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# taz.de -- US-Schlag gegen Iran: Trump bombt sich ins Dilemma
> Mit seiner Entscheidung, Irans Atomanlagen zu bombardieren, stößt der
> US-Präsident auch Teile seiner Unterstützerschaft vor den Kopf.
Bild: Geht auf seine Kappe: Trump (in roter Maga-Mütze) mit Vizepräsident J.�…
Berlin taz | Eine Woche lang hielt US-Präsident Donald Trump die
Öffentlichkeit im Unklaren, wie – und wann – er über eine Beteiligung an
Israels Angriff auf den Iran entscheiden würde. Die Forderung der
israelischen Regierung, die USA mögen ihre bunkerbrechenden Bomben gegen
die tief in den Berg gegrabene Urananreicherungsanlage Fordo einsetzen, war
mehr als deutlich – und für Trump ergab sich ein massives Dilemma. [1][In
keiner anderen Frage haben sich je innerhalb seiner trumpistisch
umgeformten Republikanischen Partei, aber auch im außerparteilichen
MAGA-Umfeld, so tiefe Risse aufgetan wie über den Iran-Einsatz.]
Denn tatsächlich war es ein zentrales Wahlversprechen, anders als die
verhassten Neocons und die Interventionisten der Demokraten keine neuen
Kriege zu beginnen, schon gar nicht mit ungewissem Ausgang erneut im Nahen
Osten. Und so machten einige der profiliertesten Isolationisten aus dem
Trump-Lager in den vergangenen Tagen mobil gegen einen US-Militäreinsatz im
Iran.
Allen voran der frühere Fox News-Moderator Tucker Carlson und die
verschwörungsgläubige Abgeordnete [2][Marjorie Taylor Greene] erklärten die
Iran-Frage zum entscheidenden Glaubwürdigkeitstest der „America
First“-Politik.
[3][Mit seiner Ankündigung vom Donnerstag, er werde „innerhalb der nächsten
zwei Wochen“ eine Entscheidung treffen], schien Trump sich Zeit verschaffen
zu wollen, um die politischen und militärischen Risiken abzuwägen. Ein
Ablenkungsmanöver. Am Samstagabend US-Zeit warfen sieben B-2-Bomber
insgesamt 14 bunkerbrechende GBU-57 Bomben im Iran ab, 12 davon über der
besonders tief eingegrabenen Anlage von Fordo, zwei weitere über Natans.
## Unklarheit über Erfolg der Mission
Trump erklärte kurze Zeit später in einer TV-Ansprache, die Anlagen seien
komplett zerstört. „Operation Midnight Hammer“ sei ein voller Erfolg,
ergänzte am Sonntag Verteidigungsminister Pete Hegseth – aber weder er noch
Generalstabschef Dan Caine konnten bestätigen, dass wirklich alles zerstört
worden sei. Man wisse es nicht.
Was der gesamten Regierungskommunikation allerdings extrem wichtig ist: Es
handele sich um einen einmaligen Schlag, keine weiteren Militäraktionen
seien geplant, und man versuche auch nicht, einen Sturz der iranischen
Regierung herbeizubomben. Man werde allerdings, sagte Trump noch am Abend,
mit fürchterlicher Gewalt auf jeden iranischen Angriff auf US-Amerikaner
oder US-Stützpunkte reagieren.
Den in den vergangenen Tagen lautesten Einsatzgegner*innen aus dem
MAGA-Lager schien es zunächst die Sprache zu verschlagen. Andere, die
tendenziell dem gleichen Lager zuzuordnen sind, wiegelten ab. Der
trumpistische Aktivist Charlie Kirk etwa, der mit seiner Organisation
„Turning Point USA“ wesentlich zum Erfolg Trumps bei jungen Leuten
beigetragen hat, sprach von einem „chirurgischen Eingriff“, den Trump „mit
Umsicht und Entschlossenheit“ angeordnet habe.
Matt Gaetz, früherer Abgeordneter aus Florida, der ebenfalls vor der
Verwicklung der USA in einen neuen Endloskrieg gewarnt hatte, schrieb auf
X, der Angriff bedeute nicht zwangsläufig einen längeren Konflikt und
verglich den Einsatz mit [4][der Ermordung des iranischen Generals Qassem
Soleimani während Trumps erster Amtszeit im Januar 2020]. „Einmal und
fertig“, „schrieb Gaetz, „kein Krieg für Regime Change. Trump der
Friedensbringer!“
Während republikanische Führungsfiguren schnell ihre Zustimmung zum
Militärschlag erklärten, äußerten sich demokratische Abgeordnete und
Senator*innen empört, dass Trump eine Militäraktion von dieser
Tragweite ohne Zustimmung des Kongresses angeordnet hatte. Die linke
Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez sieht darin sogar einen klaren Grund
für ein erneutes Amtsenthebungsverfahren.
## Niemand weiß, ob sich das Risiko auszahlt
Der demokratische Fraktionschef im Senat, Chuck Schumer, wollte ein
sofortiges Votum im Kongress über die Legitimität dieses Militärschlages.
Der demokratische Senator Adam Schiff erklärte, da es keinerlei Hinweise
darauf gebe, dass Iran tatsächlich kurz vor der Fertigstellung stehe, habe
so eine Operation niemals angeordnet werden dürfen – schon gar nicht ohne
die Zustimmung des Kongresses, der laut Verfassung das einzige Staatsorgan
ist, was einem anderen Land den Krieg erklären kann.
Insgesamt allerdings scheint sich die politische Öffentlichkeit auf beiden
Seiten derzeit noch zurückzuhalten. Erweist sich der Schlag als Erfolg,
kommt es also nicht zur einer Kettenreaktion von iranischen Reaktionen und
wiederum US-amerikanischen Gegenschlägen, dann will niemand gegen einen der
größten außenpolitischen Erfolge gewesen sein.
Geschieht allerdings das Gegenteil, schließt also Teheran die Straße von
Hormus mit allen Folgen für die Weltwirtschaft, kommt es zu
US-amerikanischen Verlusten und einer neuen Kriegsspirale ohne erkennbarem
Ende, will niemand dafür verantwortlich gemacht werden.
„Präsident Trump ist hier hohes Risiko gegangen, und niemand weiß bislang,
ob sich das auszahlt, sagt der demokratische Senator Jack Reed aus Long
Island. Und das ist die Schwachstelle: Ab jetzt hat Trump selbst es nicht
mehr in der Hand, wohin sich der Konflikt entwickelt.
22 Jun 2025
## LINKS
[1] /Diskussion-um-Kriegseintritt-der-USA/!6092650
[2] /Vorwurf-des-Insiderhandels-gegen-Trump/!6079122
[3] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6095353
[4] /Toetung-des-iranischen-Generals-Soleimani/!5823963
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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