# taz.de -- Lehren aus Liverpool: Wie wir uns besser vor Auto-Attacken schütze… | |
> In Liverpool ist ein Mann mit dem Van in eine Menschenmenge gefahren. | |
> Solche Fälle häufen sich. Mehr Schutz für Fußgänger:innen wäre | |
> möglich. | |
Bild: Mobile Poller können schützen, sind aber nur eine temporäre Lösung | |
Berlin taz | Dutzende Menschen sind verletzt, teilweise schwer: Ein Mann | |
[1][ist am Montagabend bei der Meisterfeier des britischen FC Liverpool mit | |
einem Van in eine Menschenmenge gefahren]. Ob es sich um einen gezielten | |
Angriff handelte, und wenn ja, mit welcher Motivlage, war bis | |
Redaktionsschluss unbekannt. | |
Die Fälle, in denen Autos zu Waffen werden, häufen sich – auch in | |
Deutschland. Im März fuhr ein Mann in Mannheim in eine Menschenmenge, ein | |
weiterer im Februar in München, noch einer im Dezember in Magdeburg. Dabei | |
gab es jeweils Tote. | |
Können Kommunen ihre Bewohner:innen schützen? Eine der gängigsten | |
Maßnahmen sind Poller. Helmut Dedy, Chef des Deutschen Städtetags, wirft | |
auf Anfrage der taz aber ein Problem auf: „Zur Sicherheit in der Stadt | |
gehört auch, dass wir Wege für Rettungs- und Einsatzkräfte freihalten. | |
Schon deshalb lässt sich nicht jede Straße und jeder Platz durch Barrieren | |
sichern.“ | |
Sein Sachreferent für Zufahrtsschutz, Christian Schneider, hat dafür aber | |
eine Lösung auf Lager: bewegliche Barrieren. Das können Poller sein, die | |
man bei Bedarf herunterfahren kann. Aber: „Moderner Zufahrtsschutz bedeutet | |
viel mehr, als nur Poller aufzustellen“, betont Schneider. Man könne | |
Schutzmaßnahmen auch so gestalten, dass sie im Alltag weitere Vorteile | |
haben. Bänke, Fahrradständer, Blumenkübel oder Hochbeete zum Beispiel | |
können Autos am Durchfahren hindern – aber schaffen auch Platz für | |
Fahrräder sowie Menschen und verschönern die Stadt. | |
## Fußgänger-Verein warnt auch vor „Alltagsraserei“ | |
Doch das reicht nicht allen. Roland Stimpel, Chef des Fußgängervereins | |
Fuss, hat zwar nichts gegen mehr Sitzgelegenheiten, weist aber auf ihre | |
Grenzen beim Fußgänger:innenschutz hin: „Stadtmöbel können natürlich | |
helfen, bestimmte Orte zu schützen, aber nur einzelne Orte – und zum | |
Beispiel keinen Demonstrationszug wie in München und keine ganze | |
Fußgängerzone wie in Mannheim.“ Auch die Menschen, die eine Straße | |
überqueren, seien dadurch nicht geschützt. | |
Zudem gehe vom Autoverkehr auch abseits von gezielten Attacken Gefahr aus: | |
„Amok- und Terrorfahrten darf man nicht relativieren“, so Stimpel. „Aber … | |
darf nicht ihretwegen verschwiegen werden, [2][dass viel mehr Menschen der | |
Alltagsraserei zum Opfer fallen].“ | |
Großes Potenzial sieht der Verein in Geschwindigkeitsassistenten. | |
Sogenannte Intelligent Speed Adaptors (ISA) erfassen im Auto, welches | |
[3][Tempolimit] gilt, und bremsen das Fahrzeug gegebenenfalls ab. „ISA muss | |
in alle Autos, so rasch es geht – und es muss mindestens innerorts immer | |
eingeschaltet bleiben“, sagt Stimpel. | |
Zwar müssen seit Juli 2024 alle Neuwagen in der Europäischen Union mit ISA | |
ausgestattet sein, Fahrer:innen können das System aber einfach | |
ausschalten. Für ältere Fahrzeuge gilt es ohnehin nicht. | |
27 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Paula Schurbohm | |
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