# taz.de -- Europäisches Rüstungsprogramm: Nachhaltigkeit für Brüssel kein … | |
> Im Interesse schneller Aufrüstung will die Kommission Umweltregeln für | |
> die Branche aufweichen. Wichtiger ist ihr die Unabhängigkeit. | |
Bild: Nachhaltige Investitionen? Waffen europäischer Hersteller auf der Paris … | |
Brüssel taz | Die EU will mehr Geld für Verteidigung bereitstellen und | |
Rüstungsprojekte zugleich als nachhaltig einstufen. Dies geht aus neuen | |
Vorlagen des Ministerrats und der EU-Kommission hervor. Die Ankündigung | |
kommt kurz vor dem Nato-Gipfel, bei dem beschlossen werden soll, die | |
Rüstungsausgaben auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung zu erhöhen. | |
Wie die [1][Rüstungsprogramme von EU] und Nato koordiniert werden, ist | |
unklar. Bisher galt, dass Doppelstrukturen vermieden werden sollten. Wegen | |
der Aufrüstung in Russland und der unberechenbaren Politik von US-Präsident | |
Donald Trump will die EU aber unabhängiger werden und eigene | |
Verteidigungskapazitäten aufbauen. | |
Dafür wurden in Brüssel wichtige Weichen gestellt. Nach langem Streit soll | |
das Europäische Programm für die Verteidigungsindustrie nun starten. Es | |
soll zunächst 1,5 Milliarden Euro aus dem EU-Budget bekommen. Später | |
könnten noch [2][ungenutzte Gelder hinzukommen, etwa aus dem | |
Corona-Aufbaufonds]. | |
Wichtigste Hürde war die Frage, welche Anschaffungen gefördert werden | |
sollten. Frankreich wollte vor allem europäische Rüstung subventionieren. | |
Länder wie die Niederlande plädierten für mehr Flexibilität beim Kauf von | |
Waffen aus den USA, Großbritannien und anderen Ländern. Wegen der | |
angestrebten Unabhängigkeit darf das Geld – so der Kompromiss – nur für | |
Rüstungsgüter ausgegeben werden, die zu mindestens 65 Prozent aus in der EU | |
oder assoziierten Ländern produzierten Komponenten bestehen. Zehn EU-Länder | |
merkten an, bei „kritischen Komponenten“ sei man aber weiter auf die USA | |
angewiesen. | |
## Sozialverträgliche Waffen | |
Umstritten war auch lange, ob Investitionen in Rüstungsgüter als nachhaltig | |
– also umwelt- und sozialverträglich – eingestuft werden sollten. Hier | |
laufen die Empfehlungen der EU-Kommission nun auf ein Ja hinaus. | |
Verteidigungskommissar Andrius Kubilius legte ein Vereinfachungspaket vor, | |
das Waffen [3][das begehrte ESG-Prädikat] verleihen soll. | |
Kubilius hätte zudem gern, dass die Branche von beschleunigten | |
Genehmigungsverfahren profitiert und zudem freie Hand bei der Nutzung von | |
Chemikalien für die Waffenproduktion erhält. Damit würden die | |
[4][europäische Umwelt- und Chemikalien-Gesetzgebung] umgangen und | |
Wettbewerbsregeln aufgeweicht. | |
Das Europaparlament zeigte sich zufrieden. Sogar die Grünen wollen | |
zustimmen. Widerspruch kommt von der Linken: „Mit dem Rüstungsturbo pfeift | |
die Kommission auf Nachhaltigkeit“, kritisierte Özlem Alev Demirel, die | |
friedenspolitische Sprecherin der Linksfraktion. Die Vorstellung einer | |
„nachhaltigen Rüstung“ sei widersinnig. | |
19 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Europaeische-Verteidigungspolitik/!6090760 | |
[2] /Corona-Aufbaufonds-der-EU/!6086569 | |
[3] /Waffenlobby-in-der-EU/!6041646 | |
[4] /EU-streitet-ueber-Umweltgesetze/!5934953 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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