# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Warten und provozieren | |
> Merz sieht die Lieferung von Taurus-Systemen „im Bereich des Möglichen“. | |
> Moskau schlägt Verhandlungen vor, macht aber keine konkreten Vorschläge. | |
Bild: Will ein weiteres Treffen in Istanbul: der russische Außenminister Serge… | |
## Kreml schlägt der Ukraine neue Verhandlung am Montag vor | |
Im Ringen um ein Ende des [1][Ukraine-Kriegs] schlägt Russland der | |
Regierung in Kiew eine weitere direkte Gesprächsrunde über eine Waffenruhe | |
an diesem Montag vor. Die Verhandlungen sollten wieder in Istanbul | |
stattfinden, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der | |
Staatsagentur Tass. Die russische Delegation sei bereit, dort dem | |
ukrainischen Team ein Memorandum vorzustellen. Das Papier lege die | |
russische Position zu „allen Aspekten einer zuverlässigen Überwindung der | |
Grundursachen der Krise“ dar. | |
Die Ukraine pochte aber umgehend darauf, das Memorandum sofort zu bekommen. | |
Andrij Sybiha, Außenminister des vor mehr als drei Jahren von Russland | |
angegriffenen Landes, schrieb bei X, man erwarte, dass die russische Seite | |
das nächste Treffen nicht scheitern lasse und „unverzüglich“ ihre | |
Vorschläge vorlege, so wie zuvor vereinbart. | |
Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow teilte mit, er habe | |
dem russischen Chefverhandler schon ein Dokument mit der ukrainischen | |
Position übergeben. „Wir sind nicht gegen weitere Treffen mit den Russen | |
und warten auf ihr ‚Memorandum‘, damit das Treffen nicht ins Leere läuft | |
und uns der Beendigung des Krieges wirklich näher bringt“, schrieb er bei | |
X. Umjerow warf Moskau weitere Verzögerungen vor und wiederholte die | |
ukrainische Bereitschaft zu einer vollständigen und bedingungslosen | |
Waffenruhe. | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte mehr internationalen | |
Druck auf Russland für ein Ende des Angriffskriegs. Er sehe bei Kremlchef | |
Wladimir Putin noch keine Bereitschaft dazu, sagte Selenskyj bei „RTL | |
Direkt“. „Wir haben nicht genug Druck.“ Führende Mächte setzten sich ni… | |
genug ein. „Die USA sind dabei, aber nicht zu 100 Prozent. Andere Staaten | |
wie China oder andere Staaten des Globalen Südens halten sich zurück.“ | |
Putin klebe an seinem Sessel, sagte der Präsident. „Wir werden einen | |
gerechten Frieden haben, aber wahrscheinlich erst nach Putin.“ Eine | |
Zwischenlösung sei aber sofort möglich: „Der Frieden aber, der zuerst mit | |
einer Waffenruhe beginnt und dann mit weiteren Schritten für dauerhaften | |
Frieden, der kann morgen beginnen.“ (dpa) | |
## Trump will sich vorerst nicht auf neue Sanktionen festlegen | |
US-Präsident Donald Trump zeigte sich mit Blick auf neue Sanktionen gegen | |
Russland zögerlich – setzte Putin aber gleichzeitig ein Ultimatum. „Wir | |
werden herausfinden, ob er uns an der Nase herumführt oder nicht – und wenn | |
er es tut, werden wir ein wenig anders reagieren“, sagte Trump bei einem | |
Auftritt vor der Presse im Weißen Haus auf Nachfrage. | |
Auf die Frage, was ihn davon abhalte, neue Sanktion gegen Russland zu | |
verhängen, sagte der Republikaner: „Nur die Tatsache, dass ich, wenn ich | |
glaube, dass ich kurz vor einem Deal stehe, das nicht vermasseln möchte.“ | |
Trump sagte weiter, er sei „sehr enttäuscht über das, was in den | |
vergangenen Nächten passiert“ sei. Menschen seien getötet worden, während | |
gerade Verhandlungen stattgefunden hätten. „Ich bin sehr enttäuscht | |
darüber. Sehr, sehr enttäuscht“, sagte Trump. (dpa) | |
## Merz schließt Taurus-Lieferungen nicht aus | |
Deutschland sagte der Ukraine Unterstützung bei der Produktion | |
weitreichender Raketen zu. Bundeskanzler Friedrich Merz sagte [2][nach | |
einem Treffen mit Selenskyj in Berlin]: „Wir wollen weitreichende Waffen | |
ermöglichen. Wir wollen auch gemeinsame Produktion ermöglichen.“ Eine | |
konkrete Vereinbarung über die Rüstungskooperation trafen die | |
Verteidigungsminister beider Länder, Boris Pistorius und Rustem Umjerow, | |
während des Besuchs. | |
Die Ukraine benötigt die weitreichenden Waffen, um russische Flugplätze | |
oder Nachschublinien weit hinter der Front angreifen zu können – auch auf | |
russischem Territorium. [3][Die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper | |
in die Ukraine] wird mit der deutschen Produktionshilfe für ukrainische | |
Waffen unwahrscheinlicher – vom Tisch ist sie aber nicht. Im ZDF-„heute | |
journal“ schloss Merz die Lieferung nicht aus. „Natürlich ist das im | |
Bereich des Möglichen“, antwortete er auf eine entsprechende Frage. | |
Der russische Außenminister Lawrow sagte, Deutschland lasse sich mit der | |
Finanzierung der Produktion ukrainischer Raketen geradewegs in diesen Krieg | |
hineinziehen. Der Kreml warf dem Bundeskanzler Kriegstreiberei vor. Merz | |
provoziere mit seinen Äußerungen die Weiterführung des Kriegs, sagte | |
Kremlsprecher Dmitri Peskow. (dpa) | |
## Wadephul hält gegen Vorwürfe aus Russland | |
Der deutsche Außenminister Johann Wadephul wies den Vorwurf scharf zurück. | |
„Wenn es jemanden gibt, der über Kriegstreiberei nicht reden darf, dann ist | |
es (Kremlsprecher Dmitri) Peskow, weil er und sein Regime nicht nur das | |
verbal macht, sondern tatsächlich einen rechtswidrigen, | |
völkerrechtswidrigen Krieg betreibt“, sagte der CDU-Politiker nach einem | |
Gespräch mit seinem US-Kollegen Marco Rubio in Washington. | |
Außerdem warf er Putin vor, nicht bereit für ein Ende des Angriffskriegs zu | |
sein. „Alle sind für Verhandlungen. Alle sind dafür, dass die beiden | |
Parteien eine einvernehmliche Lösung finden. Aber im Moment ist Russland | |
dazu nicht bereit (…)“, sagte der CDU-Politiker im Interview mit dem | |
US-Sender Fox News auf Englisch. (dpa) | |
## Drohnenangriffe: Opfer in der Ukraine, Schäden in Moskau | |
Gegenseitige nächtliche Drohnenangriffe haben in der Ukraine mindestens | |
einen Toten und mehrere Verletzte gefordert und in Russlands Hauptstadt | |
Moskau Schäden hervorgerufen. Beim Beschuss der Stadt Bilopilja in der | |
grenznahen ukrainischen Region Sumy sei ein Zivilist getötet und eine Frau | |
verletzt worden, teilte die Gebietsverwaltung mit. „Wohnhäuser wurden | |
zerstört“, hieß es auf dem Telegramkanal der Behörde. Auch in anderen | |
Gemeinden gab es demnach Schäden, unter anderem an Infrastrukturobjekten. | |
Bei Drohnenangriffen auf die ukrainische Industrieregion Dnipropetrowsk | |
wurden nach Behördenangaben drei weitere Zivilisten verletzt. Auch hier gab | |
es Zerstörungen an Wohnhäusern. Zudem seien 30 Solarpanels für die | |
Energieversorgung beschädigt worden, teilte Gouverneur Serhij Lyssak mit. | |
Auf der Gegenseite meldete das russische Verteidigungsministerium den | |
Abschuss von 48 ukrainischen Kampfdrohnen, davon 3 über dem Gebiet Moskau. | |
Auf dem Flughafen Wnukowo musste der Verkehr zeitweise eingestellt werden. | |
Zudem sind nach Angaben von Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin | |
Drohnentrümmer in ein Wohnhaus am Wernadski-Prospekt im Süden der | |
Hauptstadt gestürzt. Videos zeigen Fassadenschäden an einem Neubaublock. In | |
der Moskauer Vorstadt Odinzowo wurde zudem ein Fahrzeug durch herabfallende | |
Trümmer beschädigt. Verletzte hat es in beiden Fällen demnach nicht | |
gegeben. (dpa) | |
29 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
[2] /Selenskyj-in-Berlin/!6090885 | |
[3] /Selenskyj-und-Merz/!6090718 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Johann Wadephul | |
Wolodymyr Selenskij | |
Kanzler Merz | |
Waffenlieferung | |
Russland | |
Kolumne Krieg und Frieden | |
Kanzler Merz | |
Wolodymyr Selenskij | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tagebuch aus der Ukraine: Es ist Krieg, machen wir was draus | |
Unter den russischen Bombardements leidet die Stadt Charkiw besonders. Doch | |
gerade hier tobt wieder das pralle Leben. Aus Trotz und für die Freiheit. | |
Selenskyj in Berlin: Alles ist offen | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war zu Gast in Deutschland. | |
Wie es weiter geht, beispielsweise mit Friedensverhandlungen, ist unklar. | |
Selenski zu Besuch in Berlin: Militarisiertes Denken | |
Der ukrainische Präsident Selenskyj trifft Bundeskanzler Merz in Berlin. | |
Ein Blick auf die Berichterstattung zeigt, dass sie die falschen | |
Prioritäten setzen. |