Pride, um die Queers in Ungarn zu unterstützen. Das ist nicht ohne
> Risiken.
Bild: Demo vor der ungarischen Botschaft in Berlin gegen das Pride-Verbot
Berlin taz | Rund 80 Aktivist*innen wollen sich an diesem Wochenende
auf den Weg von Berlin zur Budapester Pride machen, um die Leute vor Ort zu
unterstützen. Organisiert wird die Fahrt vom Solibus-Berlin und der
Freien-Ungarischen-Botschaft, einer Initiative von Exil-Ungar*innen, die
sich für einen demokratischen Rechtsstaat in ihrem Herkunftsland einsetzen.
„Wir machen hier nichts Verbotenes“, betont Mitorganisatorin Era Trammer
bei einer Infoveranstaltung in der Regenbogenfabrik im Vorfeld.
In Ungarn ist die Teilnahme an der Pride illegal. Der Budapester
Oberbürgermeister, Gergely Karácsony, stellte jedoch zwei Tage [1][nach
dem offiziellen Verbot] durch den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor
Orbán klar: „Tragt euch den 28. Juni rot in den Kalender ein, die 30.
Budapester Pride wird stattfinden.“
Orbán und seine Fidesz Partei wollen alles [2][nicht Heteronormative aus
der Öffentlichkeit verbannen]. Was sich bereits durch das 2021 eingetretene
„Kinderschutzgesetz“ abzeichnete, verschärfte sich im März dieses Jahres
durch die Aufnahme vorangegangener Anti-LGBTIQ-Gesetze in die Verfassung.
Verboten werden könne die Pride jedoch nicht, da es sich um eine städtische
Veranstaltung handelt, meint Karácsony und lädt international nach Budapest
ein.
Diesem Aufruf folgen nicht nur mehrere EU-Abgeordnete, sondern auch die
Berliner Aktivist*innen. Die Sorge in der Szene ist groß, wie die
Infoveranstaltung zeigt: „Was erwartet mich, wenn ich als Transperson an
der Pride teilnehme?“, fragt eine Person im Publikum, „verstoße ich damit
schon gegen das Gesetz?“ Eine richtige Antwort haben die
Veranstalter*innen auf diese Frage nicht, man befindet sich in einer
rechtlichen Grauzone, heißt es.
## Es drohen hohe Geldstrafen
Denn eigentlich verstößt die ungarische Verfassungsänderung gegen EU-Recht.
Hinzu kommt, dass die Bestimmungen so vage sind, dass man kaum weiß, ab
wann man laut der Fidesz-Regierung „das Wohl der Kinder durch
Homosexualität gefährdet“. „Das ist durchaus beabsichtigt“, sagt
Organisatorin Era Trammer. Die Bevölkerung solle aus Angst vor Repressionen
an der Teilnahme von queeren Veranstaltungen abgehalten werden.
Dass die deutschen Aktivist*innen wegen ihrer Teilnahme an der Parade
verhaftet werden, halten die Vertreter*innen der
Freien-Ungarischen-Botschaft für unwahrscheinlich. Jedoch müsse damit
gerechnet werden, eine Geldstrafe in Höhe von 200.0000 Forint – umgerechnet
rund 500 Euro – auferlegt zu bekommen. Außerdem wird die gesamte
Veranstaltung durch eine Gesichtserkennungssoftware videoüberwacht. Eine
FFP2-Maske zum Schutz sollte dennoch nicht getragen werden, heißt es von
den Veranstalter*innen. Denn die gilt in Ungarn auf Demonstrationen als
Vermummung und kann im schlimmsten Fall zu einer Inhaftierung führen.
Das alles schreckt die Berliner*innen jedoch nicht ab, wegen der hohen
Nachfrage wurde sogar ein zweiter Bus organisiert. 50 Euro kostet die Fahrt
von Donnerstag bis Sonntag nach Budapest.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein Bus aus Berlin auf den Weg zur
Budapest Pride macht. Bereits 2009 fuhren mehrere Berliner
Aktivist*innen zur Pride in die ungarische Hauptstadt, nachdem
Rechtsradikale die Parade ein Jahr zuvor mit Brandsätzen attackiert hatten.
25 Jun 2025
## LINKS
[1] /Ungarn-auf-Abwegen/!6076711
[2] /Ungarn-schraenkt-Geschlechtervielfalt-ein/!6079140
## AUTOREN
Julian Csép
## TAGS
Pride Parade
Ungarn
Viktor Orbán
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Solidarität
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